Luca di Montezemolo: "Seelenlosem" Ferrari-Team fehlt es an Führung
Der ehemalige Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo ist traurig über den Zustand "seines" Teams und ärgert sich darüber, dass Kimi Antonelli bei Mercedes fährt
(Motorsport-Total.com) - Es hatte immer ein bisschen was von einer Audienz, wenn Luca di Montezemolo, der Ferrari-Präsident der goldenen Schumacher-Jahre, im Formel-1-Paddock auftauchte. Das ist heute, mehr als zehn Jahre nach seinem Rückzug aus dem Amt, immer noch so. Wenn der 77-Jährige spricht, dann hört zumindest ganz Motorsport-Italien zu.

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Luca di Montezemolo hat sich zuletzt mehrmals kritisch über Ferraris neue Führung geäußert Zoom Download
An diesem Wochenende stattet Montezemolo der Scuderia einen Besuch ab, und im Interview mit Sky berichtet er, dass die alten Ferrari-Bekanntschaften, die er noch hat, "alle einen sehr motivierten Eindruck machen". Es sei schön gewesen, die alten Gesichter mal wieder zu sehen, denn Ferrari sei derzeit "ein Team, dem es manchmal an Führung fehlt".
Wie genau er das meint, führt der Italiener nicht aus. Womöglich Kritik an Teamchef Frederic Vasseur? Oder am Management des Ferrari-Unternehmens insgesamt? Klar ist: "Ich hoffe, dass wir früher oder später nicht nur Podestplätze sehen, sondern wir auch wieder ein Auto ganz vorne haben werden. Darum geht's eigentlich. Aber dafür braucht es Organisation und Zeit."
Als immer noch leidenschaftlicher Ferrari-Fan sei er momentan "traurig, weil ich ein Team ohne Seele sehe. Ferrari steht für Leidenschaft, Ferrari steht dafür, dass Tag und Nacht gearbeitet und nie aufgegeben wird". Und es mache ihn auch ein bisschen wütend, dass es der Scuderia nicht gelungen ist, 2025 vom ersten Rennen an ein konkurrenzfähiges Auto hinzustellen, nachdem das Finish der Saison 2024 so verheißungsvoll gewesen war.
Über Lewis Hamilton äußert sich Montezemolo nur unverbindlich, wenn er sagt: "Hamilton ist ein toller Kerl. Er war Teil der Formel-1-Geschichte. Er weiß, dass das seine letzte Chance ist. Er ist zu Ferrari gekommen, um zu gewinnen und seine Karriere bei Ferrari zu beenden. Aber sich auf eine neue Arbeitsweise einzustellen, ist nicht leicht. Und das Problem ist, dass er kein Auto hat, mit dem er Weltmeister werden kann. Nach so vielen Jahren brauchen wir dringend wieder ein Siegerauto."
Sollte es mit Hamilton nicht klappen, könnte sich Montezemolo vorstellen, einen jungen Italiener ins Team zu holen: Andrea Kimi Antonelli. Der 18-Jährige fährt derzeit für Mercedes - könnte aber bei einem verrückten Verlauf der "Silly Season" frei werden, falls Max Verstappen wirklich von Red Bull zu Mercedes wechseln sollte, wie einige im Paddock das vermuten.
"Er ist ein erstklassiger Junge", lobt Montezemolo seinen Landsmann. "Es ist sein erstes Jahr in der Formel 1, aber er macht keine Fehler und ist schnell. Ich sehe, wie er sich entwickelt. Außerdem hat er einen entscheidenden Vorteil: Er ist aus Bologna! Ich bedaure wirklich, dass er bei Mercedes ist. Ich hätte ihn zwei Jahre zu Sauber gesteckt und dann zu Ferrari geholt. Aber Toto war sehr gut darin, sein Talent früh zu erkennen, genau wie McLaren damals mit Lewis."