Williams: Mit Formel-1-Technologie Leben von Babys retten
Mit Hilfe von Arbeitsprozessen einer Formel-1-Boxencrew werden auf einer Geburtenstation Leben von Babys gerettet - Williams über das bereichernde Projekt
(Motorsport-Total.com) - Auf den ersten Blick hat ein Formel-1-Team wenig mit einer Geburtenstation eines Universitätskrankenhauses zu tun. Doch nun beweist die Williams-Mannschaft in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum von Wales (UHW) in Cardiff das Gegenteil. Mit Hilfe von Formel-1-Technologie sollen in Zukunft Leben von Neugeborenen gerettet werden.
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Zwei Sekunden: Williams-Boxenstopps können Leben von Neugeborenen retten Zoom Download
Durch die Zusammenarbeit konnten erstaunliche Übereinstimmungen in der Arbeitsweise der Formel-1-Boxencrew und dem medizinischen Personal festgestellt werden. Spezialisten der Geburtenstation haben sich mit Teilen des Williams-Teams in Cardiff zusammengesetzt. Dabei wurde über Arbeitstechniken und -prozesse bei Boxenstopps gesprochen. Anfang Mai hat man sich in der Fabrik des Formel-1-Teams erneut getroffen, um sich einen Boxenstopp in Echtzeit anzusehen.
Sowohl bei einem Boxenstopp in der Königsklasse als auch bei einer lebensrettenden Maßnahme auf der Geburtenstation geht es um Arbeit unter zeitlich kritischen und räumlich begrenzten Umständen. Fehler hätten in beiden Fällen folgenschwere Konsequenzen. Die Williams-Boxencrew hat in dieser Saison bereits bewiesen, dass man den Arbeitsprozess bei einem Reifenwechsel optimal präzisiert hat: Viermal in Folge führte man den schnellsten aller Boxenstopps durch - innerhalb von zwei Sekunden.
Funk-Checks, Handzeichen & Videoanalysen im Kreißsaal
In diesen zwei Sekunden müssen 20 Ingenieure gemeinsam reibungsfrei arbeiten - und dürfen sich keinen Fehler erlauben. Die gleichen Kriterien gelten auch für das Ärzteteam. Nachdem man sich mit dem Traditionsteam aus Grove beraten hat, wurden bereits Änderungen im Arbeitsprozess in Cardiff eingeführt, um so bei der Reanimation von Neugeborenen die Überlebenschance zu erhöhen.
Der Rollwagen mit dem Operationsbesteck wurde kontrolliert und optimiert, damit man es so schnell wie möglich griffbereit hat. Außerdem wurde ein standardisierter Plan der Kreißsäle angelegt, um die räumliche Anordnung klar einzuteilen - so wie es auch bei Formel-1-Rennen in der Box gemacht wird. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Kommunikation im Team, diese wird auf Anlehnung beim Formel-1-Team nun ebenfalls verbessert. Es werden Funk-Checks im Vorfeld eingesetzt, außerdem Handsignale anstatt verbaler Anweisungen, und Videoanalyse, um die Performance des Teams nach einem Eingriff zu besprechen.
Doktor Rachel Hayward vom Universitätsklinikum erklärt die Überschneidungen mit dem Formel-1-Team: "Die Reanimation eines Neugeborenen ist zeitlich kritisch und benötigt das Zusammenspiel von effizienter und effektiver Wiederbelebung." Verzögerungen bei einer Wiederbelebung könnten folgenschwere Konsequenzen für das Überleben des Babys oder langfristige Komplikationen nach sich ziehen, macht die Medizinerin klar. "Es gibt immer mehr Beweise, die eine systematische Herangehensweise bei einer Reanimation unterstützen, abhängig von der optimalen Dynamik im Team und klarer Kommunikation."
Auch Claire Williams, stellvertretende Teamchefin des Familienunternehmens, ist von der Zusammenarbeit angetan: "Als wir im Vorjahr von der Geburtenstation des Krankenhauses um Rat gebeten wurden, waren wir erfreut. Ihre Arbeit ist lebenswichtig und der Druck, unter dem sie stehen, ist schwer nachvollziehbar. Es geht jeden Tag um Leben und Tod. Wenn ein paar unserer Ratschläge dabei helfen, junges Leben zu retten, dann ist das eine extrem wertvolle Bestrebung", freut sich die Tochter von Teamgründer Frank Williams. "Formel-1-Knowhow und -technologie kann für andere Bereiche von Nutzen sein, das ist ein großartiges Beispiel dafür."