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Was Fahrer und Teamchefs zur Formel-1-Show ohne neue Autos denken
Fahrer und Teamchefs der Formel 1 äußern sich in Las Vegas erstmals zur kollektiven Starterfeld-Präsentation, auch Max Verstappen nimmt nochmals Stellung
(Motorsport-Total.com) - "Hoffentlich bin ich krank." So flachste Max Verstappen in einem Stream, als das Thema Formel-1-Präsentation 2025 zur Sprache kam. Will der dreimalige Weltmeister also auf keinen Fall an der Veranstaltung in London teilnehmen, weil er keine Lust darauf hat? Vor dem Grand Prix in Las Vegas (alle Einheiten hier im Formel-1-Liveticker verfolgen!) stellte Verstappen seine Äußerungen nochmals klar.
Er sagte: "Im Stream habe ich einen Witz gemacht und jetzt nehmen die Leute das zu ernst. Es ist doch toll für die Formel 1, dass alle Autos dastehen und die Designs vorgestellt werden. Wir Fahrer sind ebenfalls da."
Verstappen gibt an, er habe lediglich "gescherzt, ich möge krank sein an diesem Termin". Doch jetzt glaube jeder, so werde es auch kommen. "Ich denke eher: Schauen wir mal, wie sich die Sache anlässt. Sowas gab es ja bisher noch nie", meint Verstappen.
Das stimmt: Die Formel 1 veranstaltet erstmals eine kollektive Designpräsentation, aus Anlass des 75-jährigen Bestehens der Rennserie.
Nicht nur Verstappen, auch Norris hat Zweifel
Weshalb Verstappen trotzdem Zweifel hat? Das könnte an der Produktionsfirma hinter der Formel-1-Show in London liegen: Es ist die gleiche Organisation, die schon für die Fahrerpräsentation in Las Vegas 2023 verantwortlich zeichnete, wo sich Verstappen "wie ein Clown" gefühlt hatte.
Doch nicht nur Verstappen gibt sich vorsichtig zurückhaltend, auch sein WM-Rivale Lando Norris versprüht keine Euphorie. Norris meint: "Wenn man mir sagt, ich soll da hin, dann werde ich wohl dort sein."
Dann erlaubt sich auch der McLaren-Fahrer einen Scherz und sagt: "Vielleicht schaue ich mal, wo Max Urlaub macht, und dann fahre ich ebenfalls dorthin. Am Ende haben wir noch die gleiche Krankheit!"
Ernsthaft fügt Norris hinzu, er sei bei der Formel-1-Veranstaltung zwiegespalten: "Ich persönlich wäre lieber zuhause und würde mich auf die Saison vorbereiten wollen. Ich mag solche Sachen nicht. Ich suche nicht die Öffentlichkeit. Ich will mich lieber entspannen und meinen eigenen Kram machen. Aber es gehört eben zum Job dazu. Unterm Strich kann ich mich also nicht beschweren."
Alles auf einmal: Ein guter Ansatz für die Formel 1?
Letzteres gilt laut Alpine-Mann Esteban Ocon auch für die Formel-1-Fans, denn die bekommen an nur einem Abend alle zehn neuen Autodesigns serviert. "Als Fan freue ich mich darauf", sagt Ocon.
"Ehrlich gesagt ist es für einen Formel-1-Fan schon ziemlich schmerzhaft, jeden Tag ein neues Design zu sehen. Manchmal verpasst man das auch, weil man etwas anderes macht. So haben wir wenigstens einen Tag, an dem wir alle Autos sehen."
Rein subjektiv betrachtet liege die Veranstaltung jedoch "nicht ideal" im Terminkalender, "weil sie in eine stressige Phase fällt", sagt Ocon. "Wir müssen uns in diesem Zeitraum auf die Saison vorbereiten und trainieren. Aber so ist es besser organisiert."
