Kurz Pole-Luft geschnuppert, dann bestraft: Antonellis wildes Qualifying
Andrea Kimi Antonelli stand kurzzeitig auf Platz eins, startet nach einer Strafe am Sonntag aber "nur" von Rang fünf aus - Nervosität auf zweiter Q3-Runde
(Motorsport-Total.com) - Kurz "schnupperte" Andrea Kimi Antonelli im Qualifying zum Formel-1-Rennen in Bahrain (hier live im Ticker verfolgen) laut Toto Wolff an der Poleposition, am Ende gab es für den 18-Jährigen aber sogar noch eine Strafe - und dennoch die Freude über den besten Startplatz der noch jungen Grand-Prix-Karriere.
Hinter Antonelli liegt ein aufregendes viertes Qualifying mit Höhen und Tiefen, das mit einem vierten Platz endete. 0,372 Sekunden fehlten dem Rookie am Schluss auf Polesetter Oscar Piastri, wodurch er sich erstmals in seiner Karriere in die zweite Startreihe schieben konnte.
Dabei sah es zwischenzeitlich sogar danach aus, als könnte Antonelli sogar erstmals Teamkollege George Russell schlagen und nach der Pole greifen. Zumindest lag er bei Ablauf der Zeit in Q3 kurzfristig auf Platz eins, als er die bestehende Bestzeit von Piastri unterbieten konnte, bevor er noch von drei Piloten geschlagen wurde.
Die Runde gelang dem Mercedes-Piloten dabei unter großem Druck, denn weil er in seinem
ersten Q3-Versuch gegen die Tracklimits verstoßen hatte, hatte er keine gültige Runde auf dem Konto. "Ich glaube, er hat in der ersten Runde in Q3 die Poleposition geschnuppert und hat es dann übertrieben", sagt Motorsportchef Toto Wolff gegenüber Sky.
"Den Fehler hätte es nicht gebraucht", weiß Antonelli selbst. "Ich habe mich gut im Auto gefühlt und habe wirklich geglaubt, dass ein Top-3-Ergebnis möglich ist, und ich denke, das hat mich dazu gedrängt, in Q3 etwas übermotiviert zu sein", gibt er zu. "Das hat definitiv mein Selbstvertrauen gesenkt."
"Und dann musste ich in der letzten Runde liefern, was nicht einfach war, weil ich mich wirklich unter Druck gesetzt fühlte und auch keine Fehler mehr machen wollte", sagt der Italiener.
Zweite Runde mit angezogener Handbremse
Das gelang ihm mit Bravour und Antonelli konnte sich mit Rang vier rehabilitieren, auch wenn er zugibt, dass die zweite Runde nicht ganz sauber war. "Auch wenn du dir sagst, dass du am gleichen Punkt bremsen wirst, ist es wirklich schwer", gibt er zu, nach einem Fehler automatisch "ein bisschen konservativer" zu sein.
In Kurve 1, 10 und 11 habe er daher das Bremspedal nicht so stark durchgedrückt, wie er eigentlich konnte, weil er Angst hatte, die Räder zu blockieren. Zudem merkte es am Ausgang von Kurve 2, dass er dort die Traktion der Reifen nicht ausgenutzt hatte, weil der Kurvenausgang ihm viel zu einfach erschien.
Und dann war da noch Kurve 13, in die er etwas zu schnell eingefahren sei und ein Ausbrechen abfangen und vom Gas gehen musste, weil er sonst erneut die Tracklimits überschritten hätte. "Also war die Runde definitiv nicht ganz sauber, aber immer noch gut genug für Platz vier", sagt er.
Für Toto Wolff geht das in Ordnung, denn Antonelli habe sich nach seinem Fehler in der ersten Runde rehabilitiert. "Das ist okay, die Leistungskurve stimmt", betont der Österreicher.
Strafversetzung für beide Mercedes-Piloten
Mit dem besten Startplatz seiner jungen Formel-1-Karriere ist auch Antonelli zufrieden, auch wenn nach der Session noch eine kleine Hiobsbotschaft folgte, denn Antonelli und auch Teamkollege George Russell werden für das Rennen am Sonntag um eine Position strafversetzt.
Der Grund: Mercedes schickte seine beiden Piloten bei der Unterbrechung für den Unfall von Haas-Pilot Esteban Ocon schon wieder in die Boxengasse, noch bevor die offizielle Zeit für einen Neustart mitgeteilt wurde - ein Verstoß gegen Artikel 12.2.1.i) des Internationalen Sportkodex.
In der Theorie könnte ein solches Verhalten einen sportlichen Vorteil mit sich bringen, da man dadurch Pläne der Konkurrenz behindern könnte.
Eigentlich ist bei Mercedes Teammanager Ron Meadows für die Freigabe der Autos verantwortlich, doch weil der in diesen Tagen bei der Hochzeit seines Sohnes weilt und nicht in Bahrain ist, übernahm der Leitende Renningenieur Andrew Shovlin diese Aufgabe und missinterpretierte eine Nachricht der FIA, die zunächst nur eine geschätzte Restart-Zeit angab.
Antonelli möchte Ferrari herausfordern
Zwar argumentierte Mercedes, dass mit noch elf Minuten auf der Uhr kein sportlicher Vorteil erlangt wurde, dennoch verhängte die FIA eine sportliche Strafe, da Teams sonst in Zukunft ihre Autos sofort freigeben würden, sobald die geschätzte Restart-Zeit veröffentlicht wird.
Die Kommissare akzeptieren jedoch, dass der Verstoß unbeabsichtigt und ein echter Fehler des Teams war - mit der Anmerkung, dass ein ähnlicher Verstoß unter anderen Umständen in Zukunft eine schwerere sportliche Strafe nach sich ziehen könnte.
Doch auch Startposition fünf ist für Antonelli die beste seiner Formel-1-Karriere. Er geht für das Rennen davon aus, dass McLaren vorne wegfahren wird, doch dahinter sei für ihn viel möglich. "Es ist definitiv möglich, die Ferraris herauszufordern", sagt er. "Und ich denke, morgen ist es ein langes Rennen."
"Das Tempo ist sehr ähnlich, also denke ich, es wird wichtig sein, einen guten Start zu haben, und dann sehen wir, was wir von dort aus tun können."