Pierre Gasly als Mittelfeld-König: "Das ist halt die Geschichte meiner Karriere ..."

(Motorsport-Total.com) - Wie viel Unterschied nur ein Rennen machen kann, das zeigt Alpine in der Formel-1-Saison 2024: Denn durch die Plätze zwei und drei beim Grand Prix in Brasilien rückte das französisch-britische Team vom vorletzten Platz in der Konstrukteurswertung auf Rang sechs vor. Das bedeutet bares Geld für den Rennstall, der zuletzt vor allem durch die Aufgabe des eigenen Antriebsprojekts Schlagzeilen machte.

© Motorsport Images

Pierre Gasly bejubelt P3 beim Formel-1-Rennen in Brasilien 2024 Zoom Download

Doch da ist mehr als nur ein gutes Rennen, wie die aktuelle Qualifying-Form von Alpine beweist: Seit drei Grands Prix hatte das Team jeweils einen Fahrer unter den Top 10. Und das, nachdem zu Saisonbeginn beide Alpine-Fahrer schon in Q1 ausgeschieden sind.

Diese Trendwende führt Pierre Gasly auf "einige veränderte Parameter" am A524 zurück, "sodass wir die Reifen jetzt wirklich zum Funktionieren bringen. Damit hatte ich ein paar Probleme gehabt, zumal die Reifen sehr sensibel reagieren. Aber an den jüngsten Wochenenden ist es uns wirklich gelungen, die Reifen ins ideale Fenster zu bringen und alles herauszuholen."

Das könne aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Alpine noch immer ein im Vergleich zu schwaches Auto verfüge. Er selbst, sagt Gasly, sei bisher "nicht zufrieden" gewesen mit seinem Fahrzeug.

Begründung: "Es hat mir wirklich nicht das gegeben, was ich gebraucht habe. Jetzt, wo wir immer mehr Teile hinzufügen, kommen wir der Sache allmählich näher. Noch sind wir nicht da, aber es wird. Und hauptsächlich durch die Reifen sind uns zuletzt gute Fortschritte gelungen."

Was Gasly im Formel-1-Mittelfeld auszeichnet

Das (und die Wetterlage samt Rotphase im Rennen) hat dazu beigetragen, Gasly und seinen Alpine-Teamkollegen Esteban Ocon in Brasilien auf das Podium zu bringen. Und das hat Gasly einen interessanten Eintrag in der Formel-1-Statistik ermöglicht: "Es heißt, ich sei der einzige Fahrer, der mit Teams außerhalb der Top 5 fünf Podestplätze erreicht hat", meint Gasly.

"Das ist halt ein bisschen die Geschichte meiner Karriere im Moment: Wenn du Mittelfeld-Autos fährst, dann kriegst du jedes Jahr irgendwann einmal eine Chance. Ein, zwei Rennen bieten dir eine Möglichkeit. Dann musst du zur Stelle sein und diese Chancen nutzen. Das ist mir bei AlphaTauri/Toro Rosso immer gut gelungen."

"Aber du darfst dir dann eben auch keinen Fehler leisten. So wie in einer Saison wie der aktuellen: Es sieht zwar nicht danach aus, dass ein starkes Ergebnis drin ist für dich, aber du musst trotzdem vorbereitet sein."

Punktuell sei das im Erfolgsfall sehr zufriedenstellend für einen Fahrer. Aber letztlich wolle man immer mehr. Nämlich "ein Auto, das mir das viel häufiger ermöglicht", so Gasly. "Dann könnten wir konstanter um solche Positionen kämpfen. Ich jedenfalls fühle mich bereit dazu. Aber das ist ein anderes Thema."

"Derzeit kämpfe ich mit dem Auto, das ich habe. Nächstes Jahr werden wir eine stärkere Ausgangsbasis haben. Abgesehen davon habe ich schon ein Auge auf 2026, weil das eine große Chance für alle darstellt", meint Gasly.

Gasly: 2023 gibt Anlass zur Hoffnung in Las Vegas

Und was ist kurzfristig drin für Alpine, schon am Wochenende in Las Vegas? Gasly verweist auf sein "fantastisches Qualifying" im vergangenen Jahr mit Platz fünf. "Im ersten Stint im Rennen kämpfte ich dann mit George [Russell] um den dritten Platz. Danach wechselten wir auf die harte Reifenmischung und fielen in den letzten 30 Runden immer weiter zurück, weil wir furchtbares Graining hatten."

© Motorsport Images

Pierre Gasly im Alpine A524 beim Formel-1-Rennen in Baku 2024 Zoom Download

Doch die Erinnerung an die Las-Vegas-Premiere im Vorjahr muss laut Gasly nichts Schlechtes sein: "Ich weiß deshalb genau, auf was wir dieses Wochenende hinarbeiten müssen."

Mit Tsunoda in der Karaoke-Bar in Mailand

Und Gasly kommt betont erholt zu diesem Rennwochenende, weil er zuhause in Mailand in Italien noch eine kleine Willkommensparty für seinen ehemaligen Formel-1-Teamkollegen Yuki Tsunoda geschmissen hat: "Ich habe ihn mitgenommen auf einen Karaoke-Abend. Es gibt da einen netten Karaoke-Laden um die Ecke. Dort sind wir hin. Wir waren nur zu viert, aber wir hatten sehr viel Spaß."

Sie hätten einige Songs von Adele geschmettert, "ein bisschen Rap war auch dabei", sagt Gasly. "Es war eine schöne Stunde. Und meine Stimme war danach ziemlich weg. Also ja, wir hatten viel Freude."

Denn auch Tsunoda wohnt jetzt, wie Gasly, in der italienischen Großstadt. "Ich freue mich, dass er hierhergezogen ist", sagt Gasly. "Yuki ist einer meiner guten Freunde und ein echt toller Kerl. Ich bin mir sicher, wir planen bald noch mehr gemeinsame Aktivitäten."