Jos Verstappen: Max hat's den negativen Journalisten aus England gezeigt!
Genugtuung bei den Verstappens: Vater Jos glaubt, die Kritiker haben seinen Sohn angestachelt - Timo Glock sieht ihn teilweise auf einer Stufe mit Michael Schumacher
(Motorsport-Total.com) - Im Red-Bull-Lager und bei Max Verstappen war die Laune ausgezeichnet nach der "Demonstration" von Brasilien, wie Motorsportberater Helmut Marko die Siegesfahrt seines Piloten nannte. Kein Wunder, machte Verstappen mit ihr am Sonntag doch seinen vierten WM-Titel in Folge so gut wie klar - und den ein oder anderen Kritiker nach eigener Meinung mundtot:
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Jos Verstappen schoss in Interlagos gegen die Kritiker seines Sohnes zurück Zoom Download
"Ich sehe gar keine britische Presse. Mussten die alle zum Flughafen? Oder wissen sie nicht, wo die Pressekonferenz ist?", lachte Verstappen nach dem Grand Prix in der Pressekonferenz.
Für Papa Jos Verstappen kam die Leistungsexplosion seines Sohnemannes jedenfalls zu keinem zufälligen Zeitpunkt: "Er hat heute gezeigt, wer der Beste ist. Und ich glaube auch, dass er sehr motiviert war, nach den negativen Journalisten aus England und den negativen Fahrern. Aber er hat heute sehen lassen, wer der Allerbeste ist", sagte der Niederländer bei Sky.
Kritik an Max? "Er wird nur besser werden dadurch"
Die Kritiker hätten seinen Sohn nur angestachelt und eine Art "Jetzt-erst-recht"-Mentalität provoziert: "Absolut. Ich denke, dass die ihn aus seiner guten Laune holen wollen, aber er wird nur besser werden dadurch", erklärte Verstappen senior, und stellte klar: "Ich bin sehr stolz, was er heute gezeigt hat. Ich glaube, die ganze Welt hat gesehen, wer der Allerbeste ist."
Auch Motorsportberater Marko war beeindruckt von der Leistung seines Schützlings: "Der war in einer eigenen Welt. Wenn er freie Fahrt hatte, ist er geflogen, Überholmanöver sensationell angesetzt." Vor dem Rennen hatte der Österreicher bei Sky noch vorhergesagt, "er fährt aufs Podium", aber mit dem Sieg hatte selbst Marko nicht gerechnet: "Das hat wieder alles gesprengt, und ist die richtige Antwort auf alles, was sich da in letzter Zeit abgespielt hat."
Teamchef Christian Horner stellte nach dem Auftritt in Sao Paulo hingegen klar: "Es gab natürlich viele Kommentare, die getätigt wurden, und Meinungen, die gegen Max, und die Art und Weise wie er fährt, ausgesprochen wurden. Und ich glaube, der beste Weg, um auf diese Kritik zu antworten, ist die Fahrt, die er heute vollbracht hat."
Horner über Verstappen: "So ein Fahrer ist er nicht"
Groß aufbauen musste Horner seinen Schützling nach dem vielen Gegenwind der letzten Wochen aber nicht, wie er verriet: "Man weiß schon, wann man einen Arm um ihn legen muss, aber so ein Fahrer ist er nicht. Er macht das mit sich selber aus. Seine mentale Resilienz ist groß, und das ist auch Teil der Stärke, die er hat", so der Brite. Die Erleichterung sei trotzdem groß gewesen: "Man konnte sehen, wie viel ihm das bedeutet hat. Ich denke nicht, dass ich ihn jemals so lebhaft auf dem Podium gesehen habe."
Doch was ist Verstappens Erfolgsgeheimnis, warum findet er bei Regen scheinbar so viel mehr Grip als andere Piloten? "Das ist diese unglaubliche Autokontrolle, und vor allem im Regen dieses Gespür. Er lotet das Limit weitaus mehr aus als jeder andere", schwärmte nach der Zieldurchfahrt Förderer Marko, und erinnerte sich: "Das war schon 2016 so, ein ähnliches Rennen, da fuhr er von Platz 16 auf Platz drei. Jetzt ist er Weltmeister, da fährt er auf Platz eins."
Vom 17. Startplatz aus gewann Verstappen am Sonntag: Vor ihm gelang das in der Formel 1 nur vier Fahrern, John Watson allerdings sogar zweimal. Nur drei Fahrer gewannen von noch weiter hinten in der Startaufstellung einen Grand Prix: Eben jener Watson 1983 in Long Beach (von P22!), Bill Vukovich 1954 bei den Indy 500 (von P19), die damals zur F1-WM zählten, und Rubens Barrichello 2000 am Hockenheimring (von P18).
Glock: Verstappen "als Rennfahrer" auf Stufe mit Schumi
Für Teamchef Horner stand nach Verstappens Galavorstellung am Sonntag jedenfalls fest: "Ich glaube wirklich, dass wir hier heute Zeuge einer der großen Fahrten in der Formel 1 waren." Und auch Sky-Experte Timo Glock zeigte sich nach der Zieldurchfahrt sehr angetan: "Also das ist schon außergewöhnlich. Heute wieder, keine Fehler, der Aggressivste da draußen, die meisten Überholmanöver natürlich dann auch hinbekommen, und das ist schon einzigartig", lobte der Deutsche.
Ob Verstappen deshalb aber schon in einem Atemzug wie Regenspezialist und Rekordweltmeister Michael Schumacher zu nennen sei? "Naja gut. Bis zu du den Weltmeistertiteln ist noch ein bisschen", so Glock: "Aber was die Qualitäten im Regen angeht, was die Qualitäten als Rennfahrer angeht, kann man das schon auf eine Stufe stellen. Er ist unfassbar gut, was er da im Rennen immer wieder hinbringt."