Nach Japan: Was Yuki Tsunoda Red Bull jetzt zeigen muss
Yuki Tsunoda startet solide in sein Red-Bull-Abenteuer, doch das Potenzial bleibt vorerst ungenutzt - Nervöses Auto und steigende Erwartungen für Bahrain
(Motorsport-Total.com) - Yuki Tsunodas Aufstieg zu Red Bull Racing begann in Japan überwiegend solide - doch es gibt noch viel Raum für Verbesserungen, und die Zeit drängt, auch wenn die Teamchefs sagen, dass er bis zum Ende der Saison gesetzt sei.
Selten war es in der Formel 1 wichtiger, den Moment zu nutzen. Während die ersten drei Grands Prix der Saison auf Ausreißerstrecken stattfanden, die relativ wenig mit den meisten anderen Kursen im Kalender gemein haben, wurden alle drei Rennen von der Poleposition gewonnen.
Eine kleine Stichprobe, gewiss, aber unter den Teams und Fahrern bildet sich ein Konsens heraus: "Dirty Air" - das Problem, das die aktuellen Ground-Effect-Regeln eigentlich beheben sollten - ist zurück. Damit wird das Qualifying zur wichtigsten Phase des Wochenendes, gefolgt von der ersten Runde. Und genau darin liegt Yuki Tsunodas größte Herausforderung.
Anders als Lawson: Tsunoda hat Q3-Potenzial
Es gab viel zu analysieren nach Tsunodas erstem Rennwochenende im Red Bull-Cockpit. Nur eine Zehntelsekunde hinter Teamkollege Max Verstappen im ersten Training zu liegen, schien beeindruckend - aber vielleicht war genau das der Punkt: Teamchef Christian Horner bestritt, dass Yuki mit einer höheren Motorleistung fuhr, doch die Daten deuteten auf das Gegenteil hin.
Danach wurde der Abstand größer, wobei es mildernde Umstände wie die roten Flaggen gab, die ihn daran hinderten, im zweiten Training eine repräsentative Performance-Runde zu setzen. Dennoch schien er weniger mit dem Auto zu kämpfen als sein Vorgänger Liam Lawson - doch er konnte in den entscheidenden Momenten keine schnelle Runde zusammenbringen.
Tsunoda hatte eindeutig die Pace für Q3 - im Gegensatz zu Lawson oder dem späten Sergio Perez - doch er patzte in Q2 an zwei entscheidenden Stellen, an denen ihn das zickige Verhalten des RB21 überraschte: in der Schikane, was ihn auf der Start-Ziel-Geraden Geschwindigkeit kostete, und im sich verengenden Radius von Kurve zwei. Sein erster Versuch auf gebrauchten Soft-Pirellis war nicht gut genug für den Cut, was den zweiten Versuch umso wichtiger machte.
Das verurteilte ihn zu einem Platz außerhalb der Top 10 an einem Renntag, an dem Überholen nur möglich war, wenn man fast eine Sekunde pro Runde schneller war als das Auto vor einem.
Was Tsunodas wahre Aufgabe ist
Tsunodas Auftrag bei Red Bull ist es nicht, Verstappen zu schlagen oder mit ihm gleichzuziehen, sondern die Rolle des Teamspielers als Nummer zwei einzunehmen: Punkte sammeln, sicherstellen, dass Rivalen weniger Zähler holen, und eine bedrohliche Präsenz darstellen, um andere Teams davon abzuhalten, taktische Spielchen zu spielen.
Hätten sich Reifenperformance, Dirty Air und Verkehr in Suzuka anders entwickelt, hätte McLaren seine Strategie eher splitten können, um Verstappens Führung anzugreifen. In zukünftigen Rennen könnte das Team risikofreudiger werden.
Das bedeutet, dass Tsunoda den RB21 in den Griff bekommen muss - ein Auto, dessen Vorder- und Hinterachse regelmäßig darum streiten, wer zuerst den Scheitelpunkt erreicht. Nach dem Qualifying in Suzuka meinte Tsunoda, eine Windböe könne für den Rutscher in Kurve zwei verantwortlich gewesen sein - eine Ausrede, die sich nicht ewig nutzen lässt - gab jedoch zu, dass er die Reifenaufwärmung nicht so gut hinbekommen hatte, wie er es hätte tun müssen.
Wie gut kommt Tsunoda mit dem nervösen Red Bull zurecht?
Dort, wo Verstappen seinen jüngsten Teamkollegen überlegen war, ist sein Gefühl dafür, wie man die Vorderräder progressiv genug belastet, um das nervöse Heck des RB21 nicht zu provozieren. Es ist kein Auto, das einen draufgängerischen Fahrstil belohnt, ganz gleich, was Max' Kritiker meinen mögen. Da sich das Auto kurzfristig nicht ändern wird, muss Tsunoda lernen, es für sich arbeiten zu lassen.
Interessanterweise testeten beide Red-Bull-Fahrer während FT3 in Suzuka höhere Abtriebsniveaus, doch Verstappen wandte sich davon ab, während Tsunoda dabei blieb. Die naheliegende Schlussfolgerung: Yuki fühlte sich mit dem Auto in diesem Set-up wohler, auch wenn es nicht die Performance-Spitzen brachte, die Max anschließend mit seiner beeindruckenden Pole-Runde erreichte.
Was Tsunoda jetzt braucht, ist mehr Zeit im Auto - er hat festgestellt, dass sich dessen exzentrische Eigenschaften anders zeigen als im Red-Bull-Simulator. Doch dieses Momentum wird schwer aufrechtzuerhalten sein, denn schon dieses Wochenende steht Bahrain an - ein Kurs mit ganz anderen Charakteristika als die ersten drei Strecken der Saison.
Bahrain der wahre Härtetest?
Der Bahrain International Circuit stammt aus einer Ära, in der Hermann Tilke, der Lieblingsarchitekt der Bernie-Ecclestone-Zeit, glaubte, Überholmöglichkeiten ließen sich durch trickreiche Neigungswechsel und breite Anfahrten auf langsame und mittelschnelle Kurven provozieren - gefolgt von großen Traktionszonen. Es gibt dort nur sehr wenige Hochgeschwindigkeitskurven, die hohen Abtrieb belohnen.
Auf dem Papier also keine Strecke, auf der der RB21 glänzen wird. Selbst Verstappen wirkte im Test dort fahrerisch unruhig. All diese langsamen Kurven sind ein Rezept für eine unrunde Fahrt in einem Auto, das abrupt von Unter- zu Übersteuern wechselt. All das macht es für Tsunoda zu einer größeren Herausforderung, denn es wird wohl seine mangelnde Erfahrung im RB21 stärker bestrafen. Was er jetzt braucht, ist Konstanz - doch genau die wird er wohl nicht bekommen.