• 10. Oktober 2024 · 19:36 Uhr

Das Miami-Mysterium: Woher kommt der Red-Bull-Absturz?

Miami war der erste Wendepunkt in der Saison von Red Bull: War der Formabfall ein Upgrade-Problem, eine Verschwörung oder ein Eingriff der FIA?

(Motorsport-Total.com) - Eines der größten Rätsel der aktuellen Formel-1-Saison ist der plötzliche Einbruch von Red Bull, die in China die Konkurrenz noch dominiert hatten, in Miami aber plötzlich im Hintertreffen waren.

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Ab Miami änderte sich das Kräfteverhältnis nachhaltig Zoom Download

Der Sieg von Max Verstappen in Schanghai war der damals vierte im fünften Saisonrennen. Wie im Sprint einen Tag zuvor fuhr der Niederländer mit einem Vorsprung von 13 Sekunden über die Ziellinie und war bis dahin in der Saison praktisch ungefährdet - abgesehen vom Ausfall in Australien. Und es gab wenig Anzeichen von außen, dass der RB20 nicht der Konkurrenz weit voraus sein würde.

Aber nur zwei Wochen später zeigten sich in Miami Probleme bei Red Bull, und Verstappen war nicht ganz glücklich mit der Balance des Autos. Da führte dazu, dass er in der Schikane den Poller überfuhr und so die Ereignisse des restlichen Rennens triggerte, die letzten Endes zum ersten Sieg von Lando Norris führten, der in seinem McLaren ein umfangreiches Upgrade hatte.

Von dem Moment an änderte sich die Story der Saison 2024. Zwar gewann Red Bull in Imola, Barcelona und Montreal, doch zu seinem alten Dominanzlevel, das man vor Miami gezeigt hatte, kam man nicht mehr zurück.

McLarens eigene Schritte lassen sich natürlich durch das Upgrade erklären, aber auch andere waren für Red Bull plötzlich eine Gefahr, was vorher nicht der Fall war - und das ist etwas schwieriger zu verstehen.

Es war ja nicht nur McLaren, die sich verbessert haben, sondern auch andere. Und es scheint, dass Red Bull einen Schritt nach hinten gemacht hat und sich davon bislang nicht erholt hat. Und das wurde noch nicht vollständig erklärt.


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Gegenüber Autosport, einer Schwesterpublikation von Motorsport-Total.com im Motorsport Network, sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner, dass es keine klaren Antworten gibt, wieso die Dinge ab dem Wochenende anders waren.

"Wenn man skeptisch wäre, würde man sagen, dass sich etwas geändert hat, weil wir keine Rennen mehr im Sauseschritt gewonnen haben", sagt er.

"Stefano (Domenicali, Formel-1-Boss; Anm. d. Red.) hat sich jedes Wochenende darüber beschwert, dass die TV-Zahlen schwinden, weil wir ein weiteres Jahr mit Max Verstappen und der Red Bull-Dominanz vor uns haben", so Horner. "Es wurde viel Druck ausgeübt und gesagt: 'Hört auf, Rennen mit 20 Sekunden Vorsprung zu gewinnen!'"

"Wenn man also ein Skeptiker und etwas paranoid wäre, dann würde man sagen, dass sich etwas geändert hat. Denn selbst wenn wir zu der Konfiguration des Autos zurückgekehrt sind, die wir zum Beispiel in China hatten, haben wir immer noch einige der gleichen Probleme, die wir erlebt haben."

"Aber es hat sich für jeden etwas geändert, möglicherweise. Aber ich habe noch nie in einer Saison einen so großen Unterschied gesehen. Offensichtlich müssen wir das in den Griff bekommen. Wir müssen es verstehen."

Was könnte sich verändert haben?

Fragen rund um das Wochenende sind nicht neu und viele Theorien sind bereits aufgetaucht, um die Sachlage zu erklären - aber nichts hat bislang ins Ziel getroffen.

Es gab keine Technische Richtlinie der FIA, die das Kräfteverhältnis hätte beeinflussen können. Wilde Verschwörungstheorien, wonach Red Bulls Formtief darauf zurückzuführen sei, dass es ein illegales asymmetrisches Bremssystem ausbauen musste, wurden von der FIA schon lange zurückgewiesen - und auch die konkurrierenden Teams glauben nicht, dass etwas Derartiges vor sich ging.

Red Bull selbst sagt, dass es keine offensichtliche Erklärung dafür gibt, dass es etwas an seinem Auto gemacht hat. Technikchef Adrian Newey war zu diesem Zeitpunkt noch im Team, und der RB20 war in Miami nicht mit neuen Upgrades ausgestattet, die unerwünschte Nebeneffekte gehabt haben könnten.

Es gab Andeutungen, dass der Formwandel durch eine geringfügige Anpassung der Reifen ausgelöst worden sein könnte - aber auch hier scheint es keinen eindeutigen Beweis zu geben.

Wenn wir uns eine ultimative Verschwörung ausdenken wollten, dann könnten wir uns vorstellen, dass in Miami eine geheime Änderung der Reifenkonstruktion stattgefunden hat, die den Teams, die mit dem ewigen Problem des Untersteuerns bei niedrigen Geschwindigkeiten zu kämpfen haben, vielleicht eine stärkere Vorderachse bietet.

Eine solche Änderung würde bedeuten, dass zuvor gut ausbalancierte Autos wie der RB20 dann zu viel Vorderachse hätten - was die Änderung der Balance-Charakteristik erklären würde, die das Heck instabiler macht.


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Das einzige Problem bei einer solchen Theorie über eine neue Reifenkonstruktion ist, dass sie gegen das Reglement verstoßen würde.

