Erklärt: Warum junge Fahrer für die Formel-1-Teams kein Risiko mehr sind
Die jungen Nachwuchspiloten, etwa Lawson oder Colapinto, sind für die Teams kein großes Risiko mehr - Warum sie in der Formel 1 mittlerweile schnell zurechtkommen
(Motorsport-Total.com) - Sie steigen ins Auto ein und fahren in ihrem ersten Formel-1-Rennen direkt um die WM-Punkte: Die jungen Nachwuchspiloten sind für die Teams längst kein Risiko mehr. Mit Oliver Bearmann, Liam Lawson und Franco Colapinto haben drei junge Talente bewiesen, dass der Einstieg in die Königsklasse offenbar gar nicht mehr so schwer ist wie gedacht.
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Die jungen Talente (hier Liam Lawson) sind auf Anhieb schnell unterwegs Zoom Download
Und das, obwohl die Nachwuchspiloten aufgrund des Reglements und der Kostendeckelung nur selten am Steuer eines echten Formel-1-Autos sitzen. "Ich weiß noch, dass man vor vielen Jahren testen konnte, wann immer man wollte, man hatte Testautos und solche Dinge", erinnert sich Lawson. "Das ist heute natürlich nicht mehr so."
Deshalb konzentrieren sich die Talente vor allem auf das Fahren im Simulator und die Arbeit hinter den Kulissen, mit den Daten und der Vorbereitung auf ein Rennen. Und das ist offenbar kein Nachteil mehr! "Jedes Team hat seinen eigenen Simulator, den es entwickelt und mit dem es versucht zu arbeiten. Im Grunde geht es darum, ihn so realistisch wie möglich zu machen", weiß Lawson.
"Wir verbringen schon in der Formel 3 und der Formel 2 viel Zeit als Ersatzfahrer, werden an die Arbeit in der Formel 1 herangeführt und bereiten uns auf ein Formel-1-Rennen vor", erinnert der Racing-Bulls-Pilot. Deshalb sei der Einstieg in die Königsklasse in den vergangenen Jahren deutlich leichter geworden.
"Das ist es, was den Fahrern am meisten liegt"
"Natürlich ist es immer eine Herausforderung und ganz anders [als andere Rennserien]", betont Lawson, der erinnert, dass in der Formel 1 kein Talent vom Himmel fällt. "Ich denke, es ist einfach die Arbeit, die wir hinter den Kulissen machen. Es gibt viele Dinge, die die Leute vielleicht nicht sehen."
"Man sieht hier sehr talentierte Fahrer, die sich durchsetzen", ergänzt McLaren-Pilot Lando Norris, der bereits seit 2019 in der Formel 1 fährt. "Man sieht viele Fahrer wie Liam [Lawson], Oscar [Piastri] oder Franco [Colapinto], die einen guten Job machen, sich gut qualifizieren und so weiter. Das ist es, was den Fahrern am meisten liegt."
Doch nicht nur gute Einzelergebnisse zählen, weiß Norris. "Wenn man sich die Formel 1 anschaut, geht es nicht nur um ein Wochenende. Es geht um 24 Rennen und eine ganze Saison, und es geht darum, das Auto über mehrere Saisons hinweg zu entwickeln."
Leistung der aktuellen Talente ist "beeindruckend"
"Es gibt viele Fahrer, die mit einem Formel-1-Auto schnell fahren können", findet der Brite und spricht dabei vom "einfachen Teil" einer Formel-1-Karriere. "Das ist es, wofür wir geboren wurden, wofür wir leben - so schnell wie möglich zu fahren."
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Der weitaus schwierigere Teil ist die langfristige Perspektive. "Es geht um die 24 Rennen, darum, nicht jedes Wochenende einen Unfall zu bauen, keine dummen Fehler zu machen, dem Team zu helfen und ein Teamleader zu sein", unterstreicht Norris.
"Und nicht nur auf diese Saison zu schauen, sondern auch auf das nächste Jahr und zu wissen, wann man Opfer für die nächsten Jahre bringen muss. Es gibt viele Dinge, die einen Fahrer zu einem kompletteren Fahrer machen und nicht zu jemandem, der einfach nur kommt und an einem Wochenende Leistung bringt", meint der McLaren-Pilot.
Ein guter F1-Fahrer ist nicht nur schnell
"Ich will diesen Jungs überhaupt nichts wegnehmen. Wenn man zum Beispiel sieht, wie Franco [Colapinto] mitten in der Saison so einen Job macht, dann ist das schon beeindruckend", lobt Norris. "Jeder erkennt das an, aber es ist eine andere Sache, das jedes Wochenende zu machen."
Es gehe vor allem darum, das Auto nicht zu beschädigen, insbesondere in einer Meisterschaft mit Kostendeckelung, wo es "noch schwieriger ist, ans Limit zu gehen und es überhaupt zu finden", weiß der WM-Zweite. "Man hat also diese Vor- und Nachteile, aber Formel-1-Fahrer zu sein bedeutet nicht nur, ein Auto schnell zu fahren."
Viel wichtiger sei es, seine Leistung immer abrufen zu können und dabei auch gut mit dem Team zusammenzuarbeiten. "Das macht einen guten Fahrer im Allgemeinen aus, nicht nur einen schnellen Fahrer", sagt Norris, der von den Leistungen der diesjährigen Rookies "trotzdem beeindruckt" ist.
"Ich spreche nicht davon, dass ich alt bin, aber diese jungen Fahrer wie Franco kommen in die Formel 1 und bringen so schnell das Niveau mit, das sie erreicht haben. Das hat verschiedene Gründe, auch Simulatoren und solche Dinge. Und die Vorbereitung, die man heute machen kann, ist fortschrittlicher als noch vor ein paar Jahren."