Diskussion um Formel-1-Fahrregeln: Sind Kiesbetten die Lösung?
In der Diskussion um die Fahrregeln in der Formel 1 räumen einige Fahrer ein, dass die asphaltierten Auslaufzonen Teil des Problems sind
(Motorsport-Total.com) - Spätestens seit den umstrittenen Rennszenen zwischen den WM-Rivalen Max Verstappen und Lando Norris bei den Grands Prix in Austin und Mexiko ist die Diskussion um die Fahrregeln in der Formel 1 wieder voll entbrannt. Im Fokus stehen dabei auch die asphaltierten Auslaufzonen, die mittlerweile auf den meisten Strecken zum Standard gehören und die die kontroversen Szenen zwischen Verstappen und Norris in den vergangenen beiden Rennen erst möglich gemacht haben.
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Kiesbetten könnten kontroverse Szenen nach Ansicht der Fahrer verhindern Zoom Download
Und so wünscht sich der eine oder andere Fahrer die unbefestigten Streckenränder zurück, damit solche Situationen gar nicht erst entstehen. "Es wäre schön, wenn es wieder die alten Strecken gäbe. Kiesbetten oder so etwas", sagt Mercedes-Pilot Lewis Hamilton.
Als einer der dienstältesten Piloten im aktuellen Formel-1-Feld hat der siebenmalige Weltmeister in seiner mittlerweile 18-jährigen Karriere in der Königsklasse miterlebt, wie sehr sich die Rennstrecken abseits des eigentlichen Kurses verändert haben.
Veränderte Streckenränder beeinflussen Renndynamik
"Als ich angefangen habe, gab es noch nicht diese großen Auslaufzonen, sodass man am Anfang wirklich das Limit finden musste", sagt er. "Man konnte nicht über das Limit hinausfahren, von der Strecke abkommen und wieder zurückkommen."
Doch mittlerweile sind die Kiesbetten auf vielen Strecken verschwunden und durch Asphaltflächen ersetzt worden, die Fahrfehler kaum oder gar nicht bestrafen und es den Fahrern ermöglichen, sich in Zweikämpfen abseits der eigentlichen Strecke zu verteidigen.
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1. Bahrain: Wie im Vorjahr gelingt Sergio Perez auch 2024 der Sieg beim Formel-1-Auftakt in Sachir. Der Mexikaner gewinnt vor den beiden Ferraris, die mit einem doppelten Podium in das Jahr starten. Stand: 1. Perez (25), 2. Sainz (18), 3. Leclerc (16), 4. Russell (12), 5. Norris (10). Fotostrecke
"Zu Fernandos [Alonso] Zeiten und davor konnte man nicht über das Limit gehen. Dann war man im Kiesbett. In Pouhon, der zehnten Kurve in Spa, gab es direkt hinter dem Randstein Gras und Kies, was definitiv ein Problem war, wenn man in eine solche Kurve fuhr", erinnert sich Hamilton. "Das war die größte Veränderung."
Hasmilton und Ocon fordert Rückkehr zu Kiesbetten
Auch Alpine-Pilot Esteban Ocon glaubt, dass eine andere Art der Streckenbegrenzung für besseres und faireres Racing sorgen würde. "Das erste Problem ist die Strecke. Wenn man Gras oder Kies verwenden würde, wäre es etwas ganz anderes."
Dass Schotter eine Lösung sein kann, hat das diesjährige Rennen in Spielberg gezeigt. Nachdem dort an neuralgischen Stellen neben den Randsteinen schmale Kiesstreifen angelegt wurden, gab es deutlich weniger Strafen wegen Überschreitens der Streckenbegrenzung.
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"Wir haben auf dem Red-Bull-Ring viel weniger Überholmanöver auf der Außenseite von Kurve drei gesehen als an Stellen, an denen man leicht überholen kann, wie in Kurve 12 in Austin", sagt Ocon.
Magnussen plädiert für grundlegende Änderungen im Streckendesign
Nach Gesprächen zwischen Fahrern und dem Automobil-Weltverband FIA am vergangenen Wochenende in Mexiko wurde für das Wochenende des Grand Prix von Katar ein Treffen anberaumt, bei dem versucht werden soll, die Regeln zu überarbeiten und alle offensichtlichen Grauzonen zu beseitigen.
Haas-Pilot Kevin Magnussen hält dies für dringend notwendig. "Es gibt so viel Raum, um diese Regeln auszunutzen. Man muss ein bisschen umdenken und zu den Grundlagen zurückkehren", sagt er. Und er ist sich mit seinen Konkurrenten einig, dass das Streckendesign ein entscheidender Faktor für Verbesserungen ist.
"Die Strecken machen es unglaublich schwer, weil es so viel Strömung gibt und man gar nicht merkt, dass man rausfährt", sagt er. "Wenn man gegeneinander fährt, ist es zu einfach, nur auf der Außenseite zu bleiben. Dann versucht man, den Frontflügel am Scheitelpunkt vorne zu haben, dann wieder am Ausgang und dann versucht man, es so aussehen zu lassen, als ob man rausgeschoben worden wäre."
"Das ist schade. Wenn man auf der Außenseite der Strecke Kies oder so etwas hinlegt, könnte das helfen. Und auf solchen Strecken sollte man es einfach den Fahrern überlassen", so der Däne. "Man sollte ein paar Regeln aufstellen, wie zum Beispiel das Ausweichen beim Bremsen und das Reagieren auf die Bewegungen des nachfolgenden Autos. Ich denke, das muss es geben. Aber das große Problem sind die Strecken."