Randsteine in Katar: FIA und Pirelli reagieren auf Reifen-Farce von 2023
Um Reifenprobleme wie im vergangenen Jahr in Katar zu verhindern, wurden für das diesjährige Formel-1-Wochenende diverse Änderungen veranlasst
(Motorsport-Total.com) - Nach den Reifenproblemen beim Katar-Grand-Prix im Vorjahr haben Einheitsausrüster Pirelli und die FIA einen Aktionsplan entwickelt, um sicherzustellen, dass sich ein solches Szenario in dieser Saison nicht wiederholt.
Denn als die Formel 1 2023 auf die modernisierte Strecke in Lusail zurückkehrte, kam es zu unerwarteten Schwierigkeiten: Die neuen "Pyramiden-Kerbs" führten zu Schäden an den Reifen. Nach dem ersten Training entdeckte Pirelli mikroskopisch kleine Risse in den Seitenwänden zwischen Belag und Karkasse.
Diese wurden durch das Überfahren der neuen Kerbs ausgelöst, die mit einer 50 Millimeter hohen Kante versehen waren und in der Folge zu erheblichen Erschütterungen führten, wenn die Reifen über die Kante rutschten. Das Problem wurde durch die Hochgeschwindigkeits-Charakteristik der Strecke noch verstärkt.
Mario Isola von Pirelli erklärte damals: "Es liegt nicht nur an der Geometrie der Randsteine, denn diese Randsteine werden auf vielen anderen Strecken verwendet. Entscheidend ist die Zeit und die Geschwindigkeit, die die Fahrer auf den Kerbs verbringen."
"Hier verbringen die Fahrer während einer Runde sehr viel Zeit bei hoher Geschwindigkeit auf den Randsteinen, und das beschädigt die Konstruktion", so der Reifenexperte.
Aufgrund von Bedenken, dass diese Schäden potenzielle Ausfälle verursachen könnten, griff die FIA ein und schrieb eine maximale Stintlänge von 18 Runden für neue Reifen im Rennen vor, was daraufhin zu einem Drei-Stopp-Rennen wurde.
Maßnahmen zur Vermeidung zukünftiger Reifenprobleme
Um eine Wiederholung solcher Probleme zu verhindern, haben Pirelli und die FIA für 2024 intensiv an Lösungen gearbeitet. Zu den wichtigsten Änderungen gehören:
1. Änderungen an der Strecke
Die pyramidenförmigen Randsteine wurden in sieben der 16 Kurven der Strecke abgerundet. Dies betrifft die ersten beiden Kurven, die Kurven 4 und 10 sowie den Abschnitt von Kurve 12 bis 14, wo die Reifen im letzten Jahr am stärksten belastet wurden.
Die FIA hatte bereits vor dem diesjährigen Lauf der Langstrecken-WM WEC auf dieser Strecke im März erklärt: "Die 'Misano'-Randsteine auf dem Lusail International Circuit sind die gleichen, die auf vielen anderen Rennstrecken weltweit verwendet werden, die sowohl von der FIA als auch von der FIM homologiert sind."
"Es wurde mit der Strecke vereinbart, die Spitze und die scharfen Hinterkanten der Randsteine in mehreren Kurven abzuschleifen, um das Risiko von Seitenwandschäden zu verringern, wenn ein Auto die Randsteine überfährt. Die Änderung wurde in Absprache mit der Formel 1 vorgenommen und auch Pirelli mitgeteilt."
2. Einbau von Kiesstreifen
Um die Fahrer davon abzuhalten, zu weit über die Kerbs zu fahren, hat die FIA außerdem eine Reihe von Schotterstreifen hinter den Randsteinen auf der Strecke installiert.
3. Umfangreiche Tests durch Pirelli
Neben der physischen Arbeit auf der Strecke hat Pirelli in seinem Motorsport-Forschungs- und Entwicklungszentrum in Mailand Tests auf dynamischen Prüfständen durchgeführt, um die auf die Reifen wirkenden Kräfte besser zu verstehen.
Fotostrecke: Schwarzes Gold: Alle Reifenhersteller der F1
In der Geschichte der Formel 1 engagierten sich neun verschiedene Reifenhersteller: Zwei davon hatten oder haben ihren Ursprung in Großbritannien, zwei in den USA und jeweils einer in Deutschland, Japan, Belgien, Frankreich und Italien. Hochzeiten des später als "Reifenkrieg" bezeichneten Szenarios mit mehreren Zulieferern zum gleichen Zeitpunkt sind die Jahre 1954 und 1958, als sechs verschiedene Firmen ihre Produkte ins Rollen bringen. 1950 beginnt alles mit vier Marken... Fotostrecke
Dafür wurden Reifen über ein Muster des neuen Randsteindesigns gefahren, das von der FIA bereitgestellt wurde, um festzustellen, ob das Risiko besteht, dass sich die Probleme aus dem Vorjahr wiederholen. Weitere Daten wurden auch aus Tests gewonnen, die einige Teams in den letzten Wochen in Katar durchgeführt haben.
Obwohl bei diesen Tests ältere Autos und auch nicht die Rennreifen der Spezifikation 2024 zum Einsatz kamen, war das gesammelte Feedback nützlich, um die Arbeit in Mailand mit den realen Gegebenheiten zu korrelieren.
4. Härtere Reifenmischungen
Lusail gehört zu den anspruchsvollsten Strecken der Saison, was die Belastung der Reifen betrifft. Daher bringt Pirelli die drei härtesten Mischungen aus seinem Sortiment mit.