Brown: Haben "Destabilisierung" Red Bulls durch Horner-Skandal ausgenutzt
McLaren hat Red Bull als dominantes Team in der Formel 1 abgelöst: Laut CEO Zak Brown spielte dabei auch der Skandal um Christian Horner eine entscheidende Rolle
(Motorsport-Total.com) - Wer ein derart dominantes Team, wie es Red Bull mit 21 Siegen aus 22 Rennen in der Saison 2023 noch war, ablösen will, der muss in einem äußerst politischen Sport wie der Formel 1 mit allen Mitteln arbeiten, findet McLaren-CEO Zak Brown - dass seinem Rennstall dabei vor gut einem Jahr jedoch der Skandal um Christian Horner derart in die Karten spielte, damit hätte wohl selbst der US-Amerikaner nicht gerechnet.

© Motorsport Images
Zak Brown setzte gegen Christian Horner bewusst auf das Spiel mit den Medien Zoom Download
"Unser Sport hat - vielleicht mehr als anderen - nicht nur eine stark kompetitive, sondern auch eine sehr politische Komponente", erklärt Brown nun im Podcast TechStuff, und verrät, dass McLaren "definitiv" einen "unerwarteten Vorteil" aus dem medialen Wirbel rund um Horner gezogen habe. Dem Briten war unangemessenes Verhalten gegenüber einer weiblichen Mitarbeiterin vorgeworfen worden - nach internen Untersuchungen wurde er jedoch freigesprochen.
Der Schaden war da aber längst angerichtet. Und McLaren machte sich diesen laut Brown zunutze: "Natürlich ist unser Ziel, dass wir selbst so schnell wie möglich sind - aber es gibt auch die Strategie, den Gegner zu destabilisieren. Wir versuchen, Spannungen zu erzeugen oder andere Teams aus dem Gleichgewicht zu bringen, was nicht ungewöhnlich für die Formel 1 ist, hier aber besonders ausgeprägt."
Brown: "Wenn es gelingt, beim Rivalen Unruhe zu stiften..."
Üblich sei etwa der "ständige Kampf um Mitarbeiter, Fahrer und Sponsoren", so der McLaren-CEO, der diesbezüglich jedoch auf einen wichtigen Aspekt hinweist: "Mediale Aufmerksamkeit spielt dabei eine große Rolle", so Brown: "Wenn es dir gelingt, bei einem Rivalen Unruhe zu stiften - was auch nicht immer zu unseren Gunsten ausgeht - dann kann sie das langsamer machen, während man selbst an Tempo zulegt."
2024 startete Red Bull noch mit gehörigem Vorsprung aus dem Vorjahr ins Jahr - aber eben auch mit dem Horner-Skandal, der in weiterer Folge nicht nur zu Turbulenzen, sondern auch zu Abgängen von hochrangigem Personal führte, wie etwa von Design-Guru Adrian Newey. Auf der Strecke war McLaren spätestens ab Mai dran am Rivalen und zog in den Sommermonaten klar vorbei. Der Lohn: Am Ende holte das Papaya-Team unerwartet den Konstrukteurs-Titel.
Der Grundstein dafür wurde laut Brown aber schon in der Phase gelegt, als Red Bull durch Horner ins Wanken geriet. Dabei stand der US-Amerikaner gemeinsam mit Mercedes-Teamchef Toto Wolff oft an vorderster Front der Kritiker, forderte lautstark Transparenz und konsequente Aufarbeitung, und kippte so munter weiter Öl in das sich entfachende Red-Bull-Feuer, ehe sich dieses zu einem Flächenbrand ausweitete, von dem sich der Rennstall bis heute nicht vollends erholt hat.
Die Rolle des neuen Dominators hat unterdessen McLaren eingenommen...