• 23. April 2025 · 11:10 Uhr

Zwischen Fortschritt und Nostalgie: Die V10-Debatte aus Fahrersicht

Die Gespräche über eine Rückkehr der Formel 1 zu V10-Motoren ebben nicht ab - Für einige Fahrer geht es dabei vor allem um leichtere und agilere Rennwagen

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 bereitet sich derzeit auf die Einführung neuer, komplexer Motorenregeln für die Saison 2026 vor. Diese sehen vor, dass die Antriebseinheiten ihre Leistung zur Hälfte aus elektrischer Energie bezeihen, während die andere Hälfte von einem V6-Verbrennungsmotor stammt.

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Auch unter den Fahrern wird eine V10-Rückkehr heiß diskutiert Zoom Download

In den letzten Wochen wurde die Zukunft dieser Antriebe jedoch aus allen Richtungen infrage gestellt, da eine Rückkehr zu V10-Motoren ins Gespräch gebracht wurde.

Der Vorschlag, zu einer Motorentechnologie zurückzukehren, die erstmals Ende der 1980er Jahre in der Formel 1 eingesetzt wurde, kam vom FIA-Präsidenten Mohammed bin Sulayem und fand schnell Zuspruch bei jenen, die sich mehr Drama und Sound in der Königsklasse wünschen, darunter auch eine Reihe von Fahrern.

"Ich bin mit der Formel 1 in der Zeit um 2003, 2004 aufgewachsen, und der Sound war ikonisch", sagte Williams-Pilot Alexander Albon vor dem Grand Prix von Saudi-Arabien. Zudem hätten die Autos in seiner Jugendzeit noch deutlich weniger gewogen.

Das Gewicht stieg in den Folgejahren durch strengere Sicherheitsvorgaben und größere Kraftstofftanks, da Nachtanken während des Rennens ab 2010 verboten wurde. Auch die komplexen Hybridantriebe haben zum Gewicht beigetragen.


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Das Mindestgewicht einer aktuellen Formel-1-Antriebseinheit - inklusive Verbrennungsmotor, Elektromotor, Batterie und Energierückgewinnungssysteme - liegt bei etwa 145 Kilogramm. Die V10-Motoren der frühen 2000er wogen eher um die 100 Kilo.

Sound, Gewicht und Fahrgefühl besser

"Ich denke, der Knackpunkt für uns Fahrer ist das Gewicht", sagt auch Haas-Pilot Oliver Bearman. "Denn es scheint, als würde das Gewicht jedes Jahr steigen - und selbst nächstes Jahr, mit einem relativ kleineren Auto, sinkt das Gewicht kaum spürbar."

Das Gesamtgewicht der Formel-1-Autos wird im kommenden Jahr auf 768 Kilogramm begrenzt - das sind 30 Kilo weniger als bei den Autos der aktuellen Generation. Das Gewichtslimit für die Antriebseinheiten wird jedoch auf 185 Kilogramm angehoben, um den zusätzlichen Hybridanteil zu berücksichtigen.

"Wenn man sich die Autos von vor zehn oder elf Jahren ansieht - also vor den V6-Regeln - die waren so viel leichter, und das macht das Fahren einfach spaßiger", sagt Bearman.

"Natürlich, wenn wir V8- oder V10-Motoren nachhaltig einsetzen könnten, wäre das perfekt. Aber die Formel 1 steht auch dafür, neue Technologien zu präsentieren und zu zeigen, wozu Mensch und Maschine in der Lage sind. Die Effizienz der aktuellen Formel-1-Motoren ist wirklich beeindruckend - aber wenn wir einfach dieses Auto mit 100 Kilogramm weniger hätten, wäre das großartig", fügt er hinzu.

Max Verstappen stimmt dem zu, bleibt aber diplomatisch: Für ihn ist der V10-Motor "fantastisch", besonders wegen Klang und Gewicht. Gleichzeitig mahnt er, die Sichtweise der Hersteller nicht zu ignorieren - ohne deren Mitwirkung sei kein Fortschritt möglich. "Ich mache nicht die Regeln, sondern FIA, FOM und die Teams."

