Toto Wolff: Mercedes "vielleicht zwei Zehntel" hinter McLaren
Mercedes präsentiert sich in China als zweite Kraft: Warum Teamchef Toto Wolff sein Team "noch nicht wirklich im Titelrennen" sieht, ihm das Auto aber Hoffnung macht
(Motorsport-Total.com) - Am Ende hatte George Russell am Sonntag in China im Ziel knapp über elf Sekunden Rückstand auf Sieger Oscar Piastri. Entsprechend logisch scheint nach 56 Runden die Rechnung von Mercedes-Teamchef Toto Wolff, der mit Blick auf McLaren bilanziert "heute waren es vielleicht zwei Zehntel, die sie gehabt haben auf uns. Und in Anbetracht der Tatsache, dass unser Auto am Freitag gar nicht funktioniert hat, war das dann ein guter Schritt".
Zumal der Österreicher bei Sky zu bedenken gibt: "Zwei Zehntel, selbst drei Zehntel kann man aufholen." Allein: "So wie es in Melbourne war, war es zu viel", erinnert Wolff nochmal an die Vorwoche und das Auftaktrennen, bei dem man noch eine gute Sekunde Rückstand gehabt habe - weshalb sich sein Schützling Russell sogar zu der markanten Aussage hinreißen ließ, McLaren werde wohl alle Rennen in diesem Jahr gewinnen.
Obwohl Lewis Hamilton diese These in Shanghai schon widerlegte - zumindest, wenn man den Sprint dazuzählt - verteidigt Wolff seinen Piloten aber für dessen Einschätzung, denn "nach Melbourne war diese Aussage durchaus nachvollziehbar", findet der Teamchef, dem gleichermaßen ein kleiner Stein vom Herzen fällt: "Heute waren wir näher dran. Aber wir müssen nach einigen Rennwochenenden eine fundierte Analyse machen, wo wir wirklich stehen."
"Nicht zwischen Euphorie und Frustration schwanken"
Schließlich sei das Bild unter den Top-Teams noch nicht ganz klar, wie China beweisen habe: "Noch am Samstag hätte man sagen können, Ferrari ist wieder dominant und auf dem Weg zurück an die Spitze. Doch das Rennergebnis am Sonntag war dann eher ernüchternd", urteilt Wolff mit Blick auf die rote Konkurrenz - die nicht nur auf der Strecke nicht mithalten konnte, sondern schlussendlich auch noch disqualifiziert wurde.
Mit Blick auf die Beurteilung, auch seines eigenen Teams, sagt Wolff deshalb: "Wir sollten nicht täglich zwischen Euphorie und Frustration hin und her schwanken, sondern nach ein paar Rennen eine solide Grundlage schaffen und sagen: Das ist der aktuelle Stand der Dinge."
Auf die Frage, ob Mercedes - nach zwei Podiumsplatzierungen in zwei Rennen - aber wieder zurück sei im Kampf um die Spitze, hat der Wiener trotzdem eine klare Tendenz: "Ich würde noch nicht sagen, dass wir wirklich im Titelrennen sind. Wenn man auf Piastri schaut - natürlich ist es ein bisschen einfacher vorne zu fahren und die Reifen zu managen. Aber wir sind nicht weit weg", so Wolff: "Wir waren heute das zweitstärkste Team, und das ist für uns ein solides Ergebnis."
Wolff: Mercedes reagiert wie erwartet auf Änderungen
Noch wichtiger als das Resultat ist für den Teamchef aber die Tatsache, dass die Ingenieure das Auto offensichtlich verstehen: "Die Basis unseres Autos ist stabil. Wenn wir an einer mechanischen Komponente, einem Flügel oder der Aerodynamik Änderungen vornehmen, dann reagieren sie so, wie wir es erwarten", freut sich Wolff über die Fortschritte im Vergleich zu den letzten Jahren.
"Aber wir müssen realistisch bleiben: Wir sind noch nicht dort, wo wir sein wollen. Zufrieden sein werden wir erst, wenn wir wieder Rennen gewinnen und um Meisterschaften kämpfen", erklärt der Boss des einstigen Weltmeisterteams, der nur zu gut weiß: "Doch es gibt keinen Anspruch auf Erfolg - man muss sich ihn erarbeiten. Und genau das ist die spannende Reise, die vor uns liegt."