400. Formel-1-Rennen für Fernando Alonso: Kollegen zollen Tribut
In Mexiko knackt Fernando Alonso die Marke von 400 Formel-1-Rennen - Was diese Zahl ihm bedeutet und wie Fahrerkollegen seinen Einfluss einordnen
(Motorsport-Total.com) - Beim diesjährigen Grand Prix von Mexiko wird Fernando Alonso einen weiteren Meilenstein in seiner Karriere erreichen und sein 400. Formel-1-Rennen bestreiten - eine beachtliche Zahl, mit der er die ewige Statistik der meisten Grand-Prix-Starts vor Lewis Hamilton klar anführt.
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Mit 400 Formel-1-Rennen führt Fernando Alonso die Statistik klar an Zoom Download
Alonso, der seit mehr als 20 Jahren in der Königsklasse des Motorsports unterwegs ist, wird für seine Beständigkeit und sein Talent geschätzt. Doch während die Zahl beeindruckend ist, bleibt der zweifache Formel-1-Weltmeister bescheiden.
"Ich meine, es ist schön, und ich erkenne die Zahl an, aber das sind Statistiken, die mich nicht wirklich interessieren. Ich würde lieber die Hälfte dieser 400 Rennen fahren und noch eine Meisterschaft oder mehr Rennen gewinnen. Das sind die wichtigen Statistiken, die man erreichen möchte", sagt der Spanier.
Ein einzigartiges Vermächtnis in der Formel 1
Alonso startete seine Formel-1-Karriere 2001 bei Minardi und wurde schnell als eines der größten Talente der neuen Generation erkannt. Sein Durchbruch kam 2005, als er mit Renault seinen ersten Weltmeistertitel gewann und dabei Michael Schumachers jahrelange Dominanz durchbrach. Im Jahr darauf verteidigte er seinen Titel und wurde zum jüngsten Doppelweltmeister in der Geschichte der Formel 1.
Alonsos Karriere war von Höhen und Tiefen geprägt. Nach Erfolgen bei Renault wechselte er zu McLaren, kehrte zu Renault zurück, bevor er zu Ferrari ging, wo er erneut um den Titel kämpfte, aber letztlich in drei dramatischen Saisons Vizemeister wurde.
Nach einem weniger erfolgreichen zweiten Stint bei McLaren zog er sich 2018 aus der Formel 1 zurück, kehrte jedoch 2021 mit Alpine zurück und fährt seit 2023 für Aston Martin. In all den Jahren hat Alonso seinen Platz als einer der besten Fahrer der Geschichte zementiert, bekannt für seine Rennintelligenz und Vielseitigkeit.
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Niki Laudas erster Rücktritt ist ein Paukenschlag. 1979 wirft der zweimalige Weltmeister mitten während des Rennwochenendes in Kanada die Brocken hin. "Warum soll ich wie ein Trottel mit den anderen im Kreis fahren?", so seine Begründung gegenüber Brabham-Teamchef Bernie Ecclestone. Fotostrecke
Esteban Ocon, der 2021 und 2022 bei Alpine an Alonsos Seite fuhr, fasst dessen Vermächtnis perfekt zusammen: "Fernando atmet den Rennsport, er wacht auf und denkt an Rennen. Er hat nichts mehr zu beweisen, aber er liebt es einfach zu fahren. Er ist einer der besten aller Zeiten, das steht außer Frage."
"Ich habe wirklich viel von ihm gelernt, als ich neben ihm Rennen fuhr, über viele verschiedene Themen, auf der Strecke, außerhalb der Strecke, wie er Rennen fährt, wie er über den Tellerrand schaut", betont Alonso ehemaliger Teamkollege.
Dabei hebt er insbesondere das strategische Denken des Spaniers hervor: "Daran erinnere ich mich am meisten, wie er sich strategisch bewusst ist, wie sich die Dinge für ihn entwickeln und wohin er während des Rennens gehen muss. Das ist nicht leicht."
Körperliche und mentale Herausforderungen
Alonso, der in seiner Karriere zahlreiche Generationen von Formel-1-Autos und Technologien erlebt hat, reflektiert auch über die physischen Herausforderungen, die solch eine lange Laufbahn mit sich bringt: "Es ist nicht gut für den Rücken, den Nacken oder die Wirbelsäule, aber die Technologie hat sich weiterentwickelt."
Damit meint er etwa Sitze, Ausrüstung, Helme - alles, was den Komfort und die Sicherheit betrifft: "Alles hat sich für die Fahrer verbessert, und das ist eine gute Sache." Außerdem sei das moderne Fahren weniger physisch anstrengend als früher.
"Die Autos sind jetzt etwas freundlicher für den Fahrer. Es stimmt, dass die Bodeneffekt-Autos ein bisschen härter waren, aber das ist ein Teil der letzten zwei Jahre. Auch das Renntempo am Sonntag ist langsamer als in der Vergangenheit, wegen des Spritsparens und anderer Faktoren", analysiert der 43-Jährige.
Es seien vor allem die mentalen Herausforderungen und der ständige Druck, die die Fahrer - vor allem die jüngeren - am meisten belasten: "Man wird mental gefordert, und das ständige Reisen sowie der Druck, sind wahrscheinlich die Dinge, die einen am härtesten treffen und vielleicht irgendwann vom Rennsport abhalten."
