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Ferrari-Fazit: So viel ist wirklich schiefgelaufen in Shanghai
Warum Ferrari nach dem Formel-1-Rennen in Shanghai viele Fragezeichen hat und wie das Team mit der Berührung zwischen Hamilton und Leclerc umgeht
(Motorsport-Total.com) - Sein Rennen sei "nichts Besonderes" gewesen, sagt Ferrari-Fahrer Lewis Hamilton nach dem China-Grand-Prix 2025 in Shanghai. Tatsächlich haben mehrere außergewöhnliche Ereignisse die 56 Rennrunden geprägt, allen voran natürlich die nachträglich ausgesprochene Disqualifikation von Hamilton und Ferrari-Teamkollege Charles Leclerc.

© LAT Images
Lewis Hamilton im Ferrari vor Teamkollege Charles Leclerc in Shanghai 2025 Zoom Download
Hamiltons Stimmung aber war schon davor nicht euphorisch, denn nach dem Sprintsieg am Samstag war er am Sonntag ohne Podestchance geblieben. Denn Ferrari hatte sich nach dem Sprint schlicht verzockt bei der Abstimmung.
"Wir haben beide vor dem Qualifying Set-up-Änderungen vorgenommen. Und eine davon war - so glaube ich - die falsche Wahl für uns. Und wir hatten sie beide", erklärt Hamilton. An seinem Ferrari SF-25 sei deshalb die Balance "komplett daneben" gewesen.
"Rückblickend hätten wir das Auto wohl so lassen sollen wie im Sprint. Aber wir versuchen eben immer, vorwärtszukommen. Das hat sich diesmal nicht ausgezahlt."
Hamilton und Leclerc kollidieren leicht
Was auch nicht geholfen hat: Dass sich die Ferrari-Fahrer in der Startphase zu nahe gekommen sind. Hamilton touchierte Leclerc und beschädigte dabei die Frontflügel-Endplatte seines Teamkollegen, der fortan mit unvollständigem Flügel unterwegs war.
Ob es hier eine teaminterne Aufarbeitung brauche, wird Teamchef Frederic Vasseur gefragt. Antwort: "Ich bin mir nicht einmal sicher, ob wir das überhaupt besprechen werden." Die Berührung sei für ihn "überhaupt nicht kontrovers" gewesen.
Leclerc macht Hamilton nicht mal einen Vorwurf: "Das war nicht seine Schuld. Ich war auf der Innenseite und habe versucht, das Auto für Kurve 3 richtig zu positionieren. Lewis wusste nicht, dass ich da war. Und ich hatte nicht erwartet, dass Lewis zurückzieht und den Scheitelpunkt nimmt, während er außen war. Am Ende war es ein Rennzwischenfall", erklärt Leclerc im Gespräch mit Sky.
Für ihn sei die Sache damit abgehakt. "Es ist schließlich nicht das erste und nicht das letzte Mal, dass sowas passiert. Es waren dieses Mal beide Ferrari betroffen und das ist natürlich schade, aber da gab es keine böse Absicht", meint Leclerc. "Es war einfach unglücklich."
Die Folgen des kaputten Frontflügels
Und es hatte Folgen: Leclerc gibt an, der beschädigte Frontflügel habe ihn im Rennverlauf "einiges gekostet", nennt aber keine konkreten Zahlen. Nur so viel: "Wir sprechen über einen sehr, sehr großen Performanceverlust an meinem Auto. Da war auf jeden Fall Potenzial für ein deutlich besseres Ergebnis."
Warum hat Ferrari dann nicht reagiert und beim Boxenstopp die Frontpartie ausgetauscht? "Weil wir nicht acht Sekunden verlieren wollten. Das hätte uns ein Wechsel gekostet. Und dann hätte ich mich erst wieder durchs Feld kämpfen müssen. Dieses Risiko wollte ich nicht eingehen", sagt Leclerc. "Ich wollte einfach die Position auf der Strecke halten und das bestmögliche Ergebnis herausholen."
Anders als Hamilton tat sich Leclerc selbst mit kaputtem Frontflügel leichter damit, den SF-25 am Limit zu bewegen. Es habe sich zwar "nicht so schnell und wirklich schlecht angefühlt" im Auto, aber grundsätzlich habe er ein "wirklich gutes Rennauto" gehabt, meint Leclerc. Das sei ihm besonders am Ende eines Stints aufgefallen. Und im Gegensatz zu Hamilton gibt er an, "Fortschritte mit dem Auto" gemacht zu haben.
