Jos Verstappen: Wechsel von Max ist "nicht ausgeschlossen"
Max Verstappen betont, dass seine Aussagen zu Beginn der Formel-1-Saison 2024 "kein Bluff" gewesen seien - Red-Bull-Abschied laut Vater Jos weiterhin möglich
(Motorsport-Total.com) - Inzwischen ist bei Red Bull wieder Ruhe eingekehrt, doch das Jahr 2024 war für die Bullen vor allem zu Beginn der vergangenen Formel-1-Saison turbulent, um es vorsichtig zu formulieren. Hinter den Kulissen tobte damals ein Machtkampf, in den auch Weltmeister Max Verstappen gezogen wurde.
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Max Verstappen und Vater Jos fordern von Red Bull 2025 Fortschritte Zoom Download
Weil sich die Lage irgendwann so sehr zuspitzte, dass Helmut Marko sogar damit drohte, das Team zu verlassen, sah sich Verstappen gezwungen, sich öffentlich hinter den Österreicher zu stellen. "Für mich ist klar, dass Helmut bleiben muss", sagte Verstappen damals.
"Ich habe immer gesagt, dass Helmut immer dabei sein muss für mich", so der Niederländer, der seine eigene Zukunft damit unmittelbar an die von Marko knüpfte. Ohne den Österreicher bekomme man "vielleicht ein großes Problem im Team", so Verstappen damals.
Letztendlich ging dieser Schachzug auf und Verstappen und Marko sind bis heute weiterhin ein Teil von Red Bull. Viele Monate später betont der Niederländer nun, dass er seine Aussagen zu Beginn der Saison 2024 komplett ernst gemeint habe.
Verstappen: Klare Positionierung war damals "wichtig"
Gegenüber De Telegraaf erklärt der Weltmeister: "Ich denke, ich habe deutlich gemacht, was ich darüber dachte. Ich denke auch, dass es wichtig war, dass ich es damals gesagt habe und es auch so gemeint habe."
"Es war kein Bluff, und das wussten sie innerhalb des Teams", so Verstappen. Oder anders gesagt: Hätte Marko Red Bull damals wirklich verlassen, hätte der heute 27-Jährige zumindest auch seine eigene Situation bei den Bullen hinterfragt.
"Ob ich zu diesem Zeitpunkt irgendwelche Zweifel an meiner Zukunft bei Red Bull hatte? Nun, das Gefühl war nicht ganz 100-prozentig. Es passierte ziemlich viel", blickt Verstappen zurück. Unter anderem flirtete Mercedes-Teamchef Toto Wolff damals ganz öffentlich mit ihm.
"Aber andererseits glaube ich nicht, dass man, wenn etwas schief geht, sofort sagen kann: 'Ich gehe.' So bin ich nicht", stellt Verstappen auch klar. Bei einem Marko-Abschied wäre er also nicht unweigerlich auch gegangen, hätte aber wohl mindestens darüber nachgedacht.
Vater Jos Verstappen "nicht optimistisch" für 2025
Offiziell ist der jetzt viermalige Weltmeister noch bis Ende 2028 an Red Bull gebunden. Doch auch Vater Jos Verstappen sorgte mit einigen Aussagen in der Vergangenheit immer wieder dafür, dass in der Öffentlichkeit daran gezweifelt wurde, ob er diesen Vertrag auch wirklich erfüllen wird.
Erst kürzlich sagte der Niederländer gegenüber F1-Insider wieder, er "zweifle" noch etwas daran, dass sein Sohn 2025 den fünften WM-Titel in Serie gewinnen wird. "Red Bull muss ein Auto bauen, das unter allen Bedingungen leichter vorhersehbar ist", so Verstappen senior.
"Sieht man das zweite Halbjahr 2024, kann man da nicht optimistisch sein. Es ist Red Bull einfach nicht gelungen, das Auto konstant schnell zu machen. Warum sollte das also dieses Jahr der Fall sein?", so der Niederländer, der für seine kritischen Aussagen bekannt ist.
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Der Jahresrückblick der Sendung Sport und Talk aus dem Hangar 7, präsentiert von Servus TV, dem offiziellen Broadcaster der Formel 1 in Österreich. Weitere Formel-1-Videos
"Es ist ein Fakt, dass das Auto nicht besser wurde, als [Adrian Newey] das Team verließ", sagt er weiter und ergänzt: "Besonders die Updates funktionierten nicht mehr wie erwünscht. Ich habe genug über die Gründe geredet, warum das Team droht auseinanderzufallen. [...] Red Bull hat 2025 eine große Aufgabe vor sich."
Im Hinblick auf die Zukunft seines Sohnes sei daher "alles" möglich, sagt er und erklärt: "Er kann bei Red Bull bleiben, wenn er einen Sinn darin sieht. Sein Ziel ist es weiterhin, Rennen gewinnen zu können. Sollte er der Meinung sein, dass das bei Red Bull nicht mehr möglich ist, ist auch ein Wechsel nicht ausgeschlossen."
Verstappen stimmt zu: So werde ich 2025 nicht Weltmeister
Dass sein Vater ihm mit solchen Aussagen mehr schade als helfe, sei allerdings "Unsinn", so Verstappen selbst. Er erklärt: "Mein Vater ist sehr schnell in der Lage, das große Ganze zu sehen. Er weiß, dass bestimmte Dinge, die passieren, die Zukunft von mir und dem Team beeinflussen können."
"Manche Leute von außen sehen das vielleicht nicht", so der Niederländer, der die Einschätzung seines Vaters im Hinblick auf die Red-Bull-Performance grundsätzlich teilt. "Wenn wir so weitermachen, werde ich [2025] nicht mehr Weltmeister werden", glaubt auch er.
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"Wir müssen Schritte unternehmen, um in der nächsten Saison konkurrenzfähig zu sein. Das wissen wir alle", sagt Verstappen, betont jedoch auch: "Ich vertraue dem Team, dass es die Balanceprobleme der vergangenen Saison beheben kann."
"Wir wissen, dass wir über die Randsteine, Bodenwellen und in den langsamen Kurven besser sein müssen. Das sind generell unsere Schwächen. Wenn wir dann immer noch besiegt werden, wird es an der reinen Geschwindigkeit liegen", so Verstappen.
Und sollte die WM-Serie des Niederländers 2025 tatsächlich reißen, werden sicher auch die Spekulationen über seine eigene Zukunft wieder Fahrt aufnehmen - und die Unruhe im Team womöglich wieder wachsen.