Sainz statt Colapinto: Was sich Williams davon verspricht
Mit Carlos Sainz als neuem Fahrer setzt Williams auf Erfahrung und Konstanz statt auf junges Blut - Welchen Einfluss hat der Routinier auf das Team?
(Motorsport-Total.com) - Carlos Sainz wurde für den Fahrermarkt 2025 bereits am 1. Februar 2024 verfügbar, nachdem Ferrari Lewis Hamilton als neuen Teamkollegen von Charles Leclerc bekannt gegeben hatte. Daraufhin zögerte James Vowles keine Sekunde.
Zwar war Sainz in den folgenden Monaten heiß begehrt. Vor allem Alpine und Sauber versuchten, den Spanier unter Vertrag zu nehmen - jedoch ohne Erfolg, und das trotz möglicher Verbindungen zwischen dem zukünftigen Audi-Team und Sainz' Vater, der die Marke in den letzten drei Dakar-Rallyes vertreten hatte.
Und so folgte Sainz der Vision von Williams, die ihm Teamchef Vowles präsentierte. Mittlerweile seit zwei Jahren im Amt hat dieser das legendäre britische Team mit über 300 Neueinstellungen modernisiert. Auch Sainz zu gewinnen, war entscheidend.
Vowles: "Bringt völlig neue Dimension"
Alexander Albon liefert seit seinem Wechsel zum Team 2022 konstant ab: Er holte 43 der 53 Punkte des Teams in den letzten drei Saisons. Doch die jungen Fahrer Logan Sargeant und Franco Colapinto hatten Schwierigkeiten: Während Colapinto sein Potenzial aufblitzen ließ, hatten beide mit zu vielen Unfällen zu kämpfen.
Für Williams ist Sainz ein sicherer Wert, der konstante Ergebnisse liefern kann - und zudem ein wertvoller technischer Kopf. "Er arbeitet wirklich gut mit Alex zusammen, besonders wenn es um Kontrollsysteme geht - also Differenziale, Bremseinstellungen etc.", erklärte Vowles, als Williams seinen neuen FW47 präsentierte.
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"Das bringt eine völlig neue Dimension. Franco hat zwar Talent, aber wir mussten ihm unterwegs fast alles über die Kontrollsysteme beibringen. Jetzt haben wir einen Experten, der bereits Rennen gewonnen hat, und das hebt das Team auf ein neues Level. Das Gleiche gilt für die Starts. Es sind viele kleine, aber wichtige Details."
"Selbst ohne gefahren zu sein, sehe ich bereits eine Veränderung in unserer Leistung, verglichen mit dem, wo wir vorher waren", betont Vowles, der sich besonders von Sainz' direktem Feedback beim Nachsaisontest 2024 in Abu Dhabi.
Williams in Entwicklungsrichtung bestätigt
"Als er in Abu Dhabi getestet hat, gab er uns sofort präzise Rückmeldungen zur Aerodynamik", so der Brite. "Das Gute ist, dass er mit Alex übereinstimmt - und noch besser: Es waren genau die Bereiche, auf die wir uns für 2025 konzentrieren wollten."
"Wir konnten genau verstehen, wo unsere Schwächen im Vergleich zu jenem Auto lagen, das wenige Tage zuvor noch siegfähig war. Viel wichtiger war jedoch, dass wir sicherstellen konnten, dass unsere Entwicklungsrichtung - und ich bin froh sagen zu können, dass sie korrekt ist - auf dem richtigen Weg bleibt."
"Er weiß, wie Exzellenz aussieht. Er saß letztes Jahr in einem siegfähigen Auto, das über weite Strecken als Maßstab galt - und dieses Wissen bringt er mit."
"Und schließlich, das ist vielleicht eher eine qualitative Beobachtung, aber ich sehe ein Team, das glücklicher und zuversichtlicher wirkt, weil es einen klaren Weg nach vorn sieht - und das ist sowohl Carlos als auch Alex zu verdanken", so Vowles.
Sainz lobt Herangehensweise des Teams
Doch wie lange wird Sainz selbst glücklich bleiben? Der neue Williams-Pilot hat sich während seiner Ferrari-Zeit daran gewöhnt, regelmäßig auf dem Podium zu stehen und um Siege zu kämpfen. Doch nun tritt er für ein Team an, dessen letzter Podiumsplatz aus sportlicher Sicht auf Aserbaidschan 2017 zurückgeht. Das beste Ergebnis in der Saison 2024 war Albons siebter Platz - ebenfalls in Baku.
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"Ganz ehrlich: Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren werde, plötzlich um Plätze zwischen P7 und P15 zu kämpfen", gibt Sainz offen zu. "Ich weiß nicht, wie sehr ich es vermissen werde. Ich weiß nicht, wie viel Spaß es mir machen wird."
"Wie sehr werde ich Siege vermissen? Wie neidisch werde ich auf die Fahrer sein, die um die Positionen kämpfen, um die ich früher gekämpft habe?", fragt sich der Spanier und gesteht: "Ich kann nicht sagen, wie stark ich das fühlen werde."
Was ihm jedoch helfen wird, sich an die neue Situation zu gewöhnen, ist das Umfeld bei Williams. Über sein neues Team äußert sich der Routinier begeistert: "Ich bin sehr glücklich, sehr motiviert, aufgeregt und fühle mich unterstützt. Ich habe einen Teamchef und ein Team, das voll und ganz an meine Fähigkeiten glaubt."
"Was mir an diesem Team gefällt, ist, dass sie unglaublich daran interessiert sind, mir zuzuhören und viele Fragen stellen. Ich habe das Gefühl, dass alles, was ich gesagt habe, umgesetzt wurde - und ich glaube, dass das bald Auswirkungen haben wird."
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Und Williams wird Sainz auf seinem besten Niveau brauchen. "Man sieht, dass das Mittelfeld stark zu den Topteams aufgeschlossen hat. In Abu Dhabi lagen wir in Q1 alle innerhalb einer halben Sekunde", betonte er. Tatsächlich trennten damals nur 0,431 Sekunden den zweitplatzierten Valtteri Bottas von Colapinto auf P19.
"Um diese halbe Sekunde über eine komplette Runde aufzuholen, sprechen wir von einer halben Zehntelsekunde pro Kurve. Bin ich gut genug, um das herauszuholen? Man muss wirklich richtig gut sein, um das zu schaffen", weiß Sainz.
Williams wird es definitiv brauchen, denn die Leistungsunterschiede zwischen den Teams dürften sich in der letzten Saison mit stabilem technischem Reglement weiter angleichen.