Max Verstappen scheint genug zu haben - aber nicht von Red Bull
Zehren die ständigen Fragen über seine Zukunft und das Vorgehen der FIA gegen die Fahrer an Max Verstappens Begeisterung für die Formel 1?
(Motorsport-Total.com) - Hört man Verstappens überschwängliche Reaktion nach seiner überraschenden Poleposition und dem Sieg in Suzuka oder seiner erneuten Pole in Dschidda, hört man immer noch einen Mann, der es liebt, in der Formel 1 zu fahren.
Hört man sich jedoch seine jüngsten Medieninterviews an, wirkt der 27-Jährige wie jemand, der es nicht besonders mag, ein Formel-1-Fahrer zu sein.
Verstappen war nie jemand, der das Rampenlicht gesucht hat. Er ist ein Racer, der sich einfach nur für den Wettbewerb in den schnellsten Rennwagen der Welt interessiert. Aber ein Formel-1-Fahrer zu sein, bedeutet weit mehr als das.
Und seit dem Beginn der Saga rund um Teamchef Christian Horner - mittlerweile 13 Monate her - sowie den aufkommenden Problemen bei Red Bull auf der Strecke, steht Verstappen im Mittelpunkt von unaufhörlicher Polit-Taktik und Gerüchten über seine Zukunft. Es gibt Gespräche über erneutes Interesse von Mercedes und lukrative Angebote von Aston Martin, das sich bereits Adrian Newey und Honda gesichert hat.
Red Bulls katastrophales Wochenende in Bahrain, bei dem die Balanceprobleme des 2025er-Autos sowie der Reifennachteil gegenüber McLaren besonders auffielen, löste Krisengespräche über die kurzfristige Ausrichtung des Teams aus.
Auch das Gerede über Verstappens Zukunft wurde dadurch weiter angeheizt - insbesondere, nachdem Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko selbst zugab, dass er sich um die Zukunft des Niederländers im Team sorge, sollte man ihm kein konkurrenzfähigeres Auto liefern können als das in Bahrain.
Marko klang nach der deutlich verbesserten Leistung in Dschidda wieder optimistischer. Zwar hat Red Bull nicht alle Probleme magisch gelöst, aber weitere Upgrades für Imola und Barcelona sind in Arbeit. Diese sollen Red Bull wieder regelmäßiger konkurrenzfähig machen - nicht nur auf Strecken, auf denen McLaren seine Stärken nicht so sehr ausspielen kann. Doch der Schaden war bereits angerichtet.
Am Wochenende in Saudi-Arabien kursierten gezielt Gerüchte über ein mögliches Sabbatical von Verstappen - offenbar aus seinem Umfeld, jedoch nicht direkt von dem viermaligen Weltmeister selbst. Sind dieselben Kräfte, die Horner und Red Bull destabilisieren wollten, noch immer im Hintergrund aktiv?
Noch keine Flucht vor Red Bulls Problemen
Verstappens Geduld scheint mit den Personen, die in seinem Namen sprechen, und den ständigen Fragen darüber langsam am Ende. Als er bei der FIA-Pressekonferenz am Donnerstag erneut auf die Wechselgerüchte angesprochen wurde, konterte er: "Ich denke, ihr konzentriert euch besser auf euren Kommentar - ich konzentriere mich aufs Fahren. Dann muss sich niemand Gedanken über andere Szenarien machen."
"Ehrlich gesagt, reden viele Leute darüber - außer mir. Wie ich schon sagte: Ich will mich einfach auf mein Auto konzentrieren, mit dem Team arbeiten. Das ist das Einzige, woran ich im Moment in der Formel 1 denke. Ich bin sehr entspannt."
In einer informelleren Gesprächsrunde auf Niederländisch wurde er weiter zu dem ganzen Lärm um seine Person und Markos Aussagen befragt. "Die Leute brauchen etwas, worüber sie schreiben können. Mehr kann ich dazu nicht sagen."
"Und natürlich, was auch immer Helmut sagt ... schauen Sie, ich denke, jeder Fahrer will im schnellsten Auto sitzen - das ist völlig normal. Aber das heißt nicht, dass man gleich weglaufen sollte, wenn es mal nicht so läuft."
"Wir arbeiten immer noch daran, unsere Probleme zu lösen, und wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen - aber mehr kann man nicht tun. Man kann herumschreien, aber das bringt nichts. Ich versuche einfach, mein Bestes zu geben. Es ist gut möglich, dass wir 2026 alles im Griff haben. Aber man kann nicht immer alles gewinnen."
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Von null auf Weltmeister in wenigen Jahren: Max Verstappens Motorsport-Laufbahn ist eine Karriere auf der Überholspur. Fotostrecke
Das heißt allerdings nicht, dass Verstappen garantiert bei Red Bull bleibt - es könnte durchaus der Moment kommen, an dem er versucht ist, eine Ausstiegsklausel zu ziehen und woanders sein Glück zu versuchen, vielleicht nachdem er die neue Regelära ab 2026 besser versteht. Aber derzeit scheint er davon noch weit entfernt.
"Es ist einfach die Welt, in der wir leben"
Fragen über Teamwechsel oder ein Sabbatical sollten auch im Kontext betrachtet werden, dass Verstappen zunehmend desillusioniert wirkt - durch das jüngste Vorgehen der FIA gegen das Fluchen von Fahrern und den Sumpf der sozialen Medien. Er hat immer offen gesagt, dass er nicht weit über seinen aktuellen Vertrag hinaus bis 2028 fahren will - aber könnte er sogar noch früher aufhören?
Nicht zum ersten Mal seit dem "Swear-Gate" in Singapur im letzten Jahr zeigte er sich in der FIA-Pressekonferenz nach dem Rennen in Dschidda her unwillig zu antworten - besonders, was Fragen zu seiner Fünf-Sekunden-Zeitstrafe betraf.
"Das Problem ist, dass ich meine Meinung nicht äußern kann, weil ich sonst auch noch bestraft werde. Also ist es besser, wenn ich nichts sage. Alles, was ich sage oder zu sagen versuche, könnte mich in Schwierigkeiten bringen", so Verstappen.
Auf Nachfrage fügte er hinzu: "Es ist einfach die Welt, in der wir leben. Man kann seine Meinung nicht sagen, weil sie offenbar nicht geschätzt wird oder weil die Leute die ganze Wahrheit nicht verkraften. Ehrlich gesagt ist es besser, wenn ich nicht zu viel sage. Das spart auch Zeit, denn wir müssen ohnehin schon so viel machen."
"Es ist einfach, wie alles inzwischen läuft. Jeder ist hypersensibel wegen allem. Und mit dem, was wir derzeit haben, kann man sowieso nicht kritisch sein. Also: Weniger reden - umso besser für mich." Max Verstappen liebt es immer noch, Formel-1-Autos zu fahren. Aber er scheint es nicht zu lieben, ein Formel-1-Fahrer zu sein.