Steiner: Formel 1 muss soziale Medien besser nutzen
Haas-Teamchef Günther Steiner fordert eine gezieltere Social-Media-Strategie, um vor allem junge Leute an die Rennstrecke zu locken
(Motorsport-Total.com) - Rund 2,4 Millionen Likes auf Facebook, 2,1 Millionen Follower auf Twitter und 1,2 Millionen Abonnenten auf Instagram - die Formel 1 hat mit ihren offiziellen Accounts im Eiltempo Boden in den sozialen Medien gutgemacht. Trotzdem hinkt man anderen Sportarten immer noch hinterher. Es gibt online zum Beispiel weiterhin keine Videos von prekären Rennszenen. Trotzdem bemüht man sich um Fan-Bindung: Ab der Saison 2016 dürfen Fans online über ihren Fahrer des Tages abstimmen, außerdem lädt man die Fangemeinde mit einem spezifischen Hashtag dazu ein, über ein Rennen zu diskutieren.
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Haas spricht sich für mehr Fan-Interaktion und Social-Media-Aktivitäten aus Zoom Download
Das ist in den Augen vieler Verantwortlicher noch zu wenig. Fahrer, allen voran Lewis Hamilton, der unser Social-Media-Ranking vor der Saison klar für sich entschieden hat, vermarkten sich über diverse Kanäle lieber selbst. Haas-Teamchef Günther Steiner hat das Potenzial dieser virtuellen Netzwerke verstanden und fordert im Rahmen des Grand Prix von Spanien dazu auf, diese noch besser zu nutzen, damit "die jungen Menschen den Sport wieder lieben"
Das Haas-Team selbst, das erst in diesem Jahr in die Königsklasse eingestiegen ist, zählt bereits über 170.000 Facebook-Likes, mehr als 120.000 Twitter-Follower und 135.000 Instagram-Abonnenten. "Wir lehnen uns nicht zurück und sagen, dass wir gar nichts machen. Aber unsere Presseabteilung versucht, die sozialen Medien so gut wie möglich zu nutzen, um die Fans abzuholen. Amerika ist ein großer Markt." Diese Aussagen stehen in starkem Kontrast zu Formel-1-Urgestein Ron Dennis, der zuletzt eine Art Social-Media-Phobie zugegeben hat.
Formel 1 befindet sich in kleinem Tief
Steiner glaubt, dass eine gute Social-Media-Strategie fehlt. "Wir müssen mehr mit den Fans interagieren, denn wir müssen verstehen, dass wir nur wegen der Fans hier sind. Wenn wir für uns selbst fahren, dann finden wir weder das Geld noch die Sponsoren, um das zu machen. Wir müssen uns um die Fans kümmern", plädiert der Südtiroler. Zuletzt ist das Interesse an der Königsklasse auch wegen unspannender Rennverläufe und komplizierten Regularien zurückgegangen, was gut an den Einschaltquoten und Ticketverkäufen abzulesen ist.
Fotostrecke: F1 Backstage: Barcelona
Fotografiert wird Nico Rosberg neuerdings von einem eigenen Spezialisten, den er und sein Medienberater Georg Nolte engagiert haben: Paul Ripke folgt dem WM-Leader wie ein zweiter Schatten - und postet Rosbergs Leben in den sozialen Netzwerken. So einen Leibfotografen hat Hamilton übrigens schon lange. Fotostrecke
Steiner möchte mit Hilfe von sozialen Medien wieder jüngeres Publikum an die Rennstrecke locken. "Junge Leute müssen zu den Rennen kommen und sie sich ansehen. Ich denke, dass es in jeder Unterhaltungsbranche Höhen und Tiefen gibt." Es sei nicht so, dass man total abstürze. Es sei nur ein kleines Tief, glaubt Steiner. "Danach wird es wieder nach oben gehen. Manchmal sind wir selbst unser größter Feind, weil wir so schlecht darüber sprechen. So schlecht ist es gar nicht."
Dabei spielt er unter anderem auch auf die massive Kritik an den neuen Regularien oder auch am Cockpitschutz an. Auch Chefpromoter Bernie Ecclestone hat mit seiner Aussage, er würde seiner Familie keine Formel-1-Tickets kaufen, für Aufregung gesorgt. Die richtige Antwort kann der Sport nur auf der Strecke geben. Und das tut er laut dem Haas-Teamchef.
"Ich denke, dass das Racing in diesem Jahr nicht schlecht war", bilanziert er die ersten Saisonrennen. Zwar gab es bis Barcelona mit Nico Rosberg nur einen Sieger, aber "dahinter gab es immer einen großen Kampf um Platz zwei oder drei. Es war immer etwas los. Das Racing war in diesem Jahr im Fernsehen sehr interessant."
Zuletzt überschlug sich die internationale Presse mit Lobeshymnen auf den frisch gebackenen Grand-Prix-Sieger Max Verstappen. Steiner hält auch die Medien dazu an, nicht immer nur Negatives zu berichten: "Auch die Presse muss einen besseren Job machen und positive Nachrichten übermitteln - nicht nur die negativen. Es passieren momentan viele positive Dinge."