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Christian Horner: Sergio Perez zu den Racing Bulls war nie auch nur Thema
Christian Horner hat sich in einem Interview erstmals zu den Hintergründen für die vorzeitige Trennung von Sergio Perez als Rennfahrer geäußert
(Motorsport-Total.com) - Dass Sergio Perez seine aktive Formel-1-Karriere 2025 bei den Racing Bulls fortsetzen könnte, wenn ihn schon Red Bull Racing nicht mehr möchte, wurde intern bei Red Bull offenbar nie ernsthaft in Betracht gezogen. Das hat Red-Bull-Teamchef Christian Horner jetzt in einem Interview mit Sky verraten.
© Motorsport Images
285 Punkte weniger als Max Verstappen war für Red Bull letztendlich zu wenig Zoom Download
"In der Phase seiner Karriere, in der sich Checo befindet, wäre das keine Option für ihn gewesen, denke ich", sagt Horner und unterstreicht: "Das ist nichts, was wir je diskutiert hätten, und wir haben nie auch nur darüber gesprochen. Er hat jetzt seine Entscheidung getroffen, und die unterstützen wir voll und ganz."
Eine interessante Aussage des 51-Jährigen, insbesondere die Nuancen im Subtext. Denn Horner legt hörbar Wert auf die Betonung, dass Perez selbst die Entscheidung getroffen habe, trotz eines bestehenden Vertrags in Zukunft nicht mehr für Red Bull Racing zu fahren. Dabei war der Mexikaner als Teamkollege von Max Verstappen in Wahrheit wohl nicht mehr erwünscht.
Warum wurde der Vertrag so früh verlängert?
Bereits Anfang Juni, nach nur acht von 24 Rennwochenenden, hatte Red Bull - damals für viele überraschend - Perez' Vertrag vorzeitig um zwei Jahre verlängert. Perez lag zu dem Zeitpunkt an fünfter Stelle der Fahrer-WM, mit 107 Punkten. Verstappen führte diese mit 169 Punkten an. Und es kamen erste Gerüchte auf, dass Perez nicht mehr fest in seinem Sattel sitzen könnte.
In Imola und Monaco, den beiden letzten Grands Prix vor der Vertragsverlängerung, holte Perez nur vier Punkte und fiel damit in der WM vom dritten auf den fünften Rang zurück. Spätestens nach seinem Crash im Monaco-Qualifying kamen wieder Gerüchte um seine Zukunft auf. Und bei Red Bull hielt man es für eine gute Idee, ihm mit einem neuen Vertrag psychologisch Halt zu geben.
Doch mit der Vertragsverlängerung verstummten die Gerüchte nicht, die Perez verunsicherten. Aufgrund des anhaltend großen Ergebnisunterschieds zu Verstappen blieb der Mexikaner bei vielen Experten im Kreuzfeuer der Kritik. Und die Chefs von Red Bull sagten nicht klar, dass Perez 2025 sicher fahren werde, sondern meinten nur vage, dass dieser ja ohnehin einen Vertrag habe.
Im Nachhinein betrachtet war das frühe Bekenntnis zu Perez wahrscheinlich ein Fehler. Hätte man sich nicht festgelegt, hätte wahrscheinlich Carlos Sainz mit seiner Unterschrift bei Williams länger zugewartet, und man hätte den Spanier vielleicht als Teamkollegen für Verstappen engagieren können. So aber war Sainz vom Markt, als klar wurde, dass man aus dem Perez-Vertrag doch aussteigen möchte.
Aber: Vor seiner Unterschrift hatte Perez vier Podestplätze in den ersten fünf Saisonrennen 2024 geholt, "und es war eine logische Verlängerung, um die Spekulationen zu eliminieren. Von denen hatten wir zu dem Zeitpunkt ohnehin schon genug", erklärt Horner, der damals nach den von der Horner-Affäre verursachten Wogen mutmaßlich etwas Ruhe ins Team bringen wollte.
Horner: "Er wusste es selbst nicht"
Letztendlich sei ausschlaggebend gewesen, dass Perez seine im Vergleich zu Verstappen schwächeren Leistungen nie wirklich erklären konnte: "Das ist genau das Problem. Er wusste es selbst nicht. Das Performancefenster unseres Autos wurde enger, und damit tat er sich schwerer als Max. Aber der Punkteunterschied zwischen unseren beiden Fahrern war enorm."
"So wurde der Druck immer größer, und manchmal ist es so, dass du immer langsamer wirst, je verzweifelter du es versuchst. Es wurde ein Teufelskreis. In Aserbaidschan konnten wir Ansätze seiner alten Form sehen, aber daraus entsprangen auch keine Punkte. Es war eine enorm frustrierende Saison für ihn. Eine, die für uns in der Konstrukteurs-WM sehr schmerzhaft war."
Red Bull belegte nach zwei Konstrukteurs-WM-Titeln hintereinander 2024 nur den dritten Platz, obwohl Verstappen relativ locker die Fahrerkrone erobern konnte. Perez hätte mit dem Auto des Weltmeisters nur WM-Siebter werden müssen, mit 230 Punkten statt 152. Aber 285 Punkte weniger als der Teamkollege, das war unterm Strich zu wenig.
Versöhnliche Worte zu Perez' Abschied
Horner verabschiedet den 34-Jährigen dennoch versöhnlich, verweist auf Perez' fünf Siege für Red Bull, seinen Beitrag zu Verstappens WM-Titel 2021 und die in vielen Phasen soliden Leistungen in den Jahren 2022 und 2023. Es sei "traurig", dass Perez entschieden habe, das Team zu verlassen, "aber es ist jetzt an der Zeit für ihn, sich mehr um seine junge Familie zu kümmern", sagt er.
Perez habe nach Saisonende reflektiert und gemeinsam mit der Führung von Red Bull über die nächsten Schritte beraten, "und dann hat er entschieden, dass er sich eine Auszeit nehmen möchte, ein Sabbatical von der Formel 1. Er wird der Marke und dem Team verbunden bleiben. Aber von seiner Tätigkeit als Fahrer tritt er zurück."
In Wahrheit musste Perez dem Vernehmen nach mit Nachdruck dazu gedrängt werden, der Aufhebung seines Fahrervertrags zuzustimmen. Eigentlich stand schon nach Katar fest, dass er bei Red Bull Racing nicht mehr als Fahrer erwünscht ist. Doch es dauerte bis nach Saisonende, bis eine Einigung für die Vertragsauflösung gefunden werden konnte.
Dass Horner und Red Bull jetzt schon fast auffällig betonen, dass sie Perez nicht gefeuert haben, sondern dass dieser aus freien Stücken zurückgetreten sei, werten Beobachter als freundlichen Abschied seitens des Teammanagements, damit Perez sein Gesicht wahren kann. Zurückzutreten klingt viel schöner als gefeuert zu werden.