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Fünf der Besten: Rainer Schlegelmilch über Legenden der F1
Der legendäre Formel-1-Fotograf Rainer Schlegelmilch schildert seine Eindrücke über die fünf größten Stars, die er in seiner 55-jährigen Karriere begleiten durfte
(Motorsport-Total.com) - Schlegelmilch, dessen beeindruckendes Archiv im vergangenen Jahr von Motorsport Network erworben wurde, hatte das Glück diese Motorsport-Helden hautnah erleben und atemberaubende Fotos schießen zu können.
Hier gibt er seine persönliche Einschätzung zu den Charakteren hinter den Helmen, zusammen mit Beispielen seiner Fotografien zu jedem Thema.
Ayrton Senna
"Senna war ein sehr ernsthafter, in sich gekehrter Fahrer. Er war streng gläubig, und ich erinnere mich gerne an außergewöhnliche Aufnahmen, die sein Antlitz unter Helm und Balaclava in beinah religiöser Andacht und Konzentration zeigten. Zu siegen war stets sein Ziel. Um sich durchsetzen, scheute er auch keinen Streit mit seinem Teamchef (Ron Dennis) oder mit Alain Prost. Aber - er offenbarte mir auch seinen Charakter von der guten Seite - als er seinem späteren Teammate und besten Freund in der Formel 1, Gerhard Berger, den Sieg 1991 in Japan schenkte."
"Das kam völlig überraschend für mich. Ego-Typen wie Senna und Berger waren in der Lage, diesen Moment zu teilen - etwas sehr, sehr Seltenes in der Formel 1. Für die meisten Fahrer waren ihre grössten Feinde ... ihre Teamkollegen."
"Senna verunglückte am 1.Mai 1994 in Imola tödlich. "Als wenn die Sonne vom Himmel fällt ..." waren Bergers erste Worte in einem Wiener Motorsport-Magazin. Seitdem war Nichts mehr wie es war, und Sicherheitsdenken steht in der Formel 1 an erster Stelle."
Jochen Rindt
"Er ist ein verrückter Deutscher, der in Österreich lebt und mit einer Lizenz aus Österreich fährt." Das war das Erste, das ich über Jochen hörte. Natürlich war ein wilder, junger Hund, als er in die Formel 1 kam. Und er war so fokussiert - aufs Fahren, aufs Gewinnen. Ich machte sogar Bilder 1963 von ihm in Monaco im Formel-3-Auto, so beeindruckt war ich schon damals von diesem Kerl. Jemand sagte mir: "Er ist sehr fokussiert und eines Tages wird er bestimmt ein ganz Großer werden". Und so kam es."
"Gegen Ende seiner Karriere, ab '68, wurde er zum ersten Formel-1-Playboy. Er war ein modern denkender Fahrer, pflegte die Selbstinszenierung, war mit einem finnischen Fotomodell verheiratet. Sein jäher Tod und sein postumer Weltmeistertitel haben ihn früh zur Legende gemacht."
Jackie Stewart
"Ich war Deutscher, die Formel 1 war britisch geprägt und es war nicht leicht für mich, Zugang zu den immer lockeren englischen Fahrern zu finden. Nur durch meine guten Kontakte zu britischen Journalisten kam ich diesen Jungs näher. Ich wurde Jackie und seiner Frau Helen vorgestellt und danach war ich akzeptiert. Damals konnte ich schon farbige Rennkalender vorzeigen, was auch als Arbeitsnachweis immer zusätzliche Gesprächsthemen ergab."
"Obwohl Jackie 1973 nach 99 Rennen seine aktive Laufbahn beendete, sahen und sprachen wir uns in all den Jahren danach. Stets stellte er mich im Fahrerlager seinen Gästen mit ein paar freundlichen Sätzen vor, nicht ohne zu bemerken, dass ich schon vor ihm in der Formel 1 gewesen sei, und (inzwischen Jahrzehnte später) heute noch zu den Fleißigsten gehöre ... ;-)"
"Ein Highlight war vor ein paar Jahren seine Einladung zum Lunch auf seinen privaten Wohnsitz in der Nähe von Silverstone. Heute freue ich mich, dass ich Sir Jackie mit meinen Aufnahmen bei seiner "Charity gegen Demenz" unterstützen kann. Ich glaube, unsere jetzige Freundschaft ist auch darin begründet, dass wir gemeinsam, jeder auf seine Weise, im Motorsport gealtert sind und stets Respekt voreinander hatten. Und er ist immerhin dreimaliger Formel-1 Weltmeister ..."
Jim Clark
"Für mich war Jim Clark der Held meiner Schwarz-Weiß-Zeit. Der Sohn eines schottischen Bauern, der es vom Schäfer zum Formel-1 Weltmeister schaffte. Ich erinnere mich daran, als er in Hockenheim starb. Das war einer der dunkelsten Tage meines Lebens, weil Clark ein Übermensch war und niemand sich seinen Tod durch einen Unfall vorstellen konnte."
"Er war der beste Fahrer seiner Zeit, er gewann mit seiner Fahrkunst und er war immer aufgeschlossen und fröhlich. Er war bescheiden wie ein Schuljunge, wenn er auf dem Podium stand. Der Tag seines Todes war wirklich schlimm für alle: seine Fahrer-Kollegen, die Teams, die Fans und uns Journalisten und Fotografen."
"Ich hinterfragte meine Entscheidung, einen Sport lieben zu wollen, der seine Besten umbringt. Keine andere Sportart war dem Tod so nahe. Das hat mich lange beschäftigt und weitere tödliche Unfälle (Rindt, Courage, Villeneuve, Senna) haben mich immer wieder mit dieser Frage konfrontiert."
Michael Schumacher
"Am Anfang war er natürlich fantastisch für ein in der Formel 1 unterentwickeltes Land. Wir Deutschen brauchten jemanden, der ihnen vertraut war und an den sie glauben konnten. Das sieht man, wenn man sich vor Augen führt, wie viele Leute zu seiner Zeit den Fernseher einschalteten. Michael war großartig, ein begnadeter und begeisternder Rennfahrer. Durch seinen kometenhaften Aufstieg wurde es jedoch immer schwieriger, seine Nähe für "besondere" Aufnahmen zu finden."
"Selbst mit 7 Weltmeistertiteln konnte er 2006 nicht die längst wohlverdiente Ruhe finden. 2010 Jahre versuchte er nochmals bei Mercedes ein Comeback, musste aber schließlich die Grenzen des Alters gegen den aufstrebenden jungen Nico Rosberg erkennen. Sein Unfall beim Skilaufen in den französischen Alpen ist für mich immer noch ein unfassbarer Schicksalsschlag, nachdem er in 286 Rennen mit 91 Siegen zum erfolgreichsten Fahrer aller Zeiten aufgestiegen war."
Um mehr über Rainer Schlegelmilchs außergewöhnliches Werk zu erfahren, schauen Sie sich den Trailer zu seinem Film Freezing Speed an, der auf Motorsport.tv zu sehen ist: motorsport.tv/channel/motorsportcom/video/rainer-schlegelmilch-freezing-speed/1544
Und stöbern Sie in seinen legendären Fotos auf Motorsport Images: motorsportimages.com/brands/rainer-schlegelmilch/