Sergio Perez: Yoovidhya & Mateschitz entscheiden über seine Zukunft
Ob Sergio Perez 2025 weiterhin für Red Bull fahren darf, entscheiden nicht Helmut Marko und Christian Horner, sondern die Shareholder der Red Bull GmbH
(Motorsport-Total.com) - Der Jubel über den vierten WM-Triumph von Max Verstappen war nach dem Rennen in Las Vegas so groß, dass das anhaltende Formtief von Sergio Perez in den Interviews am späten Samstagabend kaum Thema war. Und doch hat sich an der Ausgangslage nichts Wesentliches geändert. Im Paddock bleibt das Gefühl, dass der Mexikaner trotz eines bestehenden Vertrags für 2026 rausgeschmissen werden könnte.
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Sergio Perez muss sich warm anziehen, wenn es um seine Zukunft geht ... Zoom Download
In Las Vegas hat Perez jedenfalls wenig dazu beigetragen, seine wackelige Position zu festigen. Platz 16 im Qualifying und Platz 10 im Rennen, hinter Yuki Tsunoda im B-Team Racing Bulls, war vermutlich zu wenig, um das Teammanagement davon zu überzeugen, an ihm festzuhalten. Noch dazu, wenn der Teamkollege mit dem gleichen Auto Weltmeister werden kann.
Helmut Marko lässt sich bei dem Thema aber weiterhin nicht in die Karten blicken: "Nach Abu Dhabi gibt es ein Meeting, und das Resultat dieses Meetings wird den Shareholdern dargelegt. Die entscheiden dann, wie die Fahrersituation für beide Teams für das nächste Jahr aussehen wird", sagt der Red-Bull-Motorsportkonsulent im Interview mit dem ORF.
Das ist insofern eine spannende Aussage, als diese suggeriert, dass die Entscheidung letztendlich weder von Marko noch von Teamchef Christian Horner getroffen wird, sondern von den Shareholdern der Red Bull GmbH. Und das sind einerseits der thailändische Yoovidhya-Clan mit 51 und andererseits Mark Mateschitz mit 49 Prozent Stimmrechten.
Dass die Perez-Frage jetzt zur Chefsache erklärt wurde, könnte auch damit zu tun haben, dass ein Fahrertausch bei Red Bull Racing signifikante wirtschaftliche Implikationen hätte. Perez bringt reichlich Sponsorgeld ins Team ein und ist auf dem lateinamerikanischen Markt ein wichtiges Zugpferd. Und es würde "Schmerzensgeld" kosten, seinen Vertrag vorzeitig aufzulösen.
Unklar: Wie teuer wäre ein Rausschmiss wirklich?
Wie teuer ein Perez-Rausschmiss genau wäre, darüber weiß im Formel-1-Paddock außerhalb des engsten Red-Bull-Kreises keiner so genau Bescheid. In Las Vegas wurde im Rahmen der deutschsprachigen TV-Übertragungen von bis zu 20 Millionen Dollar gesprochen. Also ungefähr die Preisgeld-Differenz zwischen erstem und drittem Platz in der Konstrukteurs-WM.
Marko hat Perez' Leistungen 2024 mehrmals kritisiert. Horner drückte sich meistens diplomatischer aus. Aber auch dem Teamchef scheint die Geduld auszugehen: "Checo hat einen Punkt geholt", meinte er am Samstagabend in Las Vegas. "Wir starteten zu weit hinten, an einem schwachen Tag von McLaren. Idealerweise hätten wir gern mehr Boden auf McLaren aufgeholt."
Wie Perez seine Leistung in Las Vegas erklärt
Die Erklärungen, die Perez nach fast jedem seiner schlechten Rennergebnisse präsentiert, finden inzwischen kaum noch Gehör. In Las Vegas, sagt er, wurde er vom "Ausmaß des Reifenabbaus ein wenig am falschen Fuß erwischt. Mit einem so starken Abbau hatten wir nicht gerechnet. Das hat uns leider ziemlich wehgetan."
Perez erklärt ferner, er habe "zum falschen Zeitpunkt die besten Reifen" draufgehabt, einen langen Mittelstint fahren müssen und sei deswegen "angreifbar" gewesen. Auch wenn ihm Horner attestiert, nach dem enttäuschenden Qualifying "eine gute Aufholjagd" gezeigt zu haben, mit dem einen oder anderen schönen Überholmanöver.
Perez ist überzeugt: "Wir sind nah dran, das Blatt zu wenden. Die Pace ist da, sie kommt. Wir machen Fortschritte und verstehen genau, was im Qualifying passiert ist. Wir hätten einen besseren Job machen sollen. Haben wir aber nicht. Wir werden als Team hart dran arbeiten, es in den letzten zwei Rennen besser hinzukriegen."
War Verstappens Klasse schlecht für Perez?
Das klingt für viele inzwischen wie eine Schallplatte, bei der die Nadel hängengeblieben ist. "Es ist ja nicht nur dieses Jahr", seufzt zum Beispiel Red Bulls Technischer Direktor Pierre Wache. "Max kann einfach mit einem anderen Typ Auto umgehen als Checo. Das ist offensichtlich. Und er kriegt mehr Performance raus als jeder andere Fahrer."
"Vielleicht lag es auch ein bisschen an Max, dass unsere Probleme kaschiert wurden, weil er die Probleme überfahren hat und sie erst in Monza richtig zum Vorschein kamen, bei wenig Anpressdruck. Aber schnelle Autos sind nun mal meistens schwierig zu fahren. Ein Auto, das sich komfortabel fährt, wird in der Formel 1 nie gewinnen", erklärt Wache.
Oder, anders ausgedrückt: Man scheint bei Red Bull zwar zu akzeptieren, dass der aktuelle RB20 ein schwierig zu fahrendes Auto ist. Aber weil es Verstappen schafft, damit erfolgreich zu sein, kann der Fehler nicht in der Technik liegen, sondern eher im Cockpit. Nicht die besten Voraussetzungen dafür, dass man letztendlich an Perez festhalten wird.