FIA über Heckflügel-Tests: Die Hälfte der Teams musste etwas ändern
Die Auswirkungen der neuen Belastungstests für die Heckflügel in der Formel 1: FIA-Formelsport-Leiter Nikolas Tombazis zieht nach Shanghai ein erstes Zwischenfazit
(Motorsport-Total.com) - Nach dem Formel-1-Auftakt 2025 in Australien hat der Automobil-Weltverband (FIA) kurzfristig neue Belastungstests für die Heckflügel der Fahrzeuge eingeführt. Aber hatte diese Verschärfung auch den gewünschten Effekt?

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Pierre Gasly, Lance Stroll, Carlos Sainz und weitere Fahrer beim China-Grand-Prix 2025 Zoom Download
Nikolas Tombazis als Formelsport-Leiter der FIA sagte nach dem zweiten Rennwochenendes Jahres in Shanghai: "Ich bin hoffnungsvoll, dass es diesmal reicht."
Einige Teams seien bereits in Australien völlig regelkonform unterwegs gewesen. "Ich glaube, vier oder fünf waren es nicht, und die mussten [für China] Änderungen vornehmen." Konkrete Angaben macht Tombazis nicht, doch zumindest Alpine hat bereits öffentlich erklärt, es habe seine Heckflügel verändern müssen.
Aber was ist mit McLaren? Das aktuelle Spitzenteam der Formel 1 stand bereits 2024 im Verdacht, es mit flexiblen Flügeln sehr weit zu treiben, und McLaren ist auch in der Saison 2025 wieder Gegenstand von Spekulationen. Ein Regelverstoß wurde dem Team aber nicht nachgewiesen. "Ich möchte auch nicht über einzelne Teams sprechen", sagt Tombazis.
Ihm und dem Weltverband gehe es nur darum, die generelle Einhaltung der neuen Spielregeln zu überwachen. "Deshalb setzen wir weiterhin Kameras ein - einfach, um sicherzugehen", erklärt Tombazis. "Aber 'sicher' ist eigentlich ein Wort, das ich vermeiden will, denn es ist ein recht komplexes Phänomen, das diesen Effekt hervorruft." Entsprechend schwierig gestaltet sich auch die Nachverfolgung.
Wie die Teams mit der FIA kooperieren
Die FIA ist hier auf die Mitarbeit der Teams angewiesen, sagt Tombazis. Zum Beispiel kann der Weltverband Einsicht in Konstruktionspläne verlangen. "Manchmal zumindest schauen wir uns das an, aber nicht immer. Manchmal bitten wir die Teams auch, uns zu zeigen, wie sie den Flügel laminiert und was sie dabei gemacht haben", erklärt er.
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Doch das ist die Ausnahme. "Im Grunde verwenden wir hauptsächlich die Ergebnisse der Belastungstests und kombinieren das mit den Kameradaten. So stellen wir sicher, dass wir keine Tricks übersehen."
Tombazis betont: "Kamerabilder allein würden nur dazu führen, dass wir die Sportkommissare einschalten. Sie dienen eher dazu, eine genauere Untersuchung zu starten, bei der wir vielleicht feststellen, dass ein Team nicht-lineare Eigenschaften oder einen Mechanismus verwendet. Dann hätten wir einen Anlass, es zu melden."
Mögliche weitere Schritte
Ob das in Zukunft anders wird, wenn sich die Kameratechnologie verbessert? Tombazis fürchtet einen zu großen Aufwand: "Es wäre viel Arbeit, alle Kameradaten rechtzeitig zu analysieren, alle Signale zu verarbeiten und so weiter. Wir haben auch keine 50 Leute, die daran arbeiten. Das heißt aber nicht, dass die Option für die Zukunft ausgeschlossen ist. Es ist keine schlechte Idee, nur eben mit viel Aufwand verbunden."
So oder so: Die FIA behält die Formel-1-Heckflügel im Auge. Und sollte es weitere Verdachtsmomente geben, "dann könnten wir die Grenzwerte weiter reduzieren", sagt Tombazis. "Wir könnten auch beginnen, die DRS-Mechanismen noch detaillierter zu untersuchen und genau zu kontrollieren, wie sie eingestellt sind."
"Aber wie gesagt, momentan sind wir einigermaßen zufrieden. Das soll nicht als Überheblichkeit verstanden werden. Die Teams versuchen natürlich weiterhin, das Maximum herauszuholen, und wir müssen wachsam bleiben."
So wie Ende des vergangenen Jahres, als das Thema erstmals in den Fokus rückte. "Aus der Gesamtsituation heraus haben wir entschieden, für dieses Jahr Maßnahmen zu ergreifen", erklärt Tombazis. Der Weltverband habe "ein langes Spiel mit Pressekommentaren, Fotos und Beschwerden" verhindern wollen.
Wie ehrlich sind die Formel-1-Teams?
Aber wie aufrichtig haben die Teams die notwendigen Änderungen vorgenommen? Kann die FIA durch die neuen Belastungstests wirklich ausschließen, dass die Rennställe nicht in Grauzonen des Reglements abgebogen sind?
Tombazis schmunzelt und meint: "Dieses Spiel spielen die Teams ja immer. Sie sind nicht aus wohltätigen Gründen da. Sie werden immer versuchen, den maximalen Vorteil herauszuholen."
"Unsere Sichtweise ist: Ein Auto, das die FIA-Tests besteht, ist grundsätzlich legal - es sei denn, es gibt versteckte Mechanismen oder Dinge, die auf nicht-linearen Eigenschaften, Temperaturen oder Ähnlichem beruhen. In solchen Fällen greifen wir ein."
"Grundsätzlich würden wir niemals ein Team bei den Sportkommissaren melden, das die Tests bestanden hat. Aber speziell bei diesem Thema - und aus genau diesen Gründen - geben uns die Regeln das Recht, zusätzliche Steifigkeitstests durchzuführen."