Hamilton: Arbeitsmoral hat mich an "Mr. Ferrari" Leclerc besonders erstaunt
Lewis Hamilton ist angetan von der bisherigen Zusammenarbeit mit Charles Leclerc und bezeichnet diesen als "Mr. Ferrari", was Leclerc jedoch von sich weist
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton sagt, dass die Arbeitsmoral von "Mr. Ferrari" Charles Leclerc ihn am meisten an seinem neuen Formel-1-Teamkollegen bei der Scuderia überrascht hat. Der Brite ist nach Sebastian Vettel und Carlos Sainz Leclercs mittlerweile dritter Stallgefährte beim Team aus Maranello.
Sowohl Hamilton als auch Sainz wurden in der Pressekonferenz vor dem Großen Preis von Australien 2025 nach ihrer Meinung zu Leclerc gefragt, da der Vergleich zwischen Ferraris neuer Fahrerpaarung eines der großen Gesprächsthemen der neuen Saison sein dürfte.
Nachdem er zunächst gescherzt hatte: "Abgesehen von seinen großartigen Haaren?", sagte Hamilton: "Was mich am meisten überrascht hat? Nun, ich würde sagen, seine Arbeitsmoral. Die ist wirklich gut. Ich wusste das vorher nicht, denn natürlich weiß man nicht, was hinter verschlossenen Türen passiert."
"Natürlich denke ich, dass jeder Fahrer sehr hart arbeitet, aber jeder hat eine andere Methode, um diese ultimative Performance zu erreichen", so Hamilton. "Und es war wirklich interessant zu sehen, dass seine nicht allzu unähnlich zu meiner ist. Und man sieht einfach einen hart arbeitenden Jungen, der einfach macht, was er tun muss."
Weil Leclerc schon so lange im Team ist und vorher nur ein Jahr bei Sauber verbracht hatte, ist der Monegasse für Hamilton in gewisser Weise "Mr. Ferrari", wie er sagt. "Es war wirklich cool, mit ihm zusammenzuarbeiten, und ich freue mich wirklich darauf, dieses Jahr mit ihm zusammenzuarbeiten."
Sainz: Leclerc in bester Phase seiner Karriere
Auch Leclerc ehemaliger Teamkollege Carlos Sainz hat vor allem Lob für den Ferrari-Piloten übrig: "Ich glaube, niemand muss über sein Talent und seine Geschwindigkeit sprechen - das kennt jeder", sagt er.
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"Ich denke, er macht einen unglaublichen Job und ist Teil dieses Wachstums, das Ferrari in letzter Zeit durchgemacht hat. Und dabei ist Ferrari auch ein großartiger Botschafter gewachsen", lobt er. "Und er hat sich in all diesen Jahren sowohl als Fahrer als auch als Mensch weiterentwickelt, und er befindet sich jetzt wahrscheinlich in einer der besten Phasen seiner Karriere."
"Er wirkt reif, selbstbewusst und wahrscheinlich bereit zu gewinnen. Also mal sehen, was sie dieses Jahr erreichen können."
Leclerc: Niemand ist Mr. Ferrari
Leclerc selbst kann mit dem Begriff "Mr. Ferrari" hingegen wenig anfangen und sieht sich auch nicht in dieser Rolle - einfach, weil es bei der Scuderia keinen Platz für einen bestimmten Fahrer gibt. "Ferrari ist größer als jeder einzelne Fahrer. Und ich glaube, das war bei Ferrari schon immer so", sagt er.
Daher fürchtet Leclerc auch nicht, dass ihm Hamilton den Platz im Team und bei den Fans streitig machen könnte. Dass der siebenmalige Weltmeister derzeit aber deutlich mehr Aufmerksamkeit bekommt als er, das sei kein Problem: "Lewis kommt natürlich als absolute Legende des Sports ins Team", sagt er. Daher verstehe ich das komplett - und das ist auch normal."
"Aber ich glaube nicht, dass es da einen Wettbewerb gibt, wer der Ferrari-Fahrer sein muss - und den wird es auch nie geben", stellt er klar.
Fotostrecke: Die Ergebnisse der letzten 20 Ferrari-Debütanten in der Formel 1
Oliver Bearman (P7, Saudi-Arabien 2024): Der damals 18-Jährige kommt 2024 in Dschidda als bislang letzter Fahrer zu seinem Debüt für die Scuderia. Er ersetzt den erkrankten Carlos Sainz und sitzt erst ab Samstag im Auto. Unter diesen Vorzeichen liefert der Formel-2-Pilot mit P7 ein respektables Ergebnis bei seiner Formel-1-Premiere ab. Fotostrecke
Auch dass er ihn mit einem Rat unterstützen müsse, sieht Leclerc nicht so: "Ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass Lewis irgendeinen Ratschlag von mir braucht", winkt er ab.
"Was auf jeden Fall stimmt: Ich kenne das Umfeld hier besser als er. Aber er hat sich perfekt ins Team eingefügt und wirkt schon jetzt sehr, sehr wohl hier. Ich denke, das ist ein längerer Prozess, weil er natürlich das Auto noch besser kennenlernen wird und genauso auch das Team. Aber wir haben über viele Dinge gesprochen."
Die einzigen Tipps bisher hätten sich aber nur um das Thema Essen gedreht. "Aber er weiß, dass er mich jederzeit fragen kann, wenn er etwas braucht - kein Problem", so Leclerc. "Aber ganz ehrlich: Er braucht von mir definitiv weniger Tipps, als ich von ihm."
Gespräche über den Sport hinaus
Und was das Thema Zusammenarbeit angeht, da sagt er: "Lewis ist super."
"Er ist einfach eine richtig nette Person. Wir verstehen uns echt, echt gut und haben auch viele gemeinsame Interessen. Vor allem Musik", sagt der passionierte Klavierspieler.
"Früher, als wir uns bei den Rennen gesehen haben, ging es eigentlich immer nur ums Rennfahren selbst. Aber dadurch, dass wir jetzt viel mehr Zeit zusammen in Maranello verbringen und auch andere Dinge zusammen machen, konnten wir mal über andere Leidenschaften sprechen - und das ist richtig cool und interessant", so Leclerc.
"Er hat echt viele Interessen neben dem Rennsport, und es ist schön, sich einfach besser kennenzulernen. Und es war wirklich eine super Zeit bisher. Wir verstehen uns echt, echt gut."
Und wer weiß, vielleicht gibt es ja irgendwann auch einmal eine musikalische Zusammenarbeit. "Ich weiß nicht", lacht Leclerc. "Erstmal konzentrieren wir uns aufs Gewinnen, dann schauen wir mal, was mit der Musik ist."