Der Weltmeister von nebenan? Vettel nimmt auch mal den Bus
Vier WM-Titel, einen Sitz in einem Traditionsteam und doch keine Starallüren - Wie sich Ferrari-Pilot Sebastian Vettel versucht, auf dem Boden zu halten
(Motorsport-Total.com) - Die einen fliegen mit dem roten Privatjet um die Welt, nehmen dabei ihre Fans digital überall mit hin und genießen das Bad in der Menge. Die anderen nehmen auch einmal den Bus, leben abseits der Strecke völlig abgeschirmt und nutzen das Handy hauptsächlich zum Telefonieren. Die Rede ist von zwei Weltmeistern aus dem aktuellen Fahrerfeld der Formel 1, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Denn während Lewis Hamilton das Jetsetter-Leben in vollen Zügen auskostet, mag es Sebastian Vettel lieber ruhig Zuhause. Das er zur Elite des Motorsports gehört, hat nach seiner Aussage keinen Einfluss auf sein Leben.
"Ich lass mich davon nicht einschränken und sehe mich selbst auch nicht als Berühmtheit", erklärt der Ferrari-Pilot gegenüber 'ServusTV'. "Ich fahre Bus, ich fahre Bahn... bei mir in der Nähe gibt es da zwar nicht so gute Verbindungen, aber wenn ich mal in einer größeren Stadt unterwegs bin habe ich kein Problem damit, mich anzustellen oder Dinge zu machen, die jeder andere auch tut. Ich sehe nicht, warum ich Dinge anders machen sollte, nur weil ich vielleicht schneller Autofahren kann als viele. Das macht mich nicht zu einem besseren Menschen."
Der durchschnittliche Formel-1-Fan kennt die Namen von Hamiltons Hunden, weiß wie dessen Neffen und Nichten aussehen und kann meist sogar sagen, wo sich der Mercedes-Pilot gerade aufhält. Sebastien Vettel hat keinen einzigen Social-Media-Account, lässt seine Familie nicht fotografieren und lebt zurückgezogen in der Schweiz. Dafür, dass der Heppenheimer Beruf und Privatleben so strikt trennt, musste er sogar bereits Kritik von Bernie Ecclestone einstecken.
Fotostrecke: Sebastian Vettels Weg zu Ferrari
Ein Kindheitstraum wird wahr: Sebastian Vettel fährt seit 2015 für die Scuderia Ferrari und tritt damit in die Fußstapfen seines großen Vorbildes Michael Schumacher. Wir zeichnen Vettels Weg zu Ferrari in 25 Schritten chronologisch nach. Fotostrecke
Nur um für den Königsklassen-Boss die Werbetrommel zu rühren, würde sich Vettel dennoch nicht bei Twitter, Facebook oder Ähnlichem anmelden. "Es ist generell nicht mein Ding", sagt er. "Es ist nicht so, dass ich was gegen die Leute, die das täglich, stündlich oder minütlich pflegen, habe. Ich kann mich mit der ganzen Angelegenheit einfach nicht identifizieren. Ich habe nicht das Bedürfnis, mich ständig mitteilen zu müssen - im Gegenteil: Wenn ich mich zurückziehen und für mich selbst sein kann, genieße ich das sehr. Da kann Bernie denken, was er will, das ist mit wurscht. Ich mache das so, wie ich das für richtig halte."
Und für den zweifachen Familienvater scheint es nun einmal richtig, die Formel 1 Formel 1 sein zu lassen, wenn die Haustür hinter ihm zugeht: "Man steht auf dem Podium und es stehen tausende Leute davor, jubeln einem zu und schwenken die Fahne - dann wacht man am Montagmorgen auf und alles ist ruhig. Das sind natürlich zwei verschiedene Welten, aber der Kontrast ist auch schön. Es ist auf der einen Seite ein großes Glück, dass man das miterleben darf. Auf der anderen Seite versucht man aber, ein ganz normales Leben zu führen, wie jeder andere auch."