Yuki Tsunoda: Letzte zwei Rennen für Red-Bull-Cockpit wichtiger als der Test
Yuki Tsunoda will den Test für Red Bull nicht überbewerten und weiß wirklich nicht, was er noch machen soll, um für das A-Team in Erwägung gezogen zu werden
(Motorsport-Total.com) - Yuki Tsunoda bekommt in Abu Dhabi die Chance, Red Bull von seinem Können zu überzeugen. Der Japaner darf bei den Testfahrten nach der Saison nämlich den RB20 des Teams pilotieren und hofft so, die Verantwortlichen davon zu überzeugen, ihm das Cockpit an der Seite von Max Verstappen zu geben.
Denn das ist aufgrund der dürftigen Leistungen von Sergio Perez noch offen. Zwar hatte der Mexikaner erst im Frühjahr seinen Vertrag vorzeitig verlängert, die horrenden Ergebnisse seitdem könnten aber dazu führen, dass Perez sein Cockpit abgeben muss - die Frage ist nur: an wen?
Immer wieder wird vor allem der Name Liam Lawson genannt, andere Gerüchte besagen, dass man gerne Franco Colapinto verpflichten würde - das war allerdings noch vor dessen jüngster Crashserie.
Der Name Tsunoda fällt hingegen selten, obwohl der Japaner theoretisch als dienstältester Pilot im Nachwuchsteam Racing Bulls als Erster für einen Aufstieg in Frage kommen sollte. Dass aber andere vor ihm zu sein scheinen, obwohl sie nur ein halbes Jahr Formel-1-Erfahrung haben, das kann der Japaner nicht nachvollziehen.
"Wenn in unserem Team früher ein Fahrer den anderen konstant geschlagen hat, dann wurde er befördert. Das ist ganz natürlich", sagt er. "Ich weiß nicht, vielleicht hat sich seit dem Tod von Herr Mateschitz etwas verändert, die Dynamik zum Beispiel."
"Aber einer ihrer Fahrer ist trotzdem Weltmeister geworden, also scheint es ja nicht so schlecht zu sein, was sie machen", meint er weiter. "Aber für mich ergibt es nicht viel Sinn, dass ich bislang nicht in der Verlosung war. Ich sehe auf jeden Fall keinen Grund, warum sie nicht intensiv über mich sprechen."
Schon lange kein Junior mehr hochgezogen
Denn eigentlich war Tsunoda überzeugt: Wenn sich einer der Fahrer bei den Racing Bulls gut schlägt, dann kommt er zu Red Bull. Das war aber nur bei Daniel Ricciardo der Plan, der mittlerweile entlassen wurde. Tsunoda, der den Australier regelmäßig geschlagen hatte, wird scheinbar übersehen - wie alle anderen Junioren in den vergangenen Jahren auch.
Denn einen Aufstieg vom Juniorteam zu Red Bull hat es seit Alexander Albon 2019 nicht mehr gegeben. "Ich habe mich daran gewöhnt, und leider ist die Situation oder die Dynamik bei Red Bull derzeit so", hadert Tsunoda. "Ich muss sie einfach mit meiner Performance zwingen."
Fotostrecke: Red-Bull-Junioren in der Formel 1
Christian Klien (2004-2010): Mit Unterstützung von Red Bull debütiert der Österreicher 2004 bei Jaguar in der Formel 1. Nach der Übernahme des Rennstalls durch den Engergy-Drink-Hersteller fährt Klien auch 2005 und 2006 bei den meisten Grands Prix für das nun Red-Bull-Racing genannte Team an der Seite von David Coulthard. Ende 2006 scheidet Klien nach Streitigkeiten über einen Wechsel in die ChampCar-Serie aus dem Red-Bull-Kader aus. Später ist der Österreicher Testfahrer für Honda und BMW-Sauber und fährt 2010 drei Rennen für HRT. Fotostrecke
Er selbst ist der Meinung, dass er das eigentlich bereits das ganze Jahr getan hat. "Jetzt liegt es an ihnen", spielt er den Ball zu Red Bull und hofft, dass es nicht viele Gründe gibt, "warum sie mich nicht bei Red Bull haben wollen".
Den Test in Abu Dhabi will er dabei nicht zu hoch bewerten. Er freut sich darauf, weil er nach den ersten Eindrücken im Simulator überzeugt ist, dass das Auto seinem Fahrstil entgegenkommen wird, wichtiger seien aber dennoch die beiden letzten Saisonrennen für die Racing Bulls, denn "der Test ist nur ein Test".
Cockpit von P6 abhängig machen, wäre nicht fair
Für sein Team geht es in Katar und Abu Dhabi hingegen noch um Rang sechs in der Konstrukteurs-WM. Aktuell ist der Rennstall auf Rang acht zurückgefallen, doch auf Alpine fehlen nur drei Punkte, auf Haas nur vier.
Sollte RB Platz sechs am Ende verpassen, dann fühlt er sich definitiv mitverantwortlich dafür, wie er sagt, "weil ich in einigen Rennen definitiv besser hätte sein können. Aber gut, das geht jedem Team und jedem Fahrer so."
Auf der anderen Seite fände er es aber auch nicht fair, wenn Red Bull sagen würde, dass er die Racing Bulls auf Rang sechs führen müsse, um das Cockpit im A-Team zu erhalten. "Es geht im Team um alle Fahrer, nicht nur um einen", stellt er klar.
Denn: Tsunoda hat mit seinen 30 Punkten schon den Großteil der Zähler beigesteuert. Das andere Auto von Daniel Ricciardo und Liam Lawson kommt zusammen auf gerade einmal 16 Punkte.
"Ich gebe aber mein Bestes, und wenn ich Platz sechs holen kann, dann ist das ein besserer Grund, mich in einen Red Bull zu setzen", will er gute Argumente liefern. "Ich muss einfach in den kommenden beiden Rennen so weitermachen wie bisher und konstant meine Performance zeigen."
"Weiß nicht, was ich noch mehr tun soll"
Ob es dann reicht, das wird er sehen. Er selbst weiß aber nicht, ob er in der Verlosung ist, weil mit ihm niemand darüber gesprochen hat. Daher meint er zu den anwesenden Journalisten: "Könnt ihr sie vielleicht fragen?"
"Aber selbst wenn sie sagen, Yuki ist im Rennen, dann weiß ich ehrlich gesagt nicht, ob das stimmt oder nicht", meint er weiter. "Ich hoffe, dass ich es bin, aber ich weiß es nicht. Und wenn nicht, dann weiß ich nicht, was ich noch mehr tun soll. Ich gebe einfach weiter Gas, und Red Bull entscheidet."
"Sicher: Wenn ich im Auto sitze, kann ich definitiv um eine bessere Position in der Konstrukteurs-WM kämpfen. Aber es gibt andere Dinge, Politik. Sie entscheiden, was sie wollen."