Jacques Villeneuve: Teams wurden immer schlechter, wenn Carlos Sainz weg war
Trotz Crash beim Auftakt: Jacques Villeneuve glaubt, dass Williams mit Carlos Sainz einen guten Fang gemacht hat - und stützt das auf eine interessante Statistik
(Motorsport-Total.com) - Das teaminterne Duell bei Williams gehört dieses Jahr zu den meistbeachteten: Neuzugang Carlos Sainz gegen den etablierten Alex Albon, das verspricht Hochspannung. In Melbourne sorgte der Spanier zunächst gleich mal für Furore, mit Platz zwei in der ersten Session am Freitag - im zweiten Training fuhren beide Williams-Piloten doch glatt dieselbe Zeit, im dritten hatte Sainz die Nase dann um knappe sechs Tausendstel vorne.

© LAT Images
Kriegt weiterhin rote Kappen zum Unterschreiben hingehalten: Carlos Sainz Zoom Download
Als es jedoch wirklich um etwas ging, schlug Albon eiskalt zurück: Startplatz sechs, drei Zehntel vor seinem Stallgefährten auf Rang zehn. Und auch die Rennen der beiden Williams-Piloten hätten schließlich unterschiedlicher kaum ausfallen können: Während Albon einen überraschenden fünften Platz ins Ziel brachte, scheid Sainz im Regen schon früh aus.
Schon direkt nach seinem Abflug in der Zielkurve zeigte sich der Neuzugang perplex über das Zustandekommen, später berichtete er: "Ich habe mir die Daten angeschaut und konnte schnell erkennen, was passiert ist. Das beruhigt mich etwas. Ohne ins Detail zu gehen, aber es hat mit dem Hochschalten im Safety-Car-Mode zu tun", so Sainz, der natürlich trotzdem "frustriert" war: "Für alle im Team tut es mir sehr leid."
Neuland für Sainz: "Kommt sicher nicht als Nummer zwei"
Trotz des misslungenen Debüts für seinen neuen Rennstall - geht es nach Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve, darf sich sein ehemaliges Team bei Sainz schon bald auf das ein oder andere Highlight freuen: "Williams hat hier eine großartige Entscheidung getroffen. Ob er etwas Besseres verdient hätte, das weiß ich nicht", sagt der Kanadier gegenüber yaysweepstakes zur von Ferrari geholten Neuverpflichtung: "Aber er kommt sicher nicht als Nummer zwei ins Team."
Das sei auch für Sainz selbst eine neue Erfahrung, glaubt Villeneuve, gibt er doch zu bedenken: "Bei jedem anderen Team, wo er war, wurde er eigentlich fast immer nur als Ergänzung geholt - obwohl doch all diese Teams besser wurden, solange er dort war, und schlechter, sobald er weg war."
Tatsächlich bestätigt der Blick auf die Zahlen diesen Trend: Sainz' erstes Team Toro Rosso fiel in der Konstrukteurs-WM im Folgejahr vom siebten auf den neunten Rang, nachdem der Spanier spät in der Saison 2017 zu Renault abgewandert war. Bei den Franzosen wiederholte sich das Schauspiel, von Rang vier auf Rang fünf, als Sainz für 2019 zu McLaren weiterzog.
Und auch das Papaya-Team machte die von Villeneuve angesprochene Erfahrung des Sainz-Effekts, musste sich, nach Rang drei in der Saison 2020, im Folgejahr ohne Sainz einen Platz weiter hinten einsortieren. Blickt man auf die vorerst letzte Station des Spaniers, dürfte Ferrari, nach dem Vizetitel in der Team-WM 2024, bereits Angst und Bange werden - vor allem, wenn man das schwache Ergebnis der Scuderia beim Saisonauftakt in Melbourne miteinbezieht.
Villeneuve: Sainz ist einer, "der das Team aufbaut"
Villeneuve attestiert Sainz in seinen bisherigen Teams "zweifellos ein entscheidender Faktor" gewesen zu sein, und glaubt: "Genau das hat Williams in ihm gesehen - einen, der das Team aufbaut." Andersrum sei aber auch die Traditionstruppe aus Grove "perfekt" für Sainz: "In dieser Situation wird man sich auf ihn verlassen. Er hat viel Erfahrung, aber das wird ihn sich gut fühlen lassen, zufrieden und wichtig. Das hat er bei den anderen Teams nicht so bekommen."
Sainz und Williams, das sei eine "vielversprechende Kombination", urteilt Villeneuve, der außerdem glaubt, dass das Team nun zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt: "Gleichzeitig wird sich dadurch auch zeigen, was Albon wirklich wert ist", freut sich der Kanadier über das spannende Teamduell: "Seit seiner Rückkehr in die Formel 1 nach dem Red-Bull-Intermezzo, hatte er keinen Teamkollegen, mit dem er sich wirklich messen konnte."
In Bezug auf Albon sagt der Weltmeister von 1997: "Wir alle wissen, dass er extrem schnell ist - aber ist er sehr schnell oder außergewöhnlich schnell? Das ist schwer zu sagen. Dabei geht um diese winzigen Zehntel, bei denen man es einfach nicht genau weiß." Mit Teamkollegen wie Nicholas Latifi oder Logan Sargeant habe die richtige Messlatte zuletzt jedenfalls gefehlt, findet Villeneuve: "Aber mit Sainz werden wir eine hervorragende Referenz haben."