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Welches Fokus legt Haas? "Haben drei verschiedene Szenarien vorbereitet"
Anders als in der Vergangenheit will Haas die Saison 2025 nicht schon vor dem Start abschreiben - Noch ist offen, wann man den Fokus komplett auf 2026 legen wird
(Motorsport-Total.com) - Als die Formel 1 in der Saison 2022 zum bislang letzten Mal ein komplett neues Reglement einführte, da schenkte Haas das "Übergangsjahr" 2021 bereits vor dem Start ab - und beendete die Saison punktlos auf dem zehnten und letzten WM-Platz.
So ein "Zwischenjahr" steht 2025 nun erneut an, denn 2026 greift in der Königsklasse erneut ein neues Reglement. Haas-Teamchef Ayao Komatsu betont in diesem Zusammenhang allerdings, dass sich das Szenario aus 2021 nicht wiederholen wird.
"Nein, denn dann wären wir überhaupt nicht mehr wettbewerbsfähig", antwortet er auf die Frage, ob man bei Haas darüber nachgedacht habe, in diesem Jahr einfach mit dem 2024er-Auto an den Start zu gehen und den kompletten Fokus bereits jetzt auf 2026 zu legen?
"Es ist nicht so, dass wir sagen können: 'Okay, wir konzentrieren uns auf 2026, also schreiben wir 2025 ab.' Das war auch schon früher die Ausrede", erinnert sich Komatsu und stellt klar, Haas müsse "auch im Jahr 2025 wettbewerbsfähig sein."
Und deshalb sei es keine Option gewesen, einfach das alte Auto mit in die neue Saison zu nehmen. Komatsu erinnert daran, wie eng es aktuell im Mittelfeld der Formel 1 zugehe. Bereits kleine Fortschritte könnten daher für einen großen Sprung nach vorne sorgen.
"Sauber war lange, lange Zeit im Nirgendwo", erinnert er an die Saison 2024, in der das Schweizer Team in den ersten 22 Rennen keinen einzigen WM-Punkt holte. In Katar wurde Guanyu Zhou dann aber Achter und beim Saisonfinale in Abu Dhabi stellte Valtteri Bottas das Auto in Q3.
Neues Auto wird "eine Weiterentwicklung" des VF-24
Auch Alpine habe einen "großen Schritt" mit nur einem Upgrade gemacht, so Komatsu, der daher klarstellt: "Wenn wir nichts tun, werden wir also hinten sein." Und das sei nicht der Anspruch von Haas, weshalb man für 2025 zahlreiche Dinge am Auto verändert habe.
Unter anderem setzt man auf ein neues Chassis, denn Komatsu erklärt: "Wir haben das Auto im vergangenen Jahr ziemlich gut entwickelt, aber es gibt gewisse Limitierungen, die wir akzeptieren mussten." So habe man einige Dinge 2024 nicht umsetzen können.
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Um diese "Limitierungen" im neuen Jahr nicht mehr zu haben, gibt es ein neues Chassis und weitere Änderungen. "Ich weiß nicht, ob man unser Auto von außen betrachtet als radikal anders empfinden wird oder nicht", sagt der Teamchef in diesem Zusammenhang.
Denn viele Neuerungen würden sich nicht im Sichtbereich befinden. "Aber was das Konzept angeht, ist es eine Weiterentwicklung dessen, was wir im Laufe des Jahres [2024] gelernt haben", kündigt der Japaner an.
Bereits bekannt war, dass Haas 2025 bei der Vorderradaufhängung einen anderen Weg als das Ferrari-Werksteam geht. Während die Scuderia von einer Schubstangen-Aufhängung ("Push-Rod") zu einer Zugstangen-Lösung ("Pull-Rod") wechselt, wird Haas bei der Schubstangen-Variante bleiben.
