Wiesbaden-Empfang: Oberbürgermeister glaubte an ein Fake
Wie Nico Rosberg die Behörden seiner Geburtsstadt vor dem Empfang überzeugte, dass er der echte Weltmeister sei, und bei wem die Facebook-Einladung fehlschlug
(Motorsport-Total.com) - Als Nico Rosberg am Dienstagmorgen über seinen offiziellen Facebook-Account beim Oberbürgermeister seiner Geburtsstadt Wiesbaden anfragte, ob er am Mittwoch "im Rathaus auf einen Handkäs mit Musik" vorbeikommen könnte, da wurde dieser zunächst stutzig. SPD-Politiker Sven Gerich war sicher, dass es sich um ein "Fake" handelt, nachdem er von einem Kollegen über die Nachricht informiert worden war: "So locker, so cool, das kann nicht ernsthaft echt sein."
© Georg Nolte
Handkäs und Musik: Rosberg mit seiner Mutter und Oberbürgermeister Gerich Zoom Download
Als er sich auf dem Weg ins Büro machte, wies er seine Kollegen an, zu verifizieren, ob es sich tatsächlich um den echten Formel-1-Weltmeister handelt. Rosberg wurde gebeten, sich aus diesem Grund telefonisch zu melden. "Ich musste höchstpersönlich im Büro anrufen und wurde von einer Stelle zur anderen weitergeleitet", schildert der Mercedes-Pilot die kuriosen Ereignisse.
"Dann war ich noch zweieinhalb Minuten in der Warteschleife, um dann endlich mit jemandem zu sprechen, wo dann verifiziert werden konnte, dass ich wirklich der Nico bin. Das hat dann nach ein paar Minuten geklappt, und somit bin ich heute hier. Das war aber nicht so einfach."
Rosberg setzt Wiesbaden unter Stress
Was wiederum auch für die Verantwortlichen in Wiesbaden gilt, die von einem Tag auf den anderen den Empfang des frischgebackenen Champions auf die Beine stellen mussten. "Der gestrige Tag war aufregend für uns, denn das eine ist mal eben so zu schreiben, ich würde mal gern auf einen Handkäs mit Musik vorbeikommen, das andere ist dann, daraus was zu machen", erklärt der Oberbürgermeister, der schon seit Wochen eine Einladung an Rosberg nach Wiesbaden in der Schublade hatte. Als dann schon vorzeitig alles klappte, war die Freude groß: "Ich bin stolz wie Bolle."
Tatsächlich war Rosberg mit seiner Mutter sowie Onkel und Tante zum Termin gekommen, zu Mittag gab es im Rathaus Handkäs mit Musik, eine hessische Käse-Spezialität mit marinierten Zwiebeln. Rosberg, dessen Familie mütterlicherseits aus Wiesbaden stammt, hatte diese davor noch nie probiert, ist aber auf den Geschmack gekommen. "Ich bin begeistert und fand es sogar schade, dass wir losmussten, denn es war gerade so lecker."
Gerich zeigte sich erleichtert, dass sich Rosberg in seiner Geburtsstadt so wohl fühlte: "Wir haben es genau so locker gemacht, wie ich mir erhofft habe, dass Nico Rosberg ist. Und er ist zum Glück wirklich so."
Rosberg: Facebook-Einladung an Bundespräsident fehlgeschlagen
Gerich war übrigens nicht der einzige Politiker den Rosberg per Facebook kontaktierte. Auch den deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck lud der Mercedes-Star nach Wiesbaden ein. "Ich dachte mir, wenn das schon mit dem Sven so schnell geklappt hat, vielleicht funktioniert das auch mit dem Bundespräsidenten, aber er ist dann leider doch nicht hier", erklärt Rosberg. "Echt schade." Auf die Frage, warum er den unkonventionellen Weg über Facebook genutzt hat, meint er bloß schulterzuckend: "Zeitgemäß - mal was Neues."
Eigentlich hatte Rosberg ja geplant, nach dem Petronas-Event am Dienstag einen Zwischenstopp zuhause in Monaco zu machen, doch da Wiesbaden so schnell reagierte, betrat er nach seinem Triumph erstmals in Deutschland europäischen Boden. Für den Mercedes-Piloten ist genau das etwas Besonderes: "Ich habe viele Kindheitserinnerungen. Und wenn ich an Deutschland denke, dann denke ich an Wiesbaden. Ich habe mit meiner Oma hier im Opel-Bad sehr viel Zeit verbracht, dann oben im Wald, weil sie direkt an der Grenze zum Wald gelebt hat. Meine ganze deutsche Familie kommt von hier, und ich bin früher oft hier gewesen."
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Er ist übrigens nicht der einzige hessische Formel-1-Pilot. Sebastian Vettels Geburtsort Heppenheim liegt nur rund 60 Kilometer südöstlich von Wiesbaden. "Es war sehr cool zu sehen, wie er mich nach dem WM-Sieg unterstützt hat", bedankt sich Rosberg. "Er hat sich für mich gefreut.".
Bekommt Rosberg in Wiesbaden eine Straße?
Kein Wunder, dass bereits laut darüber nachgedacht wird, eine Straße nach dem berühmtesten Sohn der Stadt zu benennen. Während sich Rosberg bescheiden gibt und bloß meint, er sei dankbar, "aber das brauche ich nicht", hält der Oberbürgermeister das für keine schlechte Idee: "Bei uns in Wiesbaden ist das so, dass für die Benennung von Straßen und Gebäuden unsere Ortsbeiräte zuständig sind. Vielleicht kommt ja aus dem Geburtsstadtteil demnächst so eine Anfrage. Ich hätte gar nichts dagegen."
Selbstverständlich habe er auch selbst Ideen, "aber es ist hochgradig sinnvoll, die zunächst mal mit Nico Rosberg zu besprechen, bevor wir sie hier ausplappern." Ausgesprochen wurde hingegen eine Einladung von UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, an Rosberg, als Ehrengast der Night of Music in Wiesbaden beizuwohnen, mit der am 18. Dezember das 25-Jahr-Jubiläum von Wiesbaden als UNICEF-Patenstadt gefeiert werden soll.
Rosberg bedankte sich für die Einladung und versprach, es trotz der zahlreichen Termine in den kommenden drei Wochen versuchen zu wollen, dieser auch nachzukommen. "Ich werde Ihnen aber zumindest sehr gerne eine Spende zukommen lassen", meint er.