Esteban Ocon rätselt: Warum fährt ihm Gasly plötzlich so um die Ohren?
Esteban Ocon stellt nach einem enttäuschenden Qualifying in Katar Fragen: Warum liegt Teamkollege Pierre Gasly plötzlich so deutlich vor ihm?
(Motorsport-Total.com) - Esteban Ocon hatte nach dem Qualifying zum Grand Prix von Katar sichtlich Redebedarf. Der Alpine-Pilot kämpfte das ganze Wochenende über mit fehlender Performance und musste sich letztlich Teamkollege Pierre Gasly deutlich geschlagen geben. Dabei wirft Ocon unbequeme Fragen auf - auch in Richtung seines Teams.
"Ich weiß nicht, Sie müssen das Team fragen", antwortet Ocon auf die Frage, ob der neue Frontflügel seines Teamkollegen eine Rolle gespielt habe. "Es war eine normale Session. Es gab nichts besonders Schlechtes. Der Runde fehlte es weder an Sauberkeit noch habe ich Fehler gemacht. Es war eine Runde, mit der wir normalerweise problemlos hätten weiterkommen sollen."
Doch das Ergebnis spricht eine andere Sprache: Während Gasly den Einzug in Q3 nur um 11 Tausendstelsekunden verpasste, scheiterte Ocon schon in Q1 und wurde tatsächlich Letzter. "Sobald wir die Linie überqueren, fehlt uns einfach die Leistung. Dieses Wochenende haben wir keine Antworten", erklärt er ratlos.
Der neue Frontflügel: Vorteil für Gasly?
Gasly startete das Wochenende mit einem neuen Frontflügel, der dem Auto angeblich mehr Stabilität verleihen soll. Auch wenn Ocon den direkten Zusammenhang nicht offen anspricht, wird deutlich, dass er die Entwicklung kritisch sieht. "Ich hoffe, dass wir gleichbehandelt werden", sagt Ocon knapp, als er nach möglicher Benachteiligung gefragt wird.
Gasly hingegen zeigt sich zufriedener mit der neuen Komponente: "Ja, es ist ein neuer Frontflügel, und er tut, was wir erwarten", sagt der Franzose. Dennoch verlief sein Qualifying nicht ohne Schwierigkeiten. "Wir haben mit der Reifenpräparation, dem Druck und der Temperatur experimentiert. Leider ging der Plan in Q2 mit dem letzten Satz Reifen nach hinten los. Das war der schlechteste Grip, den ich das ganze Qualifying über hatte."
Gasly verpasste Q3 schließlich knapp, sieht sich aber in einer besseren Ausgangslage als sein Teamkollege: "11 Tausendstel sind nichts. Aber ich bin optimistisch, dass wir morgen im Rennen um die Punkte kämpfen können."
Ocons Frust wächst
Für Ocon scheint die Situation hingegen immer auswegloser. Schon in der Sprint-Session hatte er Probleme, mit den anderen Fahrern mitzuhalten: "Ich habe ein paar Positionen am Start gewonnen, aber danach habe ich gegen Autos gekämpft, die in einer anderen Liga unterwegs waren. Die Zeitabstände waren enorm - mehr als sieben Zehntel pro Runde, im Durchschnitt fast eine Sekunde."
Dass solche Abstände auch im Qualifying sichtbar wurden, sorgt bei ihm für Ernüchterung: "Ich habe mein Bestes gegeben mit dem, was mir zur Verfügung steht. Aber leider stehen wir genau dort, wo wir eben sind", sagt Ocon, der auch die Auswirkungen auf die Weltmeisterschaft nicht ignorieren kann. "Natürlich ist es frustrierend, weil es in der Konstrukteurswertung so eng zugeht."
Sein Verweis auf die Chancengleichheit innerhalb des Teams lässt jedoch Raum für Spekulationen. Auf die Frage, ob er sich gleichbehandelt fühlt, antwortet Ocon nur: "Ich hoffe es." Und fügt hinzu: "Ich kann dazu nicht viel sagen." Klar ist jedenfalls: Ocon wird das Team nach der Saison Richtung Haas verlassen, während Gasly weiterhin bei Alpine fahren wird.
Gasly bleibt kämpferisch
Gasly richtet den Fokus im Rennen auf den Kampf mit Haas in der Team-WM: "Unser erster Gegner ist Kevin [Magnussen], den müssen wir zuerst schlagen. Natürlich wäre es schöner gewesen, vor ihm zu starten, aber so ist es eben." Der Däne sei im Rennen kein einfacher Gegner, ergänzt Gasly: "Kevin ist nicht der angenehmste Fahrer, gegen den man kämpfen kann. Aber bisher bin ich ohne Schäden durch die Meisterschaft gekommen, und das soll auch morgen so bleiben."
Trotz der Schwierigkeiten gibt sich Gasly zuversichtlich, dass Alpine im Rennen punkten kann: "Sie sahen heute Morgen [im Sprint] stark aus, schneller als wir. Aber morgen ist ein anderes Rennen, und es ist deutlich länger. Ich bin mir sicher, dass wir ein oder zwei Punkte holen können."