Di Montezemolo zeigt Interesse an Berlusconi-Nachfolge
Italiens Staatschef Berlusconi kämpft ums politische Überleben, Ferrari-Boss di Montezemolo bringt sich als Nachfolger ins Spiel - Er scheint es ernst zu meinen
(Motorsport-Total.com) - Die Gerüchte verdichten sich, dass Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo bald in die Politik einsteigen könnte. Der 63-Jährige scheint allen Anzeichen nach auf das höchste Amt im italienischen Staat zu spitzen. Der derzeitige Ministerpräsident Silvio Berlusconi kämpft gerade vor Gericht um sein politisches Überleben - ihm werden Amtsmissbrauch sowie Sex mit einer minderjährigen Prostituierten vorgeworfen.
Di Montezemolo dementiert sein Interesse nicht einmal: "Wenn sich die politische Situation weiterhin verschlechtert, wächst wahrlich die Versuchung, sich selbst einzumischen", gab er am Samstag in Neapel zu und übte scharfe Kritik an Berlusconi. Dieser habe eine "liberale Revolution" versprochen, führe aber eine Regierung der "Staatskontrolle und des Neoprotektionismus".
Di Montezemolos Ferrari-Abgang wird vorbereitet
So könne es jedenfalls mit Italien nicht weitergehen, denn "jeden Tag wird das politische Schauspiel übler, mit Szenen, die selbst im Fußballstadion daneben sind". Dabei wurde der Italiener erst vor wenigen Tagen für die kommenden drei Jahre als Ferrari-Präsident bestätigt. Nun scheint es darum zu gehen, di Montezemolo den Abgang von Ferrari zu ermöglichen, wie der Bürgermeister von Venedig, Massimo Cacciari, gegenüber 'Autosprint' verrät: "Wir müssen zuerst mit Ferrari alles klarmachen", aber der Präsident habe die Entscheidung bereits getroffen.
Als möglicher Nachfolger des Italieners ist der erst 34-jährige Bruder von FIAT-Chef John Elkann, Lapo Elkann, im Gespräch - er hätte auch die Unterstützung von Geschäftsführer Sergio Marchionne. Di Montezemolo meint im diese Woche erschienenen Magazin 'Max': "Wir brauchen Manager in der Politik, die geben und nicht nehmen."
Buemi hält Wechsel di Montezemolos für möglich
Roberto Formigoni, Präsident der Lombardei, sieht dies nicht als Hauptproblem in der politischen Landschaft Italiens, meint aber: "Wenn jemand aus der Zivilgesellschaft in die Politik einsteigt, dann werde ich ihn willkommen heißen."
Auch Toro-Rosso-Pilot Sebastien Buemi, der italienische Wurzeln besitzt, attestiert di Montezemolo Potenzial für eine Nachfolge von Berlusconi. "Warum nicht?", fragt er im Gespräch mit dem 'Blick'. "Er hat viele Sympathien und immer Erfolg." Der Schweizer stellt eine weitere Frage: "Will er Italien nur laut kritisieren oder auch die Verantwortung übernehmen? Ich glaube, in der Schweiz könnte sich kein Regierungschef solche Exzesse wie Berlusconi leisten."