• 23. November 2014 · 19:03 Uhr

Jubel im Hamilton-Lager: Im entscheidenden Moment zur Stelle

Lewis Hamilton hatte im Moment seines Titelgewinns Vater, Stiefmutter, Bruder und Lebensgefährtin um sich: Riesenfreude bei den Nachgereisten

(Motorsport-Total.com) - Ohne die Familie war Lewis Hamilton zum Saisonfinale angereist, doch als er nach 55 Runden auf dem Yas Marina Circuit als Sieger des Grand Prix von Abu Dhabi und damit als Formel-1-Weltmeister 2014 feststand, war die Hamilton-Family vor Ort. Vater Anthony, Stiefmutter Linda, Bruder Nicolas und Lebensgefährtin Nicole nahmen am Sonntagmorgen kurzerhand einen Flug von Großbritannien in die Vereinigten Arabischen Emirate und überraschten den von Startplatz zwei ins Rennen gehenden WM-Spitzenreiter beim Frühstück.

Zuvor war es eine unruhige Nacht für Lewis Hamilton, wie dieser bereits unmittelbar nach seiner Triumphfahrt betonte. "Ich bin heute sehr früh aufgestanden und eine Runde laufen gegangen. Das mache ich sonst nie an einem Sonntag. Doch es fühlte sich gut an. Ich glaube, es war das Richtige, denn anschließend hatte ich die volle Kontrolle über das Auto", erzählt der neue Weltmeister einige Stunden nach dem erfolgreichen Saisonfinale.

In der Stunde seines Triumphs denkt Hamilton auch an Teamkollege Nico Rosberg, der aufgrund einer ausgefallenen ERS-Pumpe keine Chance auf eine Topplatzierung in Abu Dhabi hatte und die Saison als Vizeweltmeister abschließt. "Ich kann mir vorstellen, wie schwierig es für Nico gewesen sein muss, ohne die volle Leistung zu fahren. Ich war in diesem Jahr selbst in dieser Situation", spricht Hamilton auf den Grand Prix von Kanada an und hält anerkennend fest: "Nach dem Rennen kam er zu mir, um zu gratulieren. Das ist sehr professionell, denn er tat das nicht, weil es ihm jemand gesagt hätte, sondern aus freien Stücken. Das finde ich beeindruckend."

Vater Anthony wünscht sich Respekt für Rosberg

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Nico Rosberg gratulierte dem neuen Champ sofort und holt sich Bonuspunkte Zoom Download

In der Hamilton-Family kennt die Freude nach dem zweiten WM-Titel von Lewis natürlich keine Grenzen. "Ich bin unheimlich stolz auf Lewis", sagt Vater Anthony gegenüber 'Sky'. "Es war ein unglaublicher Berg, den er in diesem Jahr bezwingen musste - Defekte, verlorene Punkte und dergleichen. Er ist zurückgekommen und ist jetzt der verdiente Weltmeister."

Auch der Mann, der in den Anfangsjahren der Karriere seines Sohnes als Manager fungierte, denkt an Rosberg. Als Mitleid will er seine Aussagen aber nicht verstanden wissen: "Leider ist es in diesem Geschäft so, dass nur einer gewinnen kann. Es ist nicht so, dass es mir für Nico leidtun würde, aber ich wünsche mir, dass er den Respekt bekommt, den er für seine Leistungen in diesem Jahr verdient. Ich weiß, wie er sich jetzt fühlt. Auch wir waren in dieser Situation." 2007 verpasste Lewis Hamilton den WM-Titel als Rookie denkbar knapp. Als Tabellenführer zum Saisonfinale nach Sao Paulo gereist, schnappte ihm Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen mit einem Sieg die Krone noch weg.

Im darauffolgenden Jahr 2008 krönte sich Hamilton mit McLaren erstmals zum Champion. Sechs Jahre später ließ er mit Mercedes einen weiteren Titel folgen und ist nun der 16. Fahrer der Formel-1-Geschichte, der mindestens zwei WM-Titel gewonnen hat. "Wir dürfen nie vergessen: Lewis ist ein Junge aus Stevenage, der mit einem verrosteten alten Kart anfing", erinnert Vater Anthony gegenüber 'Sky Sports F1'. "Wir hatten kein Geld und sind einfach so gut es ging Rennen gefahren. Er mag jetzt ein zweimaliger Weltmeister sein, aber er ist noch immer der Junge, der er damals war."