Artikel 10.8.3 des Technischen Reglements der Formel 1 besagt, dass die Konstruktionsspezifikation der Reifen spätestens am 1. September vor der Meisterschaft festgelegt werden muss, wobei die Mischungen bis zum 15. Dezember fertig sein müssen.

"Sobald die Reifenspezifikation auf diese Weise festgelegt ist, kann sie nicht mehr ohne die Zustimmung der Formel-1-Kommission geändert werden", steht darin weiter. "Ungeachtet dessen kann die FIA beschließen, die Spezifikation während der Meisterschaftssaison aus Sicherheitsgründen ohne Vorankündigung oder Verzögerung zu ändern."

Die letztgenannte Klausel hätte eine sofortige Änderung ohne Vorankündigung ermöglichen können, aber es gab keine Sicherheitsgründe, die einen solchen Schritt erforderlich gemacht hätten, und jede Änderung wäre wahrscheinlich öffentlich gemacht worden.

Auch Reifenhersteller Pirelli dementiert eine solche Änderung.

Da eine Änderung der Konstruktion also nicht möglich war, wurde die Aufmerksamkeit auf mögliche Reifendruckerhöhungen gelenkt, die das Bild in der Startaufstellung nach oben und unten verschoben haben.


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Eine Vermutung ist, dass der Vorteil von Red Bull zu schwinden scheint, wenn der Mindestdruck erhöht wird, um der zusätzlichen Belastung Rechnung zu tragen - insbesondere auf Hochgeschwindigkeitsstrecken.

Aber auch hier gibt es keine eindeutige Statistik, die in dieser Hinsicht hervorsticht und auf eine schrittweise Veränderung ab Miami hindeutet, wie die folgende Tabelle zeigt.


Mindest-Startdrücke 2024 Fett: Rennen mit Red-Bull-Sieg


Bahrain 22/19
Saudi-Arabien 24/21 Australien 24/21,5
Japan 25/23
China 26/22 Miami 25/21,5
Imola 25,5/22 Monaco 20/19
Kanada 23,5/20,5
Spanien 25,5/21 Österreich 23/20 Großbritannien 26,5/23,5 Ungarn 22/20 Belgien 26/24,5 Niederlande 25/22,5 Italien 25,5/23,5 Aserbaidschan 26,5/25,5 Singapur 22/20

Pirellis Formel-1-Leiter Mario Isola sagt, dass sein Unternehmen immer versucht, die Zahl der Fälle zu minimieren, in denen der Druck erhöht werden muss - aber es kämpft auch immer mit der Leistungssteigerung der Auto.

"Jedes Jahr, wenn wir eine neue Konstruktion homologieren, ist das Ziel, eine neue Konstruktion mit neuen Materialien und neuen Konzepten im Inneren zu haben, um einen stärkeren Reifen zu haben", sagt er. "Das bedeutet nicht schwerer, sondern ein belastbarerer Reifen bei gleichem Druck."

"Wir versuchen also, den Druck so niedrig wie möglich zu halten, weil man mit einem niedrigeren Reifendruck natürlich die Aufstandsfläche des Reifens optimiert. Aber jedes Jahr steigern die Teams die Leistung, während wir den Reifen homologiert haben."

"Vielleicht beginnen wir die Saison mit einem niedrigeren Druck, aber dann müssen wir im Laufe der Saison mit dem Reifendruck auf die steigende Leistung reagieren", so Isola.


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Auf die Frage, ob es möglich sei, dass sich kleine Änderungen des Reifendrucks bei verschiedenen Rennen unterschiedlich auf die verschiedenen Autos auswirken könnten, sagt er: "Das hängt davon ab, wie man das Auto konstruiert."

"Das Design des Autos ist wichtig, und das mechanische Design und das Aero-Paket jedes Autos beeinflussen das Verhalten der Reifen auf eine etwas andere Weise. Wenn wir eine neue Konstruktion homologieren, schicken wir den Teams deshalb eine Menge Daten."

"Es gibt eine Liste von Daten in der Technischen Richtlinie, die von der FIA zur Verfügung gestellt wird, das ist eine riesige Menge an Informationen, die sie brauchen, um das Auto für das nächste Jahr zu entwickeln."

Aero-Phänomen

Es gibt zwar noch keine eindeutige Antwort auf die Frage, was in Miami mit Red Bull passiert ist, aber vielleicht kommt die Wahrheit im Laufe der Saison ans Licht, wenn das Team Antworten auf die Empfindlichkeiten ihres RB20 findet.

In Miami war die einzige Änderung, die Red Bull an seinem Auto vornahm, die Entfernung einer Stütze für den Edge Wing, womit man hoffte, ein wenig Gewicht zu sparen.

Aber wenn Red Bull die Daten seines Autos und die Ergebnisse aus dem Windkanal und den Simulationen genauer unter die Lupe nimmt, kommt vielleicht etwas anderes heraus, das erklärt, was wirklich passiert ist.


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Diese Wahrscheinlichkeit scheint sich zu erhöhen, wenn das Team die Eigenschaften seines Autos genauer untersucht und neue Ereignisse ihm die Möglichkeit geben zu verstehen, woher die Schwächen kommen.

Wie Horner erklärt: "Ich denke, dass es einige Unzulänglichkeiten in den Werkzeugen gibt, die wir hatten, und als wir anfingen, die Aerodynamik dieser Regeln zu pushen, haben wir die Korrelation zwischen Strecke und Auto verloren."

"Ich denke, erst als in Monza der Abtrieb vom Auto kam, wurde deutlich, woher die Probleme kamen."

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