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McLarens Fahrerdynamik: Interne Rivalität ist "definitiv ein Vorteil"
Oscar Piastri und Lando Norris pushen sich gegenseitig und profitieren davon - Aber was passiert, wenn der Titelkampf sich zwischen den beiden zuspitzt?
(Motorsport-Total.com) - Der eigene Teamkollege ist bekanntermaßen der erste Gegner, der man schlagen will. Das ist bei Lando Norris und Oscar Piastri nicht anders. Beide könnten sich in dieser Formel-1-Saison zu ihren ärgsten Titelrivalen entwickeln. Doch noch steht beim McLaren-Duo die Zusammenarbeit und Synergie im Fokus.

© LAT Images
Zusammenhalt trotz Rivalität: Damit fährt McLaren im Moment sehr erfolgreich Zoom Download
So verriet Teamchef Andrea Stella nach dem Grand Prix von China, dass Norris sich von den Schwierigkeiten zu Beginn des Wochenendes vor allem deshalb habe erholen können, weil er von Piastri gelernt, seine Daten und seinen Umgang mit den Reifen im Sprintrennen studiert habe, um sich zu verbessern.
Darauf angesprochen, betont Piastri: "Wir haben unterschiedliche Stärken und Schwächen als Fahrer. Es gibt Wochenenden, da läuft es für mich besser, und dann gibt es auch solche, bei denen ich mich an Lando orientieren und von ihm lernen muss."
"Ich denke, das ist definitiv ein Vorteil, den wir haben. Wenn du starke Teamkollegen hast, lernst du immer voneinander. Es ist unmöglich zu messen, wie viel Zeit du durch das gegenseitige Pushen gewinnst, aber du gewinnst auf jeden Fall etwas."
Eine Zusammenarbeit im Wettbewerb
Norris stimmt ihm zu und hebt dabei die Stärke der internen Konkurrenz hervor: "Abgesehen von Ferrari gibt es, glaube ich, kein anderes Team, das zwei Fahrer hat, die sich so intensiv gegenseitig pushen wie wir. Und für uns ist das ein riesiger Vorteil."
"Wir haben ein großartiges Auto, wir haben ein tolles Team, aber wir haben auch zwei Fahrer, die sich mehr pushen als jedes andere Team. Und das wird immer triumphieren - selbst über den besten Fahrer im Feld. Das ist momentan eine unserer größten Stärken - wie wir in der Lage sind, voneinander zu lernen."
So wie Norris von Piastri in China. "Oscars Fähigkeit, sich an eine Strecke wie diese anzupassen, war beeindruckend, und etwas, bei dem ich deutlich mehr Schwierigkeiten hatte", räumt der Brite ein. Er habe vor allem mit Untersteuern zu kämpfen gehabt.
"Aber ich habe dieses Wochenende viel von Oscar gelernt und seiner Fähigkeit, sich an diese verschiedenen Situationen anzupassen. Es ist definitiv etwas, das wir maximieren werden, weil es uns hilft, jedes andere Team momentan zu schlagen. Es ist ein großartiges Auto und es sind zwei unglaubliche Fahrer!"
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1950: Die erste Saison in der Geschichte der Formel-1-Weltmeisterschaft sieht auch gleich das erste Duell zweier Teamkollegen um den WM-Titel. Die beiden Alfa-Romeo-Piloten Juan Manuel Fangio und Giuseppe Farina gewinnen von den sieben Saisonläufen je drei. Als nach dem Finalrennen in Monza zusammengezählt wird, ist der Italiener Farina mit drei Punkten Vorsprung auf den Argentinier Fangio der erste Formel-1-Weltmeister der Geschichte. Fotostrecke
Dass es langfristig aber auch zu Spannungen führen kann, wenn zwei Teamkollegen um dasselbe Ziel, nämlich den Titel, kämpfen, ist den McLaren-Piloten freilich bewusst.
Doch Norris sieht beide dafür "bereit", wie er sagt. "Wir durften hier frei fahren. Ich hatte nicht das Tempo, um wirklich zu Oscar aufzuschließen, und er ist sehr gut gefahren. Also hat er es verdient. Genauso wie ich es letzte Woche verdient habe."
"Ihr wisst ja, es gab diese zwei Runden, über die jeder gerne redet, in denen wir einfach unsere Position gehalten haben", erinnert Norris an die Anweisung des Teams, als Piastri in Australien zu ihm aufschloss, "aber den Rest haben wir frei gefahren".
"Ich bin mir sicher, dass wir irgendwann mal engere Kämpfe haben werden. Ich denke, wir sind beide aufgeregt - wahrscheinlich gleichzeitig nervös und aufgeregt - wie sicher auch das Team. Aber wir sind bereit. Wir helfen uns gegenseitig, aber wir wissen beide, dass wir gewinnen wollen. Das ist unvermeidlich."
An erster Stelle stehe aber das Team. Denn Norris weiß: "Andere Teams können jederzeit etwas finden. Einige haben schon von Upgrades gesprochen und sie können schneller aufholen, als man denkt, genau wie wir es letztes Jahr getan haben. Also müssen wir auch als Team denken und das Team weiter pushen."
McLarens Führungsansatz
Nur so gelingen Ergebnisse wie in Australien mit einem Doppelsieg für McLaren. "Das war eine Kombination aus Set-up und auch Lando, der sich die Daten von Oscar angeschaut hat. Ich denke, das ist der Vorteil, zwei Nummer-1-Fahrer zu haben. Sie können voneinander lernen", betont McLaren-CEO Zak Brown.
Teamchef Stella ergänzt: "Wir haben nach dem Sprint in China intensiv mit beiden Fahrern gearbeitet, um ihren Fahrstil anzupassen, weil je nach ihrem natürlichen Fahrstil Oscar weniger Reifenabrieb hatte als Lando. Lando musste sich also etwas von Oscar abschauen, aber es gab auch Dinge, die Oscar übernommen hat."
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Auch der Italiener unterstreicht, dass der Vorteil zweier starker Fahrer darin liege, "valide und relevante Informationen" zu gewinnen, die der jeweils andere für sich nutzen kann.
"Und wenn man es gut schafft, die Stärken von beiden zu vereinen, hebt man sein eigenes Niveau", so Stella. "Es macht den internen Wettkampf interessant, aber insgesamt hebt es das Niveau für das Team so sehr, dass wir sehr froh sind, sie bei uns zu haben."
Dabei will der Teamchef auch in Zukunft seiner Linie treu bleiben, Norris und Piastri frei gegeneinander fahren zu lassen, sofern sie sich nicht unnötig behindern oder Strategien gefährden. So war es auch in China: "Es gab eine Phase, in der Lando seine Reifen schonen wollte, um Oscar später anzugreifen", verrät Stella.
"Oscar hat es genauso gemacht - er wollte schauen, ob Lando angreift, und dafür genug Reifenbudget haben. Gleichzeitig mussten wir auf die Abstände nach hinten achten. Aber das Rennen wurde zu keinem Zeitpunkt kontrolliert."
"Beide verstanden, dass es eine Phase gab, in der es keinen Sinn machte, zu sehr zu pushen, weil der Weg bis zum Ende lang und vom Reifenstandpunkt aus unsicher war."