Updates Suzuka: Neue Haas-Teile waren noch nicht im Windkanal
Warum Haas beim dritten Formel-1-Rennwochenende der Saison 2025 ungetestete Teile mitbringt und welche Konsequenzen das Sonderdesign bei Red Bull hat
(Motorsport-Total.com) - Das Entwicklungsrennen der Formel-1-Saison 2025 nimmt beim Japan-Grand-Prix in Suzuka deutlich an Fahrt auf. Zwar verzichten mit Ferrari, McLaren und Mercedes gleich drei Topteams und mit Alpine und Aston Martin zwei weitere Rennställe komplett auf Updates, doch die restlichen fünf Teams legen nach - teilweise im großen Stil.
Bemerkenswert sind die Neuerungen bei Haas: Der US-Rennstall setzt in Suzuka einen neuen Unterboden, der die Stabilität des Fahrzeugs in schnellen Kurven verbessern soll. Aber: Haas hat diesen Unterboden nicht vorab im Windkanal ausprobiert, sondern die fertig produzierten Teile ungetestet nach Japan transportiert und erst vor Ort auf ihre Tauglichkeit überprüft.
Teamchef Ayao Komatsu erklärt: "Wir mussten den Prozess abkürzen, um die Teile hierherzubekommen. Ob das jetzt einen Unterschied von einem Prozent oder von 50 Prozent macht, kann ich ehrlich gesagt nicht sagen."
Sein Team habe nach den ersten Rennwochenenden des Jahres reagieren müssen. "Wir konnten nicht einfach mit dem gleichen Auto wie in Melbourne anreisen und auf das Beste hoffen", sagt Komatsu. "Wir wollten einfach so viel wie möglich selbst in der Hand haben. Es war letztlich eine Ermessensentscheidung im Sinne des Risikomanagements, diesen Prozess abzukürzen."
Laut Komatsu soll der neue Unterboden den Abstimmungsspielraum der Ingenieure vergrößern. Aerodynamische Vibrationen hatten Haas in schnellen Kurven bislang zu sehr eingeschränkt.
"In Melbourne konnten wir das Auto nicht so abstimmen, wie wir wollten, sonst hätten wir uns einfach weggedreht", erklärt Komatsu. "Eine Bodenwelle reicht, und wenn es mal anfängt, fängst du es nicht mehr ab."
Und wie lief es damit im Freitagstraining in Suzuka? "Der neue Unterboden ist ziemlich gut, es ist besser geworden", sagt Komatsu. "Die Probleme aus Melbourne sind nicht wieder aufgetaucht. Auch die Autobalance ist jetzt besser. Unsere Designer und Aerodynamiker haben also gute Arbeit geleistet."
Sauber mit erstem großen Update des Jahres
Nachdem Sauber beim Auftaktrennen in Australien noch mit neuen Teilen auf die Wintertests reagiert hatte, bringt das Team aus der Schweiz in Japan sein erstes großes Update der Saison 2025, das ausdrücklich von Anfang an so eingeplant war, wie Performance-Direktor Stefano Sordo erklärt.
Neu am C45 sind die Außenkanten des Unterbodens und der Diffusor im Heck des Fahrzeugs. "Alle Änderungen zielen darauf ab, den Luftstrom entlang des gesamten Unterbodens zu optimieren", so heißt es vom Team. Sordo ergänzt: "Natürlich schaut man sich besonders den Unterboden an, weil ein Großteil der Leistung dieses Autos von dort kommt."
Zusätzlich rückt Sauber in Suzuka mit einem veränderten Hauptprofil am Heckflügel aus und erhofft sich davon eine gesteigerte Effizienz. Anders als beim Unterboden handelt es sich hierbei aber nicht um eine lange im Voraus geplante Evolution: "Diese Modifizierung war nicht geplant", sagt Sordo. "Wir haben etwas gesehen, womit wir nicht zufrieden waren - also haben wir es geändert und mitgebracht."
Dazu passend bekommt der C45 ein zusätzliches Luftleitelement am bestehenden Beam-Wing unterhalb des Heckflügels. Das bringt mehr Abtrieb und soll sich positiv auf die Fahrzeugbalance auswirken.
