Rivalität Brown vs. Horner: McLarens subtile Spitze gegen Red Bull
Das Duell ist angerichtet: Ein Jahr nach der Horner-Affäre kann sich McLaren-CEO Zak Brown einen subtilen Seitenhieb gegen Red Bull nicht verkneifen
(Motorsport-Total.com) - Vor einem Jahr drehte sich in der Formel-1-Welt beim Testauftakt und dem Saisonstart in Bahrain alles um das Chaos bei Red Bull und die WhatsApp-Kontroverse um Christian Horner. Der Machtkampf hinter den Kulissen mündete schließlich in einem fragilen Waffenstillstand, der Horner im Amt hielt - doch nicht, ohne dass konkurrierende Teams versuchten, aus dem Wirbel Kapital zu schlagen.
So bemerkte Zak Brown damals öffentlich, dass "einige Red-Bull-Lebensläufe umhergeistern". Letztlich verließen mit Adrian Newey und Jonathan Wheatley zwei hochrangige Red-Bull-Mitglieder das Team, um neue Herausforderungen anzunehmen.
Ein Jahr später könnte die Stimmung bei McLaren nicht unterschiedlicher sein. Während das Team mit einem starken Testauftakt in die Saison gestartet ist, hat es auch geschafft, seinen technischen Kern zusammenzuhalten. Wichtige Personalien wie Oscar Piastri, Teamchef Andrea Stella und Aero-Chef Peter Prodromou haben neue Verträge erhalten, um die langfristige Stabilität zu sichern.
Im Fahrerlager von Melbourne, kurz vor dem Grand Prix von Australien, bestätigen Stella und Brown, dass es aufgrund des jüngsten Erfolgs ihres Teams "gewisses Interesse an unseren Leuten" gebe. Piastris frühzeitige Vertragsverlängerung sei ein Mittel gewesen, um Ablenkungen durch konkurrierende Teams zu minimieren. Doch für Brown geht es nicht nur darum, Mitarbeiter mit Verträgen zu binden. Viel entscheidender sei es, eine Unternehmenskultur zu schaffen, in der die Menschen freiwillig bleiben möchten.
"Man hört immer wieder, dass andere Teams Sponsoren, Fahrer oder Mitarbeiter stehlen. Aber das stimmt nicht. Man verliert sie", betont Brown. "Unabhängig von den vertraglichen Aspekten haben wir hart daran gearbeitet, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich die Menschen bei McLaren wohlfühlen und bleiben wollen. Und ich denke, das ist uns gelungen. Dieses Jahr gibt es bei uns keine einzige Veränderung an der Boxenmauer. Auch in der technischen Führung gibt es keine Wechsel."
Es fällt schwer, diese Worte nicht als kleine Spitze gegen Red Bull zu verstehen - ein Seitenhieb, der die anhaltende Rivalität zwischen den beiden Teams widerspiegelt, sowohl auf als auch abseits der Strecke. Brown gehörte im vergangenen Jahr zu den ersten, die Öl ins Feuer gossen, als die Horner-Affäre hochkochte. In gewisser Weise hat er Toto Wolff als Horners schärfsten Gegenspieler im Fahrerlager abgelöst.
Diese Fehde hat offenbar auch Auswirkungen auf die Personalpolitik beider Teams - insbesondere im Fall von Red-Bull-Chefstratege Will Courtenay. McLaren hatte dessen Verpflichtung als neuer Sportdirektor bereits im September 2024 verkündet, in der Hoffnung, eine Einigung zu erzielen, um seine vertragliche Auszeit zu verkürzen. Doch Red Bull hat keine Anstalten gemacht, McLaren entgegenzukommen. Stattdessen besteht das Team darauf, dass Courtenay erst Mitte 2025 seinen neuen Posten antreten kann.
Auf die Frage, ob Browns persönliche Rivalität mit Horner der Grund für Red Bulls harte Linie sei, weicht Stella zunächst aus - fügt dann aber eine vielsagende Bemerkung hinzu: "Es gibt Verträge, die eingehalten werden müssen, und wir respektieren die Entscheidung der anderen Partei. Das ist ihre Vorgehensweise, und wir üben uns in Geduld", erklärt er.
"Gleichzeitig sind wir sehr daran interessiert, unser Team mit Experten zu verstärken und noch besser zu verstehen, wie andere Teams arbeiten. Unser Fokus liegt darauf, ein Umfeld zu schaffen, in dem nicht nur unsere bestehenden Mitarbeiter bleiben wollen, sondern das auch für andere attraktiv ist."
Und dann folgt eine pikante Bemerkung: "Offenbar ist uns das gelungen - immerhin sind einige hochrangige Mitglieder genau von dieser einen Partei zu uns gewechselt ..."
Solche Sticheleien sind eigentlich eher Browns Spezialität, der für seine direkte und provokante Art bekannt ist. Doch Stella, sonst für seine diplomatische Ausdrucksweise geschätzt, konnte sich diesen Kommentar nicht verkneifen. Damit ist die Bühne für einen mit Spannung erwarteten Zweikampf 2025 bereitet. Formel-1-Fans können nur hoffen, dass sich dieses Duell auch auf der Rennstrecke über die ganze Saison erstreckt.