Liam Lawson angezählt: "Was Zak Brown sagt, ist mir sowas von egal"
Liam Lawson steht nach seinem Crash-Auftakt mit Red Bull schon gehörig unter Druck: Zak Brown kippt Öl ins Feuer, doch auch andere F1-Experten warnen den Kiwi
(Motorsport-Total.com) - Die WM-Saison ist erst ein Rennen alt, doch die psychologische Kriegsführung zwischen McLaren und Red Bull bereits in vollem Gange: McLaren-CEO Zak Brown gießt nach dem Auftaktrennen jedenfalls gleich mal Öl ins Feuer und zählt Red Bulls Nummer zwei Liam Lawson öffentlich an:
"Ich denke, es wird ein sehr aufregendes Jahr werden. Yuki [Tsunoda] hat einen großartigen Job gemacht und ist wahrscheinlich der Typ, der im Red Bull sitzen sollte, wenn man sich ansieht, wie er sich geschlagen hat. Aber sie scheinen einige seltsame Fahrerentscheidungen zu treffen", erhöht Brown bei Sky nach Lawsons Crash-Auftakt in Australien den Druck auf den Neuseeländer.
Dieser will die Spitze aus dem gegnerischen Lager am Medien-Donnerstag in China selbstredend nicht auf sich sitzen lassen: "Um ehrlich zu sein, was Zak sagt, ist mir sowas von egal. Ich habe nie mit ihm gesprochen - zumindest kann ich mich nicht daran erinnern. Und in den letzten zwei Wochen habe ich auch keinerlei soziale Medien verfolgt", stellt Lawson klar.
Lawson über Red-Bull-Cockpit: "Gibt keine Garantien"
Dass die Drucksituation bei Red Bull nochmal ein ganz anderes Kaliber sei, und ihm deshalb entsprechend zusetze, weist Lawson aber von sich: "Im vergangenen Jahr war es eine ganz andere Situation, weil ich keinen festen Platz hatte. Jedes einzelne Rennen fühlte sich damals wie eine Bewährungsprobe an, ein Test dafür, ob ich überhaupt eine Zukunft in der Formel 1 haben würde", gibt er zu bedenken.
Insgesamt fühle er sich durch die Saisonvorbereitung mit dem Team nun besser vorbereitet und "ausgereifter als in den Jahren zuvor", so Lawson. "Natürlich weiß ich, dass es in diesem Sport keine Garantien gibt - vor allem nicht bei Red Bull. Wenn man eine halbe Saison lang nicht liefert, wird ohne Zögern eine Veränderung vorgenommen", lässt er zwischen den Zeilen durchblicken, welches Zeitlimit er bei seinem neuen Team für eine Leistungssteigerung zu haben glaubt.
Allein: Nicht nur Brown, auch andere, neutralere Figuren im Fahrerlager, sehen Lawson schon deutlich früher unter dem großen Druck einer Ablösung stehen: "Lawson wird besonders happy sein, dass wir sofort in das nächste Rennwochenende gehen, sodass er hoffentlich das Unheil und die Fehler aus Melbourne schnell richtigstellen kann", erklärt Ex-Formel-1-Pilot Martin Brundle.
Laut dem Sky-Experten täte der Kiwi gut daran, schließlich sei Red Bull dafür bekannt, keine Gefangenen zu machen: "In diesem Team gibt es keine Streicheleinheiten und rückenstärkenden Worte - und das sollte es auch nicht auf diesem Level. Entlassungsschreiben sind mehr ihr Ding, wenn du nicht zumindest manchmal mit Verstappen mithalten kannst", erinnert Brundle an das Schicksal von Lawsons Vorgängern.
Nicht nur in Großbritannien, auch unter den deutschsprachigen Formel-1-Experten steht Lawson bereits nach dem ersten Auftritt für Red Bull in der Kritik: Ex-Rennfahrer Marc Surer urteilt in seiner Rennanalyse für Motorsport-Total.com nach Lawsons Auftritt im Albert Park: "Was für ein schwacher Einstand für ihn. Er muss jetzt schon um seinen Platz zittern."
Und auch Ex-Teamchef Günther Steiner, der sich mit jungen Fahrern in der Formel 1 spätestens seit seiner Zeit mit Mick Schumacher und Nikita Masepin bei Haas bestens auskennt, urteilt im Podcast Starting Grid in Bezug auf Lawson: "Für mich war er der Rookie, der mit am meisten enttäuscht hat. Er hat ja am meisten Rennerfahrung - ist, glaube ich, schon elf Rennen gefahren - und er kam nie zurecht mit dem Auto übers ganze Wochenende, war nie dabei richtig, hat immer wieder Fehler gemacht."
Steiner über Lawson: "Das war kein guter Einstand"
Erschwerend kommt für Steiner hinzu: "Er war von den Rookies, neben Kimi Antonelli, im besten Auto." Teamkollege Verstappen sei im Red Bull schließlich Zweiter geworden, "das Auto kann nicht so schlecht sein", kommentiert der Südtiroler: "Es waren immer wieder Fehler drin. Dann am Schluss - er war ja nicht vorne dabei, irgendwie Vorletzter, Drittvorletzter oder so in der Region - hat er noch das Auto in die Reifenstapel gesetzt."
Entsprechend schlecht fällt Steiners Zeugnis für Lawson aus: "Das war kein guter Einstand. Und deswegen, auch mit der Leistung von Yuki Tsunoda, der leider keine Punkte geholt hat, aber sonst im Qualifying und auch im Rennen nicht schlecht dabei war, muss man sich schon überlegen, ob man die zwei vielleicht austauschen sollte - und Liam Lawson ein bisschen den Druck wegnehmen", schlägt Steiner in die gleiche Kerbe wie Brown.
Einen neuerlichen Fahrerwechsel unter den Red-Bull-Teams würde der Südtiroler jedenfalls "nicht ausschließen", glaubt er doch, dass "es ja beiden irgendwie gut tun würde. Bei Tsunoda könnte man sehen, wie er mit dem Druck umgeht und dann kann man sehen, was man mit ihm nächstes Jahr macht. Und bei Liam Lawson schauen, ob den Druck wegnehmen ihn besser macht." Letzte Saison im Racing Bull sei der 23-Jährige schließlich "immer ziemlich gut dabei gewesen", will Steiner den Neuseeländer noch nicht ganz abschreiben.