Toto Wolff über Silverstone 2021: Es war ein Fehler, Jos nicht anzurufen
Toto Wolff spricht über den Unfall von Max Verstappen 2021 in Silverstone und erklärt, warum ein Wechsel zu Mercedes aktuell kein Gesprächsthema mehr ist
(Motorsport-Total.com) - Es ist kein Geheimnis, dass Mercedes-Teamchef Toto Wolff und die Verstappen-Familie sich sehr gut verstehen. Obwohl Max in der Formel 1 für Red Bull an den Start geht, pflegt der Österreicher seit Jahren ein gutes Verhältnis zum Weltmeister und dessen Vater Jos.
"Ich glaube, wir hatten eine sehr gute Beziehung zueinander, seit Max auf dem Radar aufgetaucht ist", verrät Wolff und erklärt: "Ich glaube, unser Treffen in meinem Wohnzimmer in Wien war das erste große Formel-1-Treffen, das sie hatten."
Denn neben Red Bull war auch Wolff selbst an Verstappen interessiert, als dieser noch in den Nachwuchsserien an den Start ging. Doch weil er dem Niederländer damals kein Formel-1-Cockpit anbieten konnte, kam dieser schließlich mit den Bullen in die Königsklasse.
Trotzdem ist der Kontakt zwischen beiden Seiten nie abgerissen. Wolff verrät: "Wir hatten immer eine Vorstellung davon, wie die Dinge für sie und für uns funktionieren sollten. Und ich glaube, dass dieser Respekt voreinander immer geblieben ist."
Jos Verstappen kritisierte Wolff öffentlich
Die einzige Ausnahme habe es im Jahr 2021 gegeben. Damals kollidierte Max Verstappen beim Rennen in Silverstone mit Lewis Hamilton und musste anschließend ins Krankenhaus gebracht werden, während der Brite sein Heimrennen gewann.
Dass der Sieg von Mercedes später groß gefeiert wurde, kam bei Red Bull nicht gut an. Jos Verstappen kritisierte damals öffentlich: "Ein Fahrer war im Krankenhaus, und die haben auf dem Podium gejubelt, als wären sie gerade Weltmeister geworden."
Ihm habe nicht gefallen, "wie er sich verhalten hat", sagte der ehemalige Formel-1-Pilot damals in Richtung Wolff. Mit einigen Jahren Abstand gesteht der Österreicher: "Ich glaube, diese Saison [2021] hat uns allen sehr zugesetzt. Sie war so intensiv."
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"Jeder von uns hatte das Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung war. Was wirklich schiefgelaufen ist, ist, dass ich nach Silverstone einen Fehler gemacht habe. Ich habe Jos nicht am selben Tag angerufen, was ich hätte tun sollen", räumt der Mercedes-Teamchef ein.
"Aber ich habe ihn nicht angerufen, weil wir auch so wütend über die ganze Situation waren. Und weil mir Paul Monaghan in der Boxengasse gesagt hat, dass es Max gut geht. Und in gewisser Weise habe ich mich auf diese Information verlassen", erklärt Wolff.
Wolff: Beziehung wieder komplett in Ordnung
So feierte er den Sieg von Hamilton, "anstatt zum Telefon zu greifen und Jos anzurufen, wie ich es all die Jahre zuvor getan hätte, und zu fragen: 'Ist Max okay?'" Für den Rest des Jahres habe die Beziehung darunter gelitten. Erst 2022 habe sich alles wieder normalisiert, so Wolff.
"Ich glaube, es begann mit dem Gespräch, das Jos und ich 2022 in Singapur hatten - und von da an konnten wir, weil wir ein ziemlich gleiches Verständnis vom Rennsport haben, sagen: Wir haben das [2021] nicht richtig gehandhabt", verrät Wolff.
Heute sie die Beziehung wieder "so gut, wie es am Anfang war", stellt er klar und erklärt, er habe auch kein Problem damit, auf der Strecke gegen Verstappen zu kämpfen. "Ich denke, die Rivalität war in all den Jahren ab 2016 oder 2017 immer gesund", betont er.
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Die einzige Ausnahme sei die Saison 2021 gewesen, doch davon abgesehen habe man im Rennen immer hart gegeneinander kämpfen und danach trotzdem zusammen etwas trinken gehen können. "So pflegen wir immer unsere Beziehungen", stellt Wolff klar.
"Ich mache mir also keine Sorgen. Wir sind Konkurrenten. Wir versuchen, uns gegenseitig zu schlagen. Manchmal wird es schwer sein, aber das ist in Ordnung", so der Österreicher, der in diesem Jahr sogar noch einmal versuchte, Verstappen einen Wechsel zu Mercedes schmackhaft zu machen.
Wolff stellt klar: Kein weiterer "Flirt" mit Verstappen
Doch im Sommer hakte er diesen Plan ab. Begründung damals: Man sei "über den Sommer gemeinsam zu der Übereinkunft gekommen, dass wir nicht warten sollten bis etwas passiert, bevor wir uns für 2025 festlegen." Kurz darauf bestätigte Mercedes Andrea Kimi Antonelli offiziell für das kommende Jahr.
Und ein weiterer Anlauf bei Verstappen ist erst einmal nicht geplant. "Wir lehnen uns zurück", sagt Wolff und erklärt: "Man muss Vertrauen in seine Fahrer haben." Man müsse seinen Piloten "die maximale Unterstützung" geben, "um erfolgreich zu sein."
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Deswegen liege sein kompletter Fokus aktuell darauf, in den kommenden Jahren mit Antonelli und George Russell erfolgreich zu sein. "Nur wenn es wirklich schiefläuft, wird man andere Möglichkeiten in Betracht ziehen", stellt Wolff klar.
Weiterhin mit Verstappen über einen möglichen Wechsel zu sprechen, sei für ihn so, "als würde man flirten, während man seine Beziehung zum Laufen bringt. Es funktioniert nicht, ich flirte nicht außerhalb", versichert der Mercedes-Teamchef daher.
"Nur wenn ich etwas ändern möchte oder eine Änderung in Betracht ziehe, würde ich das Gespräch [mit Verstappen] suchen. Und so ist es auch auf seiner Seite. Ich denke, wir sind uns in unseren Werten ziemlich einig", betont Wolff.