Dazu erklärt Sordo: "Wir versuchen, Abtrieb zu erzeugen - aber so, dass das Auto vorhersehbar und fahrbar bleibt. Das ist wirklich der Schlüssel, um diese Art von Autos schnell zu machen."
Fehler dürfen sich Gabriel Bortoleto und Nico Hülkenberg mit den Updates aber nicht erlauben: Es gibt nur begrenzt viele Teile. "Wir haben zwar genug Teile, um beide Autos auf neustem Stand auf die Strecke zu schicken, aber eben nur ausreichend viele Teile", sagt Sordo.
Dass Sauber mit bereits vier Updates in der Saison 2025 das Entwicklungsrennen anführt, ist übrigens kein Zufall: "Selbst wenn Audi nicht einsteigen würde, müssten wir zeigen, dass wir uns in eine positive Richtung bewegen", meint Performance-Chef Sordo. Es bestehe die "Notwendigkeit, bessere Ergebnisse zu erzielen". Außerdem will Sauber auch mit Blick auf 2026 von den jetzigen Updates profitieren.
Red Bull: Das Sonderdesign wiegt mehr
Red Bull nimmt dagegen beim Honda-Heimrennen in Suzuka leichte Einbußen in Kauf, um sein Honda-Sonderdesign mit Hauptfarbe Weiß einzusetzen. Chefingenieur Paul Monaghan wollte auf Nachfrage zwar nicht auf den Gewichtsunterschied zum normalen Red-Bull-Look eingehen, sagte aber immerhin: "Das Sonderdesign ist minimal schwerer." Es kostet Red Bull also theoretisch etwas Leistung.
Einen Leistungszugewinn verspricht sich das Team um Weltmeister Max Verstappen von modifizierten unteren Querlenkern an der Hinterachse. Konkret hat Red Bull die Verkleidung der Querlenker so verändert, dass der Übergang zum Chassis und zu den hinteren Bremsschächten aerodynamisch sinnvoller gestaltet ist.
Ausdrücklich aus Zuverlässigkeitsgründen hat Red Bull in Suzuka einen vergrößerten Luftauslass am hinteren Ende der Motorhaube eingebaut. Das geschieht "zur Vorbereitung auf kommende Rennen", wie das Team erklärt.
Warum dieser Fahrzeugbereich so wichtig ist? Weil ein nicht optimaler Luftauslass Leistung kosten kann. Chefingenieur Monaghan sagt: "Die Luft, die dort herausströmt, vermischt sich mit der Luft, die über dem Fahrzeug heranströmt. Dabei entstehen Wirbel, und das ist natürlich nicht ganz so sauber, wie man es vielleicht gerne hätte" - zumal direkt vor dem für den Abtrieb so wichtigen Heckflügel.
"Wir versuchen also, eine kleine Verfeinerung vorzunehmen, um das etwas zu verbessern", meint Monaghan. "Wir konnten das mit geringem Aufwand umsetzen und hatten die Zeit, es hierherzubringen - also haben wir es mitgebracht. Es bringt eine kleine Verbesserung bei der Kühlung und wir schaden dem Heckflügel weniger. Es ergibt sich für uns also ein kleiner Gewinn."
Neue Halo-Verkleidung bei Racing Bulls
Kleine Optimierungen hat Red Bulls Schwesterteam Racing Bulls in Suzuka dabei: Es hat die Verkleidung des Cockpitschutzes Halo teilweise neu geformt und auch dessen Anbindung an das Chassis verändert.
Begründung: "Der Luftstrom, der über den Halo strömt, verläuft in Richtung des hinteren Teils des Fahrzeugs und kann die Leistung des Heckflügels und des Unterbodens beeinflussen. Dieses Update verbessert die Strömungsqualität hinter dem Halo."
Williams setzt neuen Frontflügel ein
Williams wiederum hat ein Frontflügel-Update am Start: Das oberste Element des Flügels hat eine neue Form erhalten und wurde verbreitert, geht außerdem anders in die seitliche Endplatte über als bisher. Auch die Endplatte selbst ist neu: Die hintere untere Ecke hat eine veränderte Form erhalten.
Durch die diversen Anpassungen soll der Luftstrom vor den Vorderrädern geglättet werden, sodass rund um die Räder weniger Verwirbelungen auftreten, die sich nachteilig auf die weitere Aerodynamik auswirken könnten.