Werde jetzt Teil der großen Community von Formel1.de auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über die Formel 1 und bleibe auf dem Laufenden!
Datenanalyse: Ist Liam Lawson der richtige Nachfolger von Sergio Perez?
Red Bull wagt mit Liam Lawson den Generationenwechsel: Ist der Neuseeländer die richtige Wahl oder hätte Yuki Tsunoda das Cockpit mehr verdient gehabt?
(Motorsport-Total.com) - Liam Lawson wird ab der Formel-1-Saison 2025 Max Verstappens neuer Teamkollege - und das nach nur elf Rennen in seiner bisherigen Formel-1-Karriere. Die Entscheidung, den jungen Neuseeländer anstelle von Sergio Perez ins Red-Bull-Cockpit zu setzen, wird kontrovers diskutiert. Immerhin stand auch Yuki Tsunoda als Alternative zur Verfügung, der mit vier vollen Saisons wesentlich mehr Erfahrung vorzuweisen hat.
© Motorsport Images
Red-Bull-Cockpit 2025: Liam Lawson hat den Vorzug vor Yuki Tsunoda erhalten Zoom Download
Auf den ersten Blick scheint Tsunoda die bessere Wahl gewesen zu sein. In den elf gemeinsamen Rennwochenenden 2023 und 2024 als Teamkollegen bei den Racing Bulls hatte er Lawson im Griff. Die Punktebilanz (8:6) und vor allem das Qualifying (10:1) sprechen klar für den Japaner. Allerdings konnte Lawson das Duell in den Rennen knapp für sich entscheiden (6:5).
Dank der Daten unseres Technologiepartners PACETEQ gewinnen wir jedoch tiefere Einblicke. Vergleicht man die besten Qualifying-Zeiten der beiden Fahrer, war Tsunoda im Durchschnitt 0,240 Sekunden schneller, was die deutliche Qualifying-Bilanz erklärt. Bei der Rennpace war der Vorsprung jedoch geringer: Tsunoda war pro Runde durchschnittlich 0,11 Sekunden schneller. Betrachtet man nur die Saison 2024, schrumpft dieser Abstand im Renntrimm sogar auf nur 0,02 Sekunden pro Runde.
Die Zahlen sprechen also objektiv betrachtet für Tsunoda. Doch wie aussagekräftig sind diese Daten? Viele Experten sehen in Lawsons Performance trotz seiner begrenzten Erfahrung ein Zeichen für enormes Potenzial. Tsunoda hingegen hatte vier Jahre Zeit, sein Talent zu beweisen.
Teamkollegen "zerstört": Nimmt Tsunoda den Mund zu voll?
Tsunoda hat sich in den letzten Wochen selbstbewusst als Verstappen-Teamkollege ins Gespräch gebracht. Nach einem Test in Abu Dhabi erklärte er, dass der Red Bull sehr gut zu seinem Fahrstil passe. Zudem ließ der 24-Jährige mehrfach durchblicken, dass er den Sitz bei Red Bull für sich beansprucht. In Las Vegas äußerte er: "Ich sage immer, dass ich diesen Platz auf jeden Fall verdiene. Immer wenn sie [bei Red Bull] ihre Fahrer zu mir schicken, um mich zu schlagen, zerstöre ich sie einfach. Also werde ich das auch weiter tun."
Die Daten untermauern Tsunodas Optimismus allerdings nur bedingt. Ob ein durchschnittlicher Vorsprung von 0,24 Sekunden im Qualifying oder 0,11 Sekunden pro Runde bei der Rennpace als "Zerstörung" gewertet werden kann, ist fraglich. Zum Vergleich: Max Verstappen hatte Sergio Perez in den vier gemeinsamen Jahren bei Red Bull um durchschnittlich 0,56 Sekunden im Qualifying und rund vier Zehntel pro Runde im Rennen distanziert.
Auch der Vergleich mit Daniel Ricciardo fällt wohl eher nicht in die Zerstörungskategorie. In 25 gemeinsamen Rennwochenenden lag der Japaner im Qualifying im Schnitt 0,11 Sekunden vorne. Bei der Rennpace betrug der Vorsprung sogar nur 0,02 Sekunden pro Runde. Allerdings entschied Tsunoda das Punkte-Duell mit 37:18 klar für sich.
Dies lag vor allem an seinen besseren Qualifying-Platzierungen, die ihm oft eine bessere Ausgangslage im Rennen verschafften. Ricciardo litt zusätzlich unter seiner Schwäche beim Start: Mit 22 verlorenen Plätzen in der ersten Runde war er 2024 der zweitschlechteste Starter der Formel 1 - schlechter war nur Lando Norris mit 27 verlorenen Plätzen.
Die Duelle gegen Nyck de Vries und Pierre Gasly
Betrachtet man Tsunodas Leistungen gegen andere Teamkollegen, zeigt sich ein gemischtes Bild. In den ersten zehn Rennen der Saison 2023 war Nyck de Vries Tsunodas Teamkollege, bevor er wegen schwacher Ergebnisse durch Ricciardo ersetzt wurde.
Gegen de Vries hatte Tsunoda im Qualifying einen Vorsprung von 0,26 Sekunden pro Runde, in der Rennpace lag er sogar um 0,31 Sekunden vorne. Ein solches Ergebnis könnte tatsächlich als "Zerstörung" gewertet werden - wenngleich Verstappens Dominanz über Perez noch größer ausfällt.
Das Duell mit Pierre Gasly verlief hingegen deutlich zu Tsunodas Ungunsten. In den gemeinsamen Saisons 2021 und 2022 war Gasly im Qualifying im Schnitt 0,43 Sekunden schneller. Im Rennen schrumpfte der Vorsprung auf durchschnittlich zwei Zehntel pro Runde. 2022, mit mehr Formel-1-Erfahrung, reduzierte sich Tsunodas Abstand bei der Rennpace auf nur 0,09 Sekunden. Trotzdem ging das Teamduell an Gasly.
Fazit: Macht Red Bull die richtige Entscheidung?
Betrachtet man die Daten in ihrer Gesamtheit, war Pierre Gasly - inzwischen bei Alpine - seit 2021 der beste Fahrer im Racing-Bulls-Team, das damals noch als AlphaTauri bekannt war. Yuki Tsunoda war der zweitschnellste, doch sein relativ geringer Vorsprung auf Lawson lässt vermuten, dass der Neuseeländer ein größeres Entwicklungspotenzial besitzt.
Ein Blick in die historischen Daten zeigt, dass Fahrer wie Max Verstappen, Charles Leclerc oder auch Yuki Tsunoda in ihren ersten drei Jahren um bis zu drei Zehntel pro Runde schneller wurden. Weitere Fortschritte in den Folgejahren sind ebenfalls möglich. Entscheidend wird sein, ob Lawsons Fahrstil zum zuletzt schwer berechenbaren Red Bull passt. Sollte er die Erwartungen nicht erfüllen, könnte Red Bull wie in der Vergangenheit während der Saison reagieren.
Eine detaillierte Analyse des zweiten Red-Bull-Sitzes neben Max Verstappen gibt es übrigens auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de. Dort beleuchtet Datenexperte Kevin Hermann nicht nur die Wahl von Liam Lawson, sondern analysiert auch Sergio Perez' vier Jahre bei Red Bull und hinterfragt, ob der Mexikaner wirklich so schlecht war.