Doch das hält Alonso nicht davon ab, weiterhin nach mehr zu streben, auch wenn er oft nur um die hinteren Plätze kämpft: "Es ist die Hoffnung, die einen antreibt."
"Auch wenn du um Platz 12 kämpfst, kannst du dem Team wichtige Einblicke geben, die für die Zukunft entscheidend sein könnten. Das ist es schon wert, und die Hoffnung, dass das nächste Jahr dein Jahr sein wird, hält dich am Leben und motiviert."
Viel Anerkennung von jungen Formel-1-Kollegen
Carlos Sainz, Alonsos Landsmann und selbst eine feste Größe in der Formel 1, zeigt großen Respekt vor dem, was Alonso erreicht hat. "Es ist verrückt, wenn man bedenkt, dass er schon in der Formel 1 war, als ich neun oder zehn Jahre alt war. Und jetzt, wo ich 30 bin, ist er immer noch hier", sagt der Spanier.
"Er ist immer noch hier, weil er es will, und er hat in seinem Alter immer noch so viel Talent und Geschwindigkeit, dass er sich erlauben kann, weiter zu entscheiden, was er mit seiner Zukunft und seinem Leben anfangen will, was in einem Wettbewerbsfeld mit 19 anderen sehr hungrigen, jüngeren Fahrern viel über ihn aussagt."
Sainz sieht Parallelen zwischen Alonso und seinem eigenen Vater, Rallye-Legende Carlos Sainz Senior, der mit über 60 Jahren immer noch erfolgreich Rennen fährt.
"Es zeigt, wie viel Leidenschaft und Hingabe sie für den Motorsport haben. Sie können ohne den Rennsport nicht leben. Mein Vater wacht jeden Tag auf und denkt an seine Dämpfer bei der Dakar, an seine Reifen und an sein Team", verrät Sainz.
"Und er ist 62 Jahre alt. Er könnte zu Hause entspannen und mit mir Golf spielen. Trotzdem entscheidet er sich, mitten in der Nacht drei Flugzeuge zu nehmen, um nach Marokko zu reisen und dort 24 Stunden lang ein Auto mitten in der Wüste zu testen, und übernachtet in nicht sehr guten Hotels, und er liebt es immer noch."
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2001: Minardi-Cosworth PS01 WM-Ergebnis: 23. mit 0 Punkten (17 Rennen) Fotostrecke
George Russell, der noch zu den jungen Fahrern der aktuellen Generation gehört, sieht in Alonso und auch in Lewis Hamilton Inspirationsquellen. "Fernando ist definitiv ein Kämpfer. Er konzentriert sich so sehr auf sich selbst und seinen Körper. Es ist für mich keine Überraschung, dass er in seinem Alter noch so weitermachen kann. Die Erfahrung, die er gesammelt hat, ist immens", schwärmt der Brite.
"Fernando und Lewis, diese Jungs geben mir die Inspiration, dass ich auch mit 40 noch weitermachen kann. Ich bin jetzt 26 und habe das Gefühl, dass ich noch gut 15 Jahre vor mir habe. Ich freue mich für ihn über diesen Meilenstein."
Alonsos Reflexion über die Formel 1 früher und heute
Gerne erinnert sich Alonso an die Formel 1 von früher zurück, als die Karrieren von Sainz, Russell und Ocon noch in den Kinderschuhen steckten. Auf die Frage, was er an den alten Zeiten vermisse, zögert er nicht: "Tankstopps, schnelle Autos am Sonntag, der Klang der Motoren, große Sponsoren, Grid Girls und Boys ..."
"Damals war das Marketing anders. Heute dreht sich alles um soziale Medien und solche Dinge. Früher ging es darum, mehr in der realen Welt zu sein", findet Alonso. Er gibt jedoch zu, dass die heutige Formel 1 professioneller und populärer ist, insbesondere dank der Maßnahmen, die Liberty Media ergriffen hat.
"Die Formel 1 ist jetzt in der ganzen Welt sehr beliebt, vor allem hier in den USA. Ich denke also, dass wir wahrscheinlich den besten Moment der Formel 1 erleben."
"Aber es stimmt, dass wir in der Vergangenheit, vor allem durch das Nachtanken, eine Menge strategischer Möglichkeiten hatten", ergänzt der Aston-Pilot, "zum Beispiel mit mehr oder weniger Sprit zu starten, drei Stopps zu machen, einen Stopp zu machen. Wir mussten nicht so viel managen, wie wir es jetzt tun."
Trotzdem blickt Alonso seinem 400. Rennen in der Königsklasse motiviert wie eh und je entgegen. "Diese Zahl zeigt meine Liebe für den Sport und die Disziplin, seit über 20 Jahren auf einem sehr hohen Niveau zu fahren", betont der Doppelweltmeister.
"Hoffentlich kann ich in Mexiko ein gutes Wochenende feiern. Auf die nächsten ... 400 werden es nicht werden, aber mindestens 40 oder 50 weitere in den nächsten zwei Jahren."