Tsunoda glaubt an Chance bei Red Bull, will dafür "perfekter Fahrer" sein
Yuki Tsunoda hat das Red-Bull-Cockpit für 2025 noch nicht abgehakt: Durch Liam Lawson zwar mehr Schärfe, aber keine grundsätzlich neue Dynamik in der Sache
(Motorsport-Total.com) - Trotz bestehender Verträge, bei Red Bull gehen die Spekulationen um die Besetzung des zweiten Cockpits neben Weltmeister Max Verstappen für 2025 munter weiter.
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Sergio Perez hat den Platz bei Red Bull, den Yuki Tsunoda gerne haben will Zoom Download
Die Teamverantwortlichen selbst heizten die Diskussionen in der Herbstpause der Formel 1 weiter an, und auch vor dem Großen Preis der USA in Austin legt Motorsportberater Helmut Marko nochmal nach: "Bei Checo ist die Inkonstanz das große Problem, mehr will ich dazu nicht sagen", erklärt Marko bei oe24, und erhöht damit weiter den Druck auf den Mexikaner.
Eine Situation, die intern natürlich auch nicht Yuki Tsunoda verborgen geblieben ist. Der Japaner jedenfalls wittert seine Chance für den Aufstieg ins A-Team und hat mit Blick auf eine Beförderung für 2025 noch nicht aufgegeben: "Ich muss mich einfach weiter beweisen, und einfach ein Fahrer sein, bei dem es nicht viele Dinge gibt, die man mir vorwerfen könnte", erklärt Tsunoda in Austin.
"Dass ich mich hier nicht verbessert hätte oder dort etwas fehlt, und ich deshalb kein Red-Bull-Fahrer sein kann. Ich versuche einfach so gut wie möglich ein perfekter Fahrer zu sein, danach strebe ich", erklärt der Japaner seine Herangehensweise.
Ein Ansatz, der seiner Meinung nach nun schon seit längerer Zeit auch die entsprechenden Früchte trägt: "Seit letztem Jahr, in der zweiten Saisonhälfte, oder zumindest dieses Jahr in der ersten Hälfte", habe er nun schon das Gefühl, den Entscheidern "mehr von den Schlüsselattributen zu zeigen, die sie sehen wollen".
Soweit, dass die letzten sechs Saisonrennen aber ein direktes Shootout zwischen ihm, Perez, und seinem neuen Racing-Bulls-Teamkollegen Liam Lawson seien, will Tsunoda dann aber doch nicht gehen: "Vielleicht mehr von außen (betrachtet). Aber für mich hat es sich eigentlich schon vom ersten Rennen in diesem Jahr so angefühlt, wie ein Shootout zwischen mir und Daniel: Wer wird vorne sein die ganze Zeit, und davon hängt der Vertrag für nächstes Jahr ab", so Tsunoda.
Tsunoda dankt Ricciardo und glaubt an Lawson
Seinem ehemaligen Teamkollegen trauert der Japaner trotz des für ihn positiv ausgegangenen Zweikampfes hinterher: "Er war ein sehr guter Teamkollege, und ich denke, auch der Fahrer, von dem ich am meisten gelernt habe, von allen Fahrern", bedankt sich Tsunoda beim Australier - und tat dies auch in Singapur persönlich: "Als wir nach dem Rennen in Singapur gesprochen haben, Auge in Auge, haben wir danke gesagt, dass wir uns wertschätzen. Das war emotional für mich, um ehrlich zu sein."
Durch seinen neuen Teamkollegen Liam Lawson, neben dem er bereits im Herbst 2023 für fünf Rennen fuhr, erwartet sich Tsunoda nun aber keine wirkliche Veränderung in der Dynamik - denn auch schon zusammen mit Ricciardo sei es neben dem teaminternen Zweikampf vor allem auch darum gegangen, gemeinsam Rang sechs in der Konstrukteurs-WM für die Racing Bulls einzufahren. Drei Punkte liegt das Team aus Faenza aktuell noch vor Haas.
"Liam ist ja nicht zum ersten Mal bei uns im Team, und wir haben beide schon ähnliche Situationen erlebt. Ich denke, es ist ziemlich klar, was wir erreichen wollen. Und ich glaube, das Team hat so entschieden, weil wir wirklich P6 in der Meisterschaft holen wollen", sagt Tsunoda, der jedenfalls vollstes Vertrauen in seinen zwei Jahre jüngeren Teamkollegen hat: "Ich bin mir sicher, Liam wird dafür auch einen guten Beitrag leisten."
Das gemeinsame Ziel sei jedenfalls die Priorität für den Saisonendspurt, erst danach kämen die persönlichen Perspektiven, wenngleich Tsunoda natürlich einräumt, dass jeder Fahrer in erster Linie seinen Teamkollegen schlagen will. "Das ist natürlich, und vielleicht hat es jetzt ein bisschen mehr Schärfe", sagt er in Bezug auf die anhaltenden Perez-Gerüchte.
Oberstes Ziel: Haas im Kampf um P6 hinten halten
Überbewerten will der Japaner diese aber auch nicht, denn: "Ja, mir ist bewusst, dass ein paar Dinge rumschwirren, aber es ist ja nicht so, dass ich sie wirklich mit meinen Augen vor mir auf dem Tisch liegen sehe", deutet er an, dass in der internen Red-Bull-Kommunikation wohl noch kein direktes Angebot für den Red-Bull-Job ausgelobt wurde: "Von meiner Seite aus, ich fokussiere mich einfach auf das, was ich tun muss", schiebt Tsunoda die Träumereien beiseite.
Dabei sei es vor allem wichtig, den Teambossen weiterhin kontinuierlichen Fortschritt in der eigenen Entwicklung zu demonstrieren: "Ich muss sicherstellen, dass ich ihnen zeigen kann, dass ich Potenzial habe, dass es noch mehr Spielraum gibt, was in Zukunft noch kommt", glaubt der 24-Jährige: "Man muss beweisen, dass man sich weiter verbessern kann. Ich denke, das ist das Wichtigste."
Weitere Argumente sammeln, um seine eigene Position zu stärken, möchte Tsunoda am liebsten gleich am Wochenende in Austin: Die Racing Bulls reisen in Texas jedenfalls mit einem neuen Unterboden an, der dem Team nach zuletzt schwierigen Rennen neuen Schwung verleihen soll: "Wir kommen hier sicher nicht wie eine Oma daher, wir pushen wie Hölle", lacht Tsunoda. Sein Rennstall sei einer derer "mit den meisten Upgrades diese Saison", wenngleich nicht alle immer funktionierten.
"Aber wir werden unseren Ansatz nicht verändern, um sicherzustellen, dass wir die Ziele erreichen. Und diesbezüglich sind wir zuversichtlich, haben gute Energie", sagt der Racing-Bulls-Pilot vor dem Ausritt in Texas - auf einer Strecke, die ein guter Indikator sei, um abzuschätzen, "ob wir noch weitere Schritte brauchen als die, die jetzt geplant sind. Oder ob wir mit dem aktuellen Plan okay sind bis Saisonende, in Relation zu unseren Gegnern."