Flexiwings: Ist die Juni-Deadline wirklich eine gute Idee?
Die FIA wird beim Thema Flexiwings härter durchgreifen und striktere Tests einführen - Warum aber kommt die Änderung erst im Juni?
(Motorsport-Total.com) - Die FIA hat vor der Formel-1-Saison 2025 striktere Tests für die sogenannten Flexiflügel eingeführt, um potenzielle Kontroversen schon im Vorfeld zu unterbinden. Allerdings könnte die Verschiebung bis zum Spanien-Grand-Prix doch für einige Diskussionen sorgen.
Bis zum Ende der vergangenen Saison war die FIA noch zufrieden mit ihren Belastungstests, auch wenn die statischen Untersuchungen die Teams nicht komplett davon abhalten konnten, flexible Flügel zu entwickeln.
Nach Beschwerden von Konkurrenten installierte die FIA in Spa zusätzliche Kameras und Aufkleber, um die Arbeit der Teams weiter zu überwachen, beschloss aber, keine weiteren Maßnahmen zu ergreifen und erklärte, dass sie keine strengeren Tests vorschreiben werde.
Ferrari war besonders verärgert, weil man mit einem Eingreifen der FIA gerechnet hatte und deshalb seine eigene Version des Frontflügels nicht entwickelte, und so mehrere Monate verlor, bevor man an seinem eigenen Design arbeiten konnte.
Jetzt folgt aber die Wende seitens der FIA, die weitere Analysen durchgeführt hat und die Teams darüber informiert hat, dass die Tests für 2025 geändert werden.
Die Änderungen an den Heckflügeltests werden beim Saisonauftakt in Melbourne eingeführt, während die Biegung des Frontflügels erst beim neunten Saisonrennen in Spanien am 1. Juni strenger kontrolliert wird.
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Das Hauptanliegen des Dachverbandes ist es, die endlosen Diskussionen zu diesem Thema zu beenden, die in der zweiten Hälfte der Saison 2024 die Schlagzeilen bestimmten, und "gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Teilnehmer zu gewährleisten, um faire und spannende Rennen zu fördern".
Generell wird davon ausgegangen, dass es beim Heckflügel nur um eine Bestätigung darum geht, was man bereits am Ende der vergangenen Saison beschlossen hat, als es um das umstrittene Mini-DRS von McLaren in Baku ging.
Der eigentliche Knackpunkt ist und bleibt die Anpassung am Frontflügel, bei denen die Toleranz für die Durchbiegung an den Messpunkten der FIA um ein Drittel reduziert wurde.
Warum wurden die Änderungen beim Frontflügel auf Juni verschoben?
Laut FIA werden die Änderungen zeitlich gestaffelt, damit die Teams, die ihre Designs von 2024 weiter verwenden wollen, nicht gezwungen sind, ihre Flügel zu verwerfen und neue für den Saisonstart zu entwickeln.
Es wird davon ausgegangen, dass die strengeren Tests ursprünglich beide für den Saisonbeginn geplant waren, aber einige Teams, die bereits flexible Flügel entwickelt hatten, sich stark dafür eingesetzt hatten, die Einführung des neuen Tests zunächst bis Imola und dann bis Barcelona zu verschieben.
Berichte, wonach Teams wie Red Bull von den Änderungen überrascht oder gar verärgert seien, sind wohl an den Haaren herbeigezogen, denn die Änderungen waren schon länger im Gespräch, sodass die Teams wussten, dass sie kommen würden und genügend Zeit hatten, darauf zu reagieren.
Bei manchen kommt die Entscheidung aber nicht gut an, dass die Verschärfung beim Frontflügel erst nach neun von 24 Rennen kommen wird.
Einerseits ermöglicht dies den Teams, den Eingriff der FIA in ihren Entwicklungszyklus zu Beginn der Saison zu integrieren, da eine Strecke wie Barcelona in der Vergangenheit oft Schauplatz großer Upgrade-Pakete war.
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Auf der anderen Seite haben einige kleinere Teams, die mit den flexiblen Frontflügeln noch nicht so vertraut sind, das Gefühl, dass die verzögerte Änderung denjenigen einen Vorteil verschafft, die eine Praxis am besten beherrschen, die von der FIA eindeutig eingegrenzt werden muss.
Und: Mittelfeldteams werden vermutlich ohnehin weniger Änderungen vornehmen müssen, sodass das Argument, dass Teile nicht weggeschmissen werden müssen, auch eher den Topteams helfen dürfte.
Der andere Aspekt sind die sich abzeichnenden umfassenden Regeländerungen für 2026, die die Teams bereits jetzt zwingen, ihre Ressourcen und Aufmerksamkeit zu teilen. Die Notwendigkeit, die Frontflügel im Juni noch einmal zu ändern, könnte eine unwillkommene und kostspielige Ablenkung für die Teams sein, die sich frühzeitig und vollständig auf 2026 vorbereiten wollten.
Welche Auswirkungen hat das auf das Titelrennen?
Das hängt davon ab, wen man fragt, aber eine hochrangige Quelle aus einem Team bezeichnet die Änderung als "umfangreich" und betont, dass die betroffenen Teams - zu denen neben McLaren und Mercedes auch Aston Martin und Alpine gehören sollen - erhebliche Änderungen vornehmen müssten, um dem Reglement zu entsprechen.
Dabei geht es nicht nur um den Frontflügel, sondern auch den Unterboden, da jede Änderung am Frontflügel auch immer Auswirkungen stromabwärts hat.
Angesichts der Leistungssteigerung, die das Team vom Mittelfeld zum Weltmeistertitel geführt hat, dürften viele Augen auf McLaren und ihren Saisonstart gerichtet sein und wie sie auf die Änderungen ab Spanien reagieren werden, schließlich möchte das Team seinen Konstrukteurstitel erfolgreich verteidigen, ohne seine Ambitionen für 2026 zu gefährden.
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Die derzeitige Lösung wird jedoch dafür sorgen, dass 2025 eine zweigleisige Meisterschaft stattfinden wird und dass die flexiblen Frontflügel ein Gesprächsthema bleiben werden - genau das Gegenteil von dem, was die FIA beabsichtigt hat.
Und obwohl Regeländerungen durch Technische Richtlinien mitten in der Saison nichts Ungewöhnliches sind, hätten sie in diesem Fall vermieden werden können, indem man entweder früher hart durchgreift oder die Angelegenheit bis zum letzten Jahr des aktuellen Regelwerks laufen lässt.
Letztendlich ist das Ergebnis der monatelangen Diskussionen ein Kompromiss. Und wie so oft in der Formel 1 ist ein Kompromiss nicht darauf ausgerichtet, alle zufrieden zu stellen. Es geht darum, möglichst wenige Leute unglücklich zu machen.