Was aber nicht darüber hinwegtäuschen könne, dass "mehr Potenzial da war", so Leclerc. Der Frontflügel-Schaden habe den Abtrieb seines Fahrzeugs "um 30 Punkte" reduziert, "und das ist eine Menge. Da kannst du nicht erwarten, dass das Auto schneller ist. Und wenn doch, dann haben wir ein Problem."
Stallregie bei Ferrari zugunsten von Leclerc
Zu einem Problem kam es für Ferrari, als beide Autos auf der Strecke aufeinandertrafen - und das hintere Fahrzeug kurz nach den Boxenstopps den besseren Speed hatte. Wenig später ließ Hamilton Leclerc ziehen - eine Ferrari-Stallregie im zweiten Grand Prix des Jahres?
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Hamilton erklärt: "Charles hatte einfach mehr Tempo als ich. Ich hatte mit dem Auto zu kämpfen. Also habe ich dem Team gesagt, dass ich ihn vorbeilassen werde. Es war meine Entscheidung."
Leclerc gibt an, er "weiß nicht, was die Anweisungen waren. Unterm Strich ist mir das auch nicht so wichtig." Er habe sich jedenfalls nicht aufgehalten gefühlt von Hamilton. Es sei "in Ordnung" gewesen. "Aber wir werden das noch gemeinsam besprechen."
Was wäre, wenn?
Und wenn all das nicht gewesen wäre? Wenn Leclerc ein sauberes Rennen ohne Frontflügel-Schaden gehabt hätte? "Wir hatten das Tempo, um mit den Jungs vorne zu kämpfen", meint Leclerc. "Und wenn ich 'vorne' sage, dann meine ich McLaren. Das hatte Lewis schon am Samstag gezeigt."
In seinem Fall sei nur das Qualifying am Samstag "nicht besonders gut" gewesen, sagt Leclerc. Er hatte sich auf P6 direkt hinter Hamilton platziert. "Am Sonntag aber lief es besser bei mir, weil ich wusste, die Änderungen würden das Auto verbessern. Das war so, aber leider konnten wir das volle Potenzial nicht ausschöpfen."
Auf der Strecke bedeutete das die Positionen fünf und sechs für Leclerc und Hamilton - bevor Ferrari nach der technischen Kontrolle aufgrund von unterschiedlichen Regelverstößen disqualifiziert wurde.
Der Ferrari-Funk: Immer wieder ein Erlebnis
Dass der Ferrari-Funk nach dem Rennen wieder Gesprächsthema war, ist für Leclerc deshalb nur eine Randerscheinung: "Wir lieben es einfach zu reden! Ich meine, wenn du nach Italien gehst, da lieben die Leute es auch zu reden. Also ja, es gab viele Gespräche - ein bisschen zu viel für meinen Geschmack, aber so ist es eben."
"Irgendwann habe ich meinen Ingenieuren sogar gesagt: 'Sagt mir einfach alles, was gerade nicht gut läuft - bis ich frustriert bin und euch sage, dass ihr aufhören sollt.' Und genau das ist passiert."
Das Ferrari-Fazit aus Shanghai
Doch bei allem, was schiefgelaufen ist für das Formel-1-Traditionsteam aus Maranello: Hamilton nimmt "auf jeden Fall mehr Positives" mit. Denn er habe nach seinem Sieg im Sprint noch einen "sauberen Grand Prix im Trockenen" gefahren. "Und jetzt wissen wir, wo wir leistungsmäßig stehen", sagt Hamilton.
"Wir müssen ganz klar noch an unserem Tempo arbeiten. Die Jungs da vorne sind ziemlich schnell, also haben wir noch einiges zu tun, um die Lücke zu schließen. Und um nicht nur aufzuholen, sondern auch vorbeizuziehen, müssen bestimmte Dinge passieren."
Teamchef Vasseur wiederum hält die Pace von Leclerc für "wirklich gut und ermutigend - obwohl er nur einen halben Frontflügel hatte". Insgesamt aber sei das Wochenende für Ferrari "schwer zu verstehen und einzuordnen".