Lauda: "Fahrer sind andere Menschen geworden"
Niki Lauda glaubt zu wissen, warum sich die Fahrertypen in der Formel 1 seit seiner aktiven Zeit verändert haben: "Fast jedes Jahr hat es Tote gegeben"
(Motorsport-Total.com) - Durch den FIA-Maulkorb und die Aussage von Bernie Ecclestone, Sebastian Vettel fehle es an Charisma, wurde in der Formel 1 neuerlich eine Diskussion über die Strahlkraft aktueller Grand-Prix-Piloten losgetreten. Es gibt keine Typen mehr, hört und liest man immer wieder, und mit Typen sind ungehobelte Legenden wie James Hunt oder Keke Rosberg gemeint, die zu ihrer Zeit schon mal einen Rausch im Formel-1-Cockpit ausschliefen oder sich auf dem Podium eine Zigarette anzündeten.
Aber die Zeit dieser Playboys ist längst vorbei, auch weil Automobilhersteller und Sponsoren im Zeitalter der Compliance mehr denn je auf Political Correctness achten müssen und sie dementsprechend gezwungen sind, ihre Fahrer in ein hautenges PR-Korsett zu pferchen. "Man muss zwischen meiner aktiven Zeit und der heutigen Formel 1 klar unterscheiden", erklärt Niki Lauda. "Die Menschen entwickeln sich weiter, die Sportarten ebenso."
"Übertragen auf die Formel 1 heißt das: Die Autos, die Rennstrecken, die Sicherheit sind nicht mehr damit zu vergleichen, wie sie früher waren", so der Vorsitzende des Mercedes-Aufsichtsrats im Interview mit der 'Welt'. "Als ich noch aktiv war, war das Risiko, sich umzubringen, sehr groß. Fast jedes Jahr hat es Tote gegeben. Gott sei Dank hat sich das geändert. Das führt jedoch automatisch dazu, dass Formel-1-Fahrer andere Menschen geworden sind."
Vettel gebe zwar Interviews, die Lauda "lustig" und "richtig in ihrer Aussage" findet, aber "der Einzige, der momentan etwas heraussticht, ist Kimi Räikkönen. Der sagt in Interviews einfach, was ihm gerade einfällt - oder gar nichts", lacht der dreimalige Weltmeister und ergänzt: "Er ist einer der Unterhaltsamsten." Witziges Detail am Rande: An Schneemobil-Rennen in Finnland hat Räikkönen früher gelegentlich als "James Hunt" teilgenommen...