Komatsu: Haas ist jetzt selbstbewusster als früher
Komatsu bestätigt dies und spricht sogar von einem "bedeutenden Moment" in der Geschichte des Teams, denn: "Wir haben uns immer für das neueste Angebot von Ferrari entschieden. Und das nicht, weil es die beste Wahl war, sondern weil es die sicherste und einfachste Wahl war."
Für 2025 habe man nun genug Selbstvertrauen gehabt, um sich gegen den "bequemen" Weg zu entscheiden und einfach die Ferrari-Lösung zu übernehmen. Komatsu erklärt: "Wenn man so etwas einführt, muss man erst einmal einen Schritt zurück machen."
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Und das Team habe eine "entsprechende Studie durchgeführt" und sich bewusst dagegen entschieden, das Konzept zu wechseln. Man habe also nicht aus Prinzip eine andere Entscheidung als Ferrari getroffen, sondern die Lösung gewählt, die für einen selbst am meisten Sinn ergebe.
Komatsu erklärt stolz, dass es dieses "Vertrauen" in die eigenen Entscheidungen früher nicht gegeben hätte. In anderen Bereichen geht man übrigens trotzdem weiter den Ferrari-Weg, zum Beispiel bei der Hinterradaufhängung oder dem Getriebe.
In beiden Fällen wird man laut Komatsu auf das jeweils aktuelle Design setzen, weshalb er auch klarstellt, dass der Verzicht auf die neue Vorderradaufhängung nichts damit zu tun habe, dass 2026 ein neues Reglement vor der Tür stehe und der Wechsel sich deshalb nicht mehr lohne.
Wann schwenkt Haas komplett auf 2026 um?
Klar ist allerdings, dass Haas die Entwicklung (wie jedes andere Team auch) irgendwann im Verlauf des Jahres komplett auf 2026 umstellen muss. Doch wann wird das passieren? "Wir haben drei verschiedene Szenarien vorbereitet", verrät Komatsu.
"Aber wir werden erst nach Melbourne wirklich wissen, in welchem Szenario wir uns befinden. Wir werden es frühestens in Melbourne wissen. Nach den Tests in Bahrain [im Februar] werden wir es noch nicht wissen", so der Teamchef.
Bei Haas möchte man also erst einmal abwarten, wo man sportlich nach dem oder den ersten Rennen steht. Ende März werde es laut Komatsu dann eine Entscheidung geben, wie man den Fokus bei der Entwicklung zwischen den Projekten für 2025 und 2026 verteile.
Der Teamchef erinnert hierbei auch noch einmal daran, dass Haas aktuell das jüngste aller zehn Formel-1-Teams ist. "Wir sind, was die Werkzeuge angeht, die wir haben, immer noch meilenweit hinter den etablierten Teams zurück. Es wird ein herausforderndes Jahr werden", so Komatsu.
Haas plant zwei Filmtage vor dem Bahrain-Test
Das neue Auto für die Saison 2025, das vermutlich den Namen VF-25 tragen wird, wird übrigens am 16. Februar zum ersten Mal auf die Strecke gehen. Laut Komatsu ist ein Filmtag in Silverstone geplant, bei dem Esteban Ocon die ersten Kilometer im neuen Boliden abspulen wird.
"Zuerst gibt es einen Filmtag in Silverstone, dann fahren wir nach Bahrain und machen dort einen Filmtag. Der Filmtag in Bahrain wird zwei Tage vor dem offiziellen Test stattfinden", so Komatsu. Der zweite Filmtag ist demnach für den 24. Februar angesetzt.
Die Premierenfahrt in Silverstone wird Ocon übernehmen, "weil bei Esteban ist die Installation eine größere Herausforderung. Wir wollen also zu 100 Prozent sichergehen, dass die Installation von Esteban in Ordnung ist, damit wir mehr Zeit haben, wenn es ein Problem gibt", erklärt Komatsu.
Teamkollege Oliver Bearman wird seine erste Ausfahrt im neuen Auto dann beim Filmtag in Bahrain bekommen.