McLaren stichelt gegen Red Bull: Norris-Narrativ schlimmer als Schimpftiraden
McLaren kritisiert Helmut Marko für seine Aussagen über Lando Norris - Mentale Kriegsführung sei schlimmer als Schimpfwörter in Pressekonferenzen
(Motorsport-Total.com) - Als Max Verstappen in Singapur bei einer Pressekonferenz das F-Wort herausrutschte, wollte der Automobil-Weltverband FIA eigentlich sein Image aufpolieren und Schimpfwörter bei Formel-1-Übertragungen eindämmen. Doch ist eine solche Entgleisung schlimmer als die psychologische Kriegsführung im Kampf um die Weltmeisterschaft? McLaren-Teamchef Andreas Stella kritisiert Red-Bull-Berater Helmut Marko für dessen Äußerungen gegenüber Lando Norris.
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Lando Norris und Max Verstappen liefern sich ein heißes Duell um den Titel Zoom Download
Eines darf man nie vergessen: Rennfahrer sind Menschen und Worte können schreckliche Dinge im Inneren einer Person auslösen, das gilt auch für Profisportler, deren Leben quasi auf dem Silbertablett der Öffentlichkeit präsentiert wird. Marko hat während des WM-Kampfes die mentalen Fähigkeiten von Norris in Frage gestellt und Stella findet das unter aller Sau.
Zwar waren Markos Äußerungen gegenüber Norris sehr subtil, doch kamen sie ausgerechnet nach den ehrlichen Aussagen des McLaren-Piloten in Italien, wie nervös er vor einem Rennen ist. Zudem habe Norris offenbart, dass er 2021, als er in die Formel 1 kam, unter Depressionen gelitten habe. Dementsprechend unfair findet McLaren die Angriffe von Marko.
Der McLaren-Geschäftsführer sagt, Marko habe die Formel 1 um "zehn bis fünfzehn Jahre" zurückgeworfen. Gegenüber dem Motorsport-Magazin behauptete Marko, Norris sei "mental nicht stark genug", um Verstappen im WM-Kampf zu schlagen. Gegenüber dem Telegraph verteidigte der Red-Bull-Berater später seine Wortwahl: Es sei nicht um die mentale Gesundheit gegangen, sondern um "Erfahrung und Reife".
Dennoch spielt die mentale Verfassung der Fahrer in der Formel 1 eine immer größere Rolle. Lewis Hamilton hat sich geöffnet und über seine Depressionen gesprochen, auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff kämpft mit einer psychischen Erkrankung. Für Stella hat Marko eine Grenze überschritten und es "verpasst", die Wichtigkeit der psychischen Gesundheit in den Vordergrund zu stellen.
"Und dann hört man von Helmut so etwas, das macht die Arbeit von über 20 Jahren in einem Kommentar einfach kaputt", so der Teamchef weiter. "Max wurde für seine Schimpftiraden kritisiert. Aber das ist viel schlimmer als ein böses Wort zur falschen Zeit am falschen Ort. Ich habe mit großartigen Fahrern gearbeitet und jeder war völlig anders, aber immer außergewöhnlich"
Auch andere große Fahrer hätten ihre Probleme gehabt, wenn es mal nicht so gut lief, auch ein Michael Schumacher, für den Stella gearbeitet hat. "Ich habe oft gesagt, dass Michael immer sehr selbstbewusst wirkte, aber dieses Selbstvertrauen kam von der Arbeit mit dem Team. Er selbst war nicht immer so selbstsicher. Es kommt von der Arbeitsmoral und von dem, was man tut. Wenn du deinen Job machst und die Dinge gut laufen, wächst dein Selbstvertrauen. Und wir reden hier von Michael Schumacher, richtig?"