Motorenregeln ab 2026 eine Chance geben

Carlos Sainz geht noch einen Schritt weiter. Er sei grundsätzlich offen für die 2026er-Regeln, "aber ehrlich gesagt gefällt mir nicht, was da kommt - weder vom Auto noch vom Motor."

Deshalb befürworte er eine Rückkehr zum V10, "mit ein paar Anpassungen - lieber früher als später". Der Williams-Fahrer merkt jedoch an, dass es nur fair sei, den neuen Regeln zumindest eine Chance zu geben. "Aber seltsam ist es schon, dass plötzlich alle über V10s sprechen - vielleicht, weil sie eben nicht mehr an 2026 glauben."


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Esteban Ocon lobt ausdrücklich die Fahrbarkeit der aktuellen Hybrideinheiten: viel Drehmoment, kein Turboloch - technisch sei das beeindruckend. "Aber ja, der Sound fehlt. Der Sound, den wir geliebt haben, als wir jung waren", sagt er.

"Niemand hat bisher darüber nachgedacht, einen Saugmotor mit Hybridtechnik zu kombinieren - so wie es bei Straßenwagen wie dem Valkyrie oder dem LaFerrari gemacht wird. Ein V6, V8, selbst ein Fünfzylinder oder Dreizylinder-Sauger würde toll klingen. Aber das Problem ist der Turbo - der nimmt dem Motor den Klang."

Lewis Hamilton, der den Übergang von V10 über KERS bis hin zur heutigen Hybridtechnik selbst miterlebt hat, sieht die Entwicklung zwiegespalten. "Ich liebe den Sound des V10 - und wünsche mir den heute noch zurück. Aber es war auch großartig zu sehen, wie sich die Technik entwickelt hat", betont er - besonders, weil die Formel 1 als Testfeld für Technologien diente, die in Straßenwagen einfließen.

Zwischen Nostalgie und Zukunftsorientierung

Junge Talente wie Oscar Piastri und Gabriel Bortoleto verweisen genau auf diese Zukunftsorientierung. "Die Welt entwickelt sich weiter - wir sollten das auch tun", sagt etwa Bortoleto. Eine Rückkehr zu V10s hält er für nicht vereinbar mit dem Anspruch auf Nachhaltigkeit, dem sich alle verpflichtet hätten.

"Audi zum Beispiel steht voll hinter dem Reglement, das ausgearbeitet wurde", betont der Sauber-Pilot. "Klar, der Sound war cool - aber wir müssen weiterdenken."

Piastri gibt derweil offen zu, dass er selbst keine nostalgische Verbindung zum V10-Sound hat - dafür sei er zu jung. "Natürlich wäre es irgendwie cool, diesen Sound wiederzuhaben", sagt er, "aber wir sollten vorsichtig sein, die neuen Regeln nicht vorschnell abzuwerten, bevor sie überhaupt in Kraft treten."

Ferrari-Pilot Charles Leclerc fasst die allgemeine Stimmung unter den Fahrern zusammen: "Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass ein V10 besser wäre." Doch zugleich macht er deutlich, dass die Entscheidung nicht bei den Fahrern liege. "Am Ende tun wir, was uns gesagt wird. Wir haben bei dieser Diskussionen nicht viel zu sagen."

Derzeit ist die Formel 1 ohnehin auf absehbare Zeit der Hybridtechnologie verpflichtet. Das wurde bei einem Treffen der Motorenlieferanten für 2026 bekräftigt - Hybridantriebe sollen "in jede zukünftige Überlegung einbezogen werden".

Die Formel 1 betont jedoch auch, dass die Debatte über mögliche Antriebskonzepte weitergeführt würde - was die Motorenwahl ab 2031 beeinflussen kann.

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