Mark Webber: Wie sich sein Blick auf die Formel 1 geändert hat
Als TV-Experte schaut Mark Webber heute etwas anders auf die Formel 1, zieht Vergleiche zur Zeit in der Sportwagen-WM und bedauert vor allem eine Sache
(Motorsport-Total.com) - Mehr als zehn Jahre war Mark Webber in der Formel 1 unterwegs. Seine Karriere in der Königsklasse begann im Jahr 2002, als Minardi und Jaguar noch Teil davon waren. Später fuhr er auch für Williams und schließlich sieben Jahre lang für Red Bull. Ein WM-Titel war ihm nie vergönnt. Heute ist er noch immer an den Rennstrecken dieser Welt anzutreffen, allerdings auf der anderen Seite: als TV-Experte für britischen Sender Channel4.
Mit diesem Wechsel habe sich auch sein Blick auf die Dinge verändert. "Es ist völlig anders, wenn du außerhalb diese Blase bist", sagt er in einem Interview mit der FIA. "Als Athlet steckst du mittendrin, bist du komplett eingespannt und trägst eine große Verantwortung für dein Team und dich, bestmöglich abzuliefern." Dieser Verantwortung wollte er sich Ende 2013 nicht mehr stellen - zumindest nicht in der Königsklasse.
"Für mich war der Austritt ein schleichender, denn ich bin noch eine Weile Sportwagen gefahren", blickt Webber zurück. In den Jahren 2014 bis 2016 trat er in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) an. 2015 gewann er gemeinsam mit Timo Bernhard und Brendon Hartley im Porsche den Fahrertitel. "Das war sozusagen die erste Phase. Die zweite Phase bestand dann darin, gar keine Rennen mehr zu fahren", erklärt Webber weiter.
Formel 1 so professionell wie keine andere Rennserie
Im Oktober 2016 erklärte er seinen Rücktritt zum Ende der Saison und hing seine Karriere als aktiver Rennfahrer endgültig an den Nagel. "Ich bin aber dennoch weiterhin involviert, nur eben in einer anderen Funktion vor der Kamera", betont der 40-Jährige und geht in dieser voll und ganz auf: "Ich liebe es, das Input der Fahrer einzuholen. Und ich denke, diesbezüglich können wir noch einen viel besseren Job machen."
Denn letztlich gehe es doch darum, "den Leuten zu Hause dabei zu helfen, das, was im Cockpit passiert, besser zu verstehen", findet Webber. Das mache für ihn den Reiz des Ganzen aus. Auf die Entwicklung der Königsklasse angesprochen, sagt der Australier: "Die Formel 1 ist ohne Frage extrem professionell. Es ist die professionellste Meisterschaft, die ich erlebt habe, was Marketing, Organisation, Logistik, Teams angeht."
Fotostrecke: Mark Webbers bewegte Karriere
1999: Der 22-jährige Mark Webber tritt mit Mercedes bei den 24 Stunden von Le Mans an. Der erhoffte Triumph endet in einem Drama: Die Mercedes-Boliden bekommen auf den Geraden Unterluft, heben ab und fliegen wie Spielzeug-Autos durch die Luft. Webber, den es in Qualifying und Warm-Up gleich zweimal erwischt, entkommt wie durch ein Wunder unverletzt, doch der Traum vom Le-Mans-Sieg bleibt. Fotostrecke
Zugleich äußert Webber aber auch leise Kritik, etwa am Zusammenhalt der Fahrer, der sich im Vergleich zur Sportwagen-WM deutlich unterscheide. "Dort verstehen sich die Piloten unfassbar gut", schwärmt er und verweist auf das freundschaftliche Verhältnis zu Fahrerkollegen während seiner aktiven Zeit. "Das ist in der Formel 1 leider nicht immer der Fall. Ich denke, in den 60er und 70er Jahre war das noch etwas anders", mutmaßt Webber.
"Das lag vielleicht auch daran, dass es damals noch nicht so sicher war und sich Fahrer oft verletzt haben. Da spielte das Vertrauenselement noch eine größere Rolle. Ich wünschte mir, dass das wieder besser wird. Womöglich ist es das schon, ich bin mir nicht sicher. Ich bin ja selbst schon eine Weile nicht mehr dabei", sagt der Formel-1-Experte weiter. Vielleicht rücken mit den neuen Fan-Events ja auch die Fahrer wieder näher zusammen.