Horner verrät: Alonso wollte 2009 auf Red Bull Weltmeister werden
Fernando Alonso und Red Bull, das wäre mehrmals beinahe was geworden: Christian Horner gibt spannende Einblicke in die Verhandlungen und enthüllt pikante Details
(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso feiert am Wochenende seine 400. Grand-Prix-Teilnahme, wenngleich es erst der 397. Start für den Spanier wird, der in Belgien 2001, Indianapolis 2005 und Russland 2019 nicht starten konnte. Gefahren ist Alonso in seinen über 20 Jahren Formel 1 für fünf verschiedene Teams, für manche sogar mehrfach.
Zur Ehe mit Red Bull kam es allerdings nie, obwohl es zu unterschiedlichen Phasen in der Karriere des Doppelweltmeisters immer wieder Verhandlungen mit dem Rennstall aus Milton Keynes gab, wie Teamchef Christian Horner anlässlich des Alonso-Jubiläums in Mexiko ausplauderte:
"Er ist ein beeindruckender Wettkämpfer", huldigt der Brite Alonso, und verrät: "Am Ende seiner Zeit bei McLaren, der ersten bis 2008, erinnere ich mich daran, wie ich nach Madrid gereist bin und gedrängt habe, ihn ins Auto zu bekommen. Wir wollten einen Zweijahresvertrag machen, aber er war nur bereit für ein Jahr zu unterschreiben."
Hätte Alonso die schwächelnden Brawns noch abgefangen?
Horners Vermutung: "Wir waren davon überzeugt, dass er zu diesem Zeitpunkt schon einen Ferrari-Vertrag in der Hinterhand hatte. Also haben wir keinen Deal gemacht." Im Nachhinein bitter für beide Seiten, wie Horner heute findet: "Wäre er 2009 zu uns gekommen, hätten die Dinge vielleicht etwas anders ausgesehen."
Kurios: "Selbst zu Mitte der Saison 2009 war er noch davon überzeugt, dass er immer noch den Titel in diesem Jahr gewinnen könnte, wenn er für uns ins Auto steigen würde", sagt Horner. Hintergrund: Brawn GP startete damals hochüberlegen in die Saison, Jenson Button gewann sechs der ersten sieben Rennen - wegen des mangelnden Budgets nach der Teamübernahme von Honda, gab es jedoch keine Weiterentwicklung.
Brawn brach dramatisch ein: Button holte nur noch zwei Podestplätze in der zweiten Saisonhälfte, doch das rausgefahrene Polster reichte, um sich den Titel letztendlich mit elf Punkten Vorsprung auf den noch jungen Sebastian Vettel im Red Bull zu sichern. Alonso indes fuhr schon die zweite Übergangssaison für Renault, holte nur ein Podium, und wechselte dann tatsächlich zu Ferrari.
Nach Perez-Cockpit erkundigt: Auch 2024 noch Gespräche
Bei der Scuderia musste er sich jedoch Vettel, und vor allem den Wunderautos von Stardesigner Adrian Newey, geschlagen geben, die ab 2010 das Maß aller Dinge in der Formel 1 waren. Dem nächsten Flirt mit Alonso tat das aber keinen Abbruch, wie Horner verrät, ganz im Gegenteil: "Ich erinnere mich, wie ich mich mit ihm und Adrian auf dem Rücksitz eines Mietwagens am Flughafen von Spa getroffen habe."
"Ich denke, das war so um 2011 oder 2012 rum, und ob er von Ferrari rüberkommen möchte", sagt Horner. Auch damals kam es zu keinem Deal, wenngleich Alonso in Zukunft zumindest mit Newey zusammenarbeiten wird, der nach seiner Kündigung bei Red Bull 2025 beim aktuellen Aston-Martin-Team des Spaniers anfangen wird.
Das Traumduo Alonso/Newey hätte aber auch Horner in der Neuzeit abermals in seinen Reihen haben können, denn Anfang dieser Saison wurde der Routinier erneut heiß bei den Bullen gehandelt: "Nun, zu dieser Zeit war Sergios Vertrag noch nicht verlängert, und Fernando ist ein erfahrener und raffinierter Kerl. Er will immer alle seine Optionen kennen, und er und sein Manager, oder Berater, Flavio, sie sondieren immer den Markt."
Für Horner ein absolut natürlicher Vorgang, zeige er doch nur "wie hungrig und wettbewerbsfähig er ist. Und er liefert auch immer noch ab, mit 42. Ist er 42? 43! Er ist nach wie vor in großartiger Form, und zeigt, dass Alter nur eine Zahl ist. Also ja, er ist immer noch ein sehr fähiger Grand-Prix-Pilot, und mit den richtigen Werkzeugen wäre er, da bin ich mir sicher, an der Spitze."
Von Alonsos Ausdauer ist der Red-Bull-Teamchef schlichtweg beeindruckt: "Seine Langlebigkeit ist einfach unglaublich, genauso wie seine Wettkampfstärke. Aber auch die Statistiken, gemessen an seinem Talent und seinen Fähigkeiten", so Horner, der findet: "Zwei Weltmeistertitel werden ihm nicht gerecht. Er sollte mehr haben als das."