Ralf Schumacher: Darum ist Toyota in der Formel 1 "krachend gescheitert"
Ralf Schumacher erklärt im exklusiven Interview, warum Toyotas Herangehensweise in der Formel 1 nicht funktioniert hat und das Projekt letztendlich gescheitert ist
(Motorsport-Total.com) - Das Formel-1-Team von Toyota Anfang der 2000er-Jahre gilt gemessen am Budget als eines der erfolglosesten Projekte in der Geschichte der Königsklasse. Zwar brachten es die Japaner in acht Jahren in der Formel 1 zwischen 2002 und 2009 immerhin auf 13 Podestplätze.
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Ralf Schumacher hat nicht die besten Erinnerungen an seine Toyota-Zeit Zoom Download
Wenn man allerdings bedenkt, wie viel Geld Toyota in das Projekt investierte, ist es eine komplette Enttäuschung, dass man in all den Jahren nie ein Rennen gewann und in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft nie über den vierten Platz hinauskam.
Ralf Schumacher war zwischen 2005 und 2007 drei Jahre lang als Pilot selbst mit dabei und verrät im exklusiven Interview mit Motorsport-Total.com, warum das Milliardenprojekt der Japaner nie die gewünschten Erfolge erzielte.
"Toyota ist aus meiner Sicht krachend gescheitert, weil deren Erfolg im Automobilbereich war, [immer] die gleiche Qualität herzustellen", verrät der sechsmalige Grand-Prix-Sieger und erklärt, so sei Toyota im Kerngenschaft "über Jahrzehnte hinweg" erfolgreich gewesen.
"Qualitätssicherung war bei denen Positionswechsel", so Schumacher, der erklärt: "Das hieß, jeder Ingenieur oder jeder Mitarbeiter sollte permanent rotieren, um sicherzustellen, wenn der eine ausfällt, dass der andere den Job einfach übernehmen kann, um die Qualität für den Kunden zu sichern."
Schumacher: Toyota misstraute dem Formel-1-Team
Dieser Ansatz ergebe "im Automobilbereich durchaus Sinn", betont Schumacher. Aber: "Wenn ich das aber in der Formel 1 versuche, dann wird es problematisch." Denn in der Formel 1 fresse diese Herangehensweise viel zu viel Zeit.
Schumacher erklärt: "Diese Leute müssen sich erst mal finden, das dauert eine Weile. Und dann müssen die zusammenarbeiten, und dann müssen sie auch noch lernen, gemeinsam erfolgreich zu werden. [...] Und das hat Toyota falsch gemacht."
Die ausbleibenden Erfolge wiederum führten laut Schumacher dann zu weiteren Problemen. "Dazu kam natürlich, weil es nicht so gut funktioniert hat, ein gewisses Misstrauen. Das hat dazu geführt, dass viele von Toyota aus Japan die europäische Seite überwacht haben", verrät er.
"Krachend gescheitert": Der teuerste Formel-1-Flop
Obwohl Toyota zu Beginn der 2000er-Jahre in der Formel 1 über viele Saisons eines der größten Budgets hatte, konnte das Team nie gewinnen. Weitere Formel-1-Videos
Denn die wichtigen Entscheidungen wurden damals in Japan getroffen, während das Tagesgeschäft wie der Bau der Autos in Köln abgewickelt wurde. Dort seien die Leute von der japanischen Seite dann "gezwungen" worden, "Berichte zu schreiben", erinnert sich Schumacher.
"Die haben ja mehr Berichte geschrieben, als darüber nachzudenken, wie wir schneller werden können. Das hat dann noch den finalen Stoß gegeben", so Schumacher, der Toyota nach der Saison 2007 schließlich verließ. Zwei Jahre später wurde das komplette Formel-1-Projekt eingestellt.
Einen ausführlichen Blick auf die Geschichte von Toyotas Formel-1-Team gibt es jetzt als Video auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de.