Yuki Tsunoda: Habe nicht nachgefragt, warum Red Bull lieber Lawson wollte
Wie Yuki Tsunoda heute zur Red-Bull-Entscheidung für Liam Lawson steht und was für Helmut Marko den Ausschlag gegeben hat, für 2025 nicht Tsunoda zu befördern
(Motorsport-Total.com) - "Wir haben beide einhundert Prozent gegeben, aber am Ende hat Red Bull eine Entscheidung getroffen", sagt Yuki Tsunoda. Diese Entscheidung fiel nicht zu seinen Gunsten aus: Tsunoda verblieb für die Formel-1-Saison 2025 bei Racing Bulls und Liam Lawson bekam den Platz als Teamkollege von Max Verstappen bei Red Bull.
"Es ist, wie es ist", meint Tsunoda heute. Er habe erst "30 Minuten vor der offiziellen Ankündigung" davon erfahren, dass Lawson den Vorzug erhalten hatte. Und damit war Tsunoda erst einmal bedient: "Um ehrlich zu sein, habe ich eigentlich nicht nachgehakt, warum genau [Red Bull so entschieden hat]."
Zumal man ihm den Eindruck vermittelt habe, "dass es nicht um die Leistung gegangen ist", so Tsunoda weiter. "Es schien mehr so, als ob sie etwas Bestimmtes erreichen wollten oder eine Situation schaffen wollten, die für sie am besten ist - vielleicht wegen der Stimmung, keine Ahnung. Aber sie haben zumindest angedeutet, dass es nicht unbedingt an der Leistung lag."
Zwei Unfälle in Mexiko drängen Tsunoda ins Abseits
Was also war der Grund, weshalb 2025 Lawson im Red Bull sitzt und nicht Tsunoda? Red-Bull-Sportchef Helmut Marko verweist bei auto motor und sport auf die "Ausbrüche" von Tsunoda. "Die sind zwar besser geworden, aber eben nicht ganz weg."
Damit meint Marko wohl nicht das markante Fluchen von Tsunoda am Funk, sondern schlicht Fehler beim Fahren. Als Beispiel nennt Marko den Mexiko-Grand-Prix 2024: "Da hatte er zwei völlig unnötige Unfälle, als die Entscheidungsfindung näher rückte. Er wusste, dass es schon um die Frage ging, wer den Platz bei Red Bull bekommt."
Für Marko lässt das nur einen Schluss zu: "Tsunoda ist unter Druck noch immer fehleranfällig", wenn auch "vom Speed her ohne Frage geeignet" für ein Cockpit bei Red Bull. "Aber gegen Max zu fahren, bedeutet immer Druck. Das muss man als Teamkollege von Max aushalten können. Und wenn das nicht der Fall ist, tust du dich schwer."
Was Lawson 2025 erreichen muss
Deshalb räumt Marko Lawson bessere Chancen ein, an der Seite von Verstappen zu bestehen. "Er geht an diese Aufgabe mit dem Wissen heran, dass bis jetzt jeder gegen Max untergegangen ist, und zwar umso schneller, je mehr er versucht hat, mit komplett anderen Set-ups oder Strategien schlauer zu sein und etwas zu erzwingen", erklärt Marko.
Der Red-Bull-Sportchef hält Lawson für "mental irrsinnig gefestigt und bodenständig" und damit für die Idealbesetzung im zweiten RB21. Doch jetzt ist Lawson gefragt, diesen Vorschusslorbeeren auf der Rennstrecke gerecht zu werden: Er müsse "regelmäßig Punkte holen" und "sein eigenes Ding machen", ohne sich zu sehr auf Verstappen zu konzentrieren, sagt Marko.
Mehr werde im ersten Jahr von Lawson als Red-Bull-Fahrer nicht erwartet. "Damit", sagt Marko, "ist seine Rolle vorerst erfüllt." Marko fügt hinzu: "Ich glaube, dass er schlau genug ist, das zu kapieren." Zumindest für 2025. Darüber hinaus ist Lawson einiges daran gelegen, den vermeintlichen Nummer-2-Status bei Red Bull loszuwerden, wie er vor dem Auftaktrennen in Melbourne selbstbewusst erklärt hat.
Helmut Markos Auftrag an Yuki Tsunoda
Und auch Tsunoda will sich weiterentwickeln, schon allein, um bereit zu sein, sollte sich doch noch eine Chance bei Red Bull ergeben. Man habe ihm dort "deutlich gesagt, dass in dieser Welt alles passieren kann", so Tsunoda. "Man hat es vergangenes Jahr gesehen - auch in unserem Team." Er müsse daher "einfach so weitermachen wie bisher".
Außerdem habe ihm Marko "sehr direkt gesagt, dass ich ruhig bleiben muss", meint Tsunoda, der 2025 zudem eine Führungsrolle bei Racing Bulls einnimmt, wo neben ihm noch Formel-1-Neuling Isack Hadjar fährt. "Das ist die Richtung, die ich bekommen habe, und die muss ich dieses Jahr umsetzen", sagt Tsunoda.
Mit Lawson versteht er sich weiterhin gut: "Wir sind auf jeden Fall immer noch Freunde, wir schreiben uns, und ich unterhalte mich gerne mit ihm. Daran hat sich seit der Bekanntgabe eigentlich nichts geändert."