• 12. April 2016 · 22:35 Uhr

Lewis Hamilton: Ron Dennis ließ meine Haare schneiden

Der Formel-1-Weltmeister gibt Einblicke in sein schwieriges Verhältnis zu Ex-McLaren-Teamchef und Mentor Ron Dennis - Warum Niki Lauda es besser macht

(Motorsport-Total.com) - Tattoos, Schmuck, regelmäßig wechselnde Frisuren und zwei englische Bulldoggen namens Roscoe und Coco: Weltmeister Lewis Hamilton ist der Paradiesvogel im aktuellen Formel-1-Starterfeld. Mit extravaganten Auftritten wie zuletzt in Bahrain, als er am Rennsonntag in traditionell arabischer Kleidung, einer sogenannten Thawb, im Paddock ankam, sorgt der Mercedes-Pilot regelmäßig für Aufsehen. Hamiltons Persönlichkeit und Auftreten polarisieren. Während er für Formel-1-Boss Bernie Ecclestone vermarktungstechnisch der "beste Weltmeister aller Zeiten" ist, haben andere nur Kopfschütteln für manche Eskapaden des Champions übrig.

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Weltmeister Lewis Hamilton zieht die Blicke im Formel-1-Paddock auf sich Zoom Download

Zu dieser Fraktion gehört auch sein ehemaliger Förderer und Teamchef Ron Dennis. Der McLaren-CEO gilt als strenges und alteingesessenes Formel-1-Urgestein (hier lesen, weshalb sogar Frühstücken in der McLaren-Fabrik verboten ist), das mit seinem einstigen Zögling heute nur noch wenig anfangen kann. Schon bevor Hamilton im Jahr 2012 die Entscheidung traf, McLaren zugunsten von Mercedes zu verlassen, bröckelte das Verhältnis der beiden Engländer. Inzwischen hat man sich nicht nur sportlich kilometerweit voneinander entfernt.

Hamilton selbst gibt einen Einblick, wie unterschiedlich er und sein damaliger Mentor tickten. Der Weltmeister erzählt eine Anekdote aus seiner GP2-Zeit - ein Jahr vor seinem Formel-1-Einstieg mit McLaren: "2006 hatte ich eine Afro-Frisur. Ich erinnere mich an die Startaufstellung in Monaco, denn da kam Ron auf mich zu und sagte mir, dass ich die Haare schneiden muss. Ich fragte mich: 'Was hat das mit dem Rennfahren zu tun?' Aber er sagte: 'Schneide dir die Haare.' Ich war schüchtern und habe es runtergeschluckt", verrät der heutige Dreifach-Weltmeister.

Hamilton motzt gegen Dennis: "Hätte mich so lassen sollen"

Hamilton gewann das GP2-Rennen in Monte Carlo, kurz darauf kamen die Haare ab und am Ende des Jahres wurde sein Formel-1-Einstieg bei McLaren in der folgenden Saison 2007 bestätigt. Rückblickend sagt er: "Heute würde ich nicht mehr so handeln" - und meint in Richtung Dennis: "Es gab keinen Grund, meine Frisur zu kontrollieren. Er hätte mich einfach so lassen sollen, wie ich bin." Mit den ersten Erfolgen in der Formel 1 und dem Sieg im erbitterten Teamduell gegen McLaren-Teamkollege Fernando Alonso wuchs auch das Selbstbewusstsein des damals 22-Jährigen - die Abnabelung von seinen damaligen Bezugspersonen begann.

"Es war ein Prozess, der begann, als mein Vater nicht mehr mein Manager war", erklärt Hamilton seinen Persönlichkeits-Wandel bis zum heutigen Tag. "Mein erstes Tattoo ließ ich mir stechen, als ich noch bei McLaren war. Die Leute konnten es auf meinem Arm sehen. Ich begann Dinge zu tun, die ich tun wollte. Das war der Anfang." Der finale Schritt, sich endgültig von seinen Förderern zu lösen, sei schließlich der Wechsel zu Mercedes zur Formel-1-Saison 2013 gewesen. Bei den Silberpfeilen scheint der Brite sein sportliches Zuhause gefunden zu haben, sein Vertrag läuft noch einschließlich der Saison 2018.

Mercedes-Bosse verstehen Hamilton besser

"Niki erkennt, dass das, was für mich am besten ist, zu den besten Ergebnissen führt."Lewis Hamilton
Unter der Führung von Toto Wolff und Niki Lauda darf sich der 31-Jährige geben, wie es ihm gefällt. Das bestätigte Teamchef Wolff erst kürzlich im Interview mit 'Formula1.com': "Es ist nicht unsere Aufgabe, zu ändern, wie jemand ist. Lewis ist ein Rockstar-Fahrer, aber so ist er und das ist sein Leben." Genau das scheint den Weltmeister zu beeindrucken. Er meint: "Toto würde mich gar nicht erst darum bitten (die Haare zu schneiden; Anm. d. Red.). Und das mag ich so an diesem Team. Niki ist auch ein supercooler Teil davon. Er erkennt, dass das, was für mich am besten ist, zu den besten Ergebnissen führt. Und Toto und Mercedes-Vorstand Dr. Zetsche sehen das auch."

Hamilton glaubt, die Ursache für die unterschiedlichen Herangehensweisen der Teamführungen erkannt zu haben. Seiner Meinung nach würden Lauda und Wolff den Charakter eines Piloten besser verstehen, da sie selbst Rennen gefahren sind. "Bei McLaren hatte ich Martin (Whitmarsh; Anm. d. Red.) und Ron, aber die Art und Weise, das Gleichgewicht zu finden, war anders. Es ist gut, jemanden zu haben, der selbst gefahren ist - der weiß, wovon ich spreche." Und so kann sich der Champion eine abschließende Spitze gegen Ex-Boss Dennis nicht verkneifen: "Wenn mal etwas schiefläuft, sagt Niki: 'That's Racing!' Ein Geschäftsführer würde solche Dinge manchmal nicht verstehen."

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