Die Veranstaltung ist kein Ersatz, sondern eine Ergänzung
Wobei die Formel-1-Veranstaltung in London nicht etwa die individuellen Teampräsentationen ersetzt. Wenn, dann ist der eine Abend eine Ergänzung zum jeweiligen Programm eines Rennstalls, der sich noch selbst inszenieren wollen wird - so wie es traditionell im Frühjahr passiert: Jedes Team richtet eine eigene Launch-Veranstaltung aus, um vor allem seinen Sponsoren eine Bühne zu geben.
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Jordan 2005: Der EJ15 wird auf dem geschichtsträchtigen Roten Platz in Moskau bei wenigen Grad unter Null präsentiert. Vor dem Kreml posieren Tiago Monteiro und Narain Karthikeyan zu den Klängen einer Militärkapelle. Hintergrund: Das Team wurde kurz davor vom russisch-kanadischen Investor Alex Shnaider und dessen Midland-Gruppe gekauft. Fotostrecke
Das tut dem Abendtermin in London laut Norris aber keinen Abbruch. Er gehe von einer "tollen Veranstaltung" aus. Das scheine das Publikum ähnlich zu sehen, "so schnell, wie die Sache ausverkauft war", meint Norris. "Das ist toll für die Fans und eine große Sache für die Formel 1."
Hier schließt sich Mercedes-Teamchef Toto Wolff ausdrücklich an. Er halte es für eine "großartige Idee", alle Fahrer und Teams schon vor dem Saisonbeginn an einem Ort zu versammeln. "Es ist fast wie ein Rennwochenende", sagt Wolff. "Es wird einen großen Medienrummel geben. Wir kriegen neue Designs."
Werden die "Fake-Autos" zum Problem?
Aber: Neue Rennautos sieht man in London nicht. Auf dem Programm stehen lediglich die neuen Designs auf der Außenhaut der Fahrzeuge. Die Fahrzeuge selbst werden die 2024er-Autos sein.
Wolff glaubt aber nicht, dass das zum Problem wird: "Vielleicht sind ein paar Hardcore-Fans enttäuscht, nicht das finale Produkt zu sehen, aber die Wahrheit ist: Das Endprodukt sieht man ohnehin erst nach den Testfahrten."
Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur sieht das "genau wie Toto" und sagt: "Es ist ja nicht das erste Mal, dass Teams ihr Auto mit einem Vorjahresauto vorstellen. Und ich bin nicht sicher, ob man sich dabei wirklich die Details am Auto ansieht, die Unterboden-Kanten und dergleichen."
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"Wir haben in der Vergangenheit alle schon Fake-Teile gezeigt. Und es sind ja keine Fake-Teile, sondern einfach nur die Autos vom Vorjahr mit dem neuen Design. Das ist eben mehr eine Sache für die Fans, und es ist eine gute Sache. Wir sollten nicht alles kritisieren", meint Vasseur.
Wolff: Man muss den Dingen eine Chance geben
Der Ansturm auf die begrenzten Vor-Ort-Tickets gäbe den Veranstaltern recht, betont Wolff: "Binnen 40 Minuten war ausverkauft. Das darf man nicht vergessen. Zumindest die Fans sind also zufrieden."
Außerdem müsse man nicht alles mögen, sich aber trotzdem wenigstens einmal darauf einlassen, sagt Wolff: "Ich würde am liebsten auf Sprintrennen verzichten, aber die Daten sagen, dass die Fans Sprintrennen lieben. Fans mögen sowas. Die Formel 1 ist ein datengetriebener Sport. Und wenn die Daten sagen, es sieht gut aus, dann sollten wir es probieren."
Am Ende entsteht daraus womöglich sogar ein "kleiner Wettbewerb", wie Alpine-Teamchef Oliver Oakes erklärt. Ihm zufolge "haben wir [in London] alle sieben Minuten lang Zeit, um unser Auto vorzustellen. Vielleicht gibt es also einen Pokal für die beste Präsentation. Wir werden sehen."