Bruder Nicolas: "Ganz fest daran geglaubt"

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Nicolas Hamilton verfolgt die Karriere von Bruder Lewis von Beginn an Zoom Download

Lewis Hamiltons großes Ziel, das betonte er in der Vergangenheit mehrfach, ist es, eines Tages nach WM-Titeln mit seinem Idol Ayrton Senna gleichzuziehen. Der unvergessene Brasilianer wurde 1988, 1990 und 1991 Weltmeister. "Er kommt näher", grinst Anthony Hamilton in Anspielung auf die nächste Zielsetzung seines Sohnes.

Jetzt aber wird erst einmal der zweite WM-Titel gebührend gefeiert. "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll", bekennt Nicolas Hamilton, der sieben Jahre jüngere Bruder des Champions. "Es ist einfach phänomenal und hat einfach sollen sein. Lewis hat in diesem Jahr unglaublich hart gearbeitet. Das Team war fantastisch, das Auto war fantastisch", so der jüngere Hamilton-Bruder gegenüber 'Sky Sports F1'.

Den Glauben, dass es der ältere Bruder schaffen würde, hatte Nicolas von Beginn an: "Wir haben ihn heute Morgen überrascht. Damit wollten wir ihm etwas Gutes tun, ihm Kraft schenken. Ich denke, das hat funktioniert. Er hatte eine Träne im Auge und zog daraus die Kraft für seine heutige Aufgabe. Ich bin unglaublich stolz auf ihn und freue mich riesig für ihn. Darauf haben wir als Familie, was weiß ich wie lange, hingearbeitet. Ich hatte keine Zweifel, dass er es schaffen würde. Seit ich ein Jahr alt war, bin ich sein größter Fan und habe ihn rund um die Welt begleitet. Ich habe ganz fest daran geglaubt, dass heute sein Tag wird. So kam es dann auch."


Fotos: Lewis Hamilton, Großer Preis von Abu Dhabi


Auch Anthony Hamiltons zweite Ehefrau Linda erlebte den Abu-Dhabi-Triumph nach der kurzfristigen Anreise live vor Ort. "Wir sind einfach gemeinsam zum Entschluss gekommen, dass wir es ihm nicht antun können, nicht vor Ort zu sein. Uns war klar: Ganz gleich, wie es ausgehen würde, er braucht jemanden in seiner Nähe. Uns war klar, dass er es als Fahrer schaffen kann. Unsere größte Sorge war die, ob das Auto halten würde. Man weiß nie, was passiert", so die Stiefmutter des Weltmeisters gegenüber 'Sky Sports F1'.

Nicole Scherzinger, mit der Lewis Hamilton seit Jahren liiert ist, ergänzt ihrerseits gegenüber 'Sky Sports F1': "Ich bin sprachlos. Wir kamen alle erst heute Morgen an und haben ihn überrascht. Wir sind so dankbar und so stolz auf ihn. Glückwunsch auch an das Team für eine unglaubliche Leistung in diesem Jahr. Auch die Fans waren einfach unglaublich." Auf die Frage, ob es für ihren Lebensgefährten schwierig war, sich am entscheidenden Rennwochenende einer acht Monate dauernden Saison auf den Job zu konzentrieren, entgegnet Scherzinger: "Er ist ein erwachsener Mann. Er weiß ganz genau, was er tut."

Dank an Geburtstagskind Ross Brawn

"Ohne das Treffen, das wir hatten, würde ich jetzt nicht für dieses Team fahren."Lewis Hamilton über Ross Brawn
Abschließend dankt der neue Weltmeister Ross Brawn, der am Tag, an dem er selbst einen zweiten WM-Titel fixierte, 60 Jahre alt wird. "Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag an Ross. Ich bin ihm unglaublich dankbar. Ohne das Treffen, das wir hatten, würde ich jetzt nicht für dieses Team fahren", spricht Hamilton auf jene Teerunde in Großbritannien an, bei der Brawn ihn überzeugte, von McLaren zu Mercedes zu wechseln.

"Auch wenn er jetzt nicht mehr mit dem Team vor Ort ist, so weiß ich genau, dass er dieses Team noch immer in seinem Herzen trägt", ist Hamilton in Bezug auf Brawn überzeugt und gibt zu verstehen: "Was wir gemeinsam erreicht haben, ist ein großer Verdienst von ihm und all den anderen Leuten, die inzwischen nicht mehr für das Team arbeiten. Sie alle haben die Basis gelegt." Vater Anthony stimmt zu: "Unser Dank geht an alle in diesem Team. Ich bin mir nicht sicher, ob Lewis da wäre, wo er heute ist, wenn Ross Brawn nicht gewesen wäre."

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