Helmut Marko über Andrea Kimi Antonelli: "Du kannst nicht alle haben"
Helmut Marko traut Andrea Kimi Antonelli Erfolge in der Formel 1 zu - Allerdings sei es noch viel zu früh, um bereits vom "Max Verstappen von Mercedes" zu sprechen
(Motorsport-Total.com) - "Der Speed hat mich beeindruckt", gesteht Helmut Marko, als er im exklusiven Interview mit Motorsport-Total.com über die ersten offiziellen Formel-1-Minuten von Mercedes-Talent Andrea Kimi Antonelli bei dessen FT1-Einsatz in Monza für die Silberpfeile spricht.
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Antonelli landete dabei zwar bereits nach gerade einmal zehn Minuten in der Mauer, zeigte bis dahin aber einen Speed, der auch Marko überzeugte. Einen Tag später bestätigte Mercedes Antonelli ganz offiziell als Nachfolger von Lewis Hamilton ab 2025.
Auf die Frage, ob Antonelli, der bei seinem ersten Formel-1-Rennen gerade einmal 18 Jahre alt sein wird, damit jetzt der Max Verstappen von Mercedes sei, gibt Marko allerdings eine zurückhaltendere Antwort und betont: "Max ist Max. Das muss er erst beweisen."
Parallelen zwischen den beiden gibt es durchaus. So kam Verstappen einst aus der Formel 3 direkt in die Formel 1, Antonelli seinerseits übersprang die Formel 3 und stieg in diesem Jahr direkt in die Formel 2 auf - und im kommenden Jahr in de Königsklasse.
Marko: Talent alleine ist keine Garantie
Auch Marko selbst habe Antonelli, der 2019 im Alter von gerade einmal zwölf Jahren ins Nachwuchsprogramm von Mercedes kam, "natürlich" auf dem Radar gehabt. "Aber du kannst nicht alle haben", grinst der Österreicher.
Zudem betont er, dass Talent alleine nicht ausreiche, um eine große Karriere hinzulegen. Selbst wenn ein Fahrer in jungen Jahren herausragende Leistungen zeige, sei es "immer noch mit Risiko behaftet", diesen dann auch bis in die Formel 1 zu bringen, so Marko.
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Der 81-Jährige, der unter anderem Sebastian Vettel und Max Verstappen förderte, erklärt: "Da gibt's so einen Fahrer, der verliert dann die Motivation, da kommt eine Freundin oder er verliert die Bodenhaftung. Hat es ja alles auch schon gegeben."
Daher sei es "keineswegs garantiert", dass ein großes Talent auch große Erfolge feiern werde, "und Antonelli muss jetzt einmal Resultate einfahren", betont Marko, der es grundsätzlich aber gut findet, dass Mercedes dem Italiener direkt die Chance im Werksteam gibt.
Marko: "Man muss den Jungen eine Chance geben"
In seiner Kolumne für Speedweek schreibt er: "Die GP-Einsätze von Oliver Bearman und speziell Franco Colapinto haben gezeigt, dass die Jungen bereit für den Aufstieg sind und die alte Philosophie einiger Teamchefs, man könne nur Fahrer mit drei, vier Jahren Erfahrung in ein Topteam befördern, überholt ist."
"Das hat Mercedes jetzt ja auch mit der Fahrer-Entscheidung für [Antonelli] bewiesen, genauso wie das Red Bull Racing schon in der Vergangenheit schon mehrfach gemacht hat", erinnert er und stellt daher klar: "Man kann also auf die Jugend setzen."
Fotostrecke: Red-Bull-Junioren in der Formel 1
Christian Klien (2004-2010): Mit Unterstützung von Red Bull debütiert der Österreicher 2004 bei Jaguar in der Formel 1. Nach der Übernahme des Rennstalls durch den Engergy-Drink-Hersteller fährt Klien auch 2005 und 2006 bei den meisten Grands Prix für das nun Red-Bull-Racing genannte Team an der Seite von David Coulthard. Ende 2006 scheidet Klien nach Streitigkeiten über einen Wechsel in die ChampCar-Serie aus dem Red-Bull-Kader aus. Später ist der Österreicher Testfahrer für Honda und BMW-Sauber und fährt 2010 drei Rennen für HRT. Fotostrecke
"Es ist ein gewisses Risiko, das aber überschaubar ist, und es ist es wert. Man muss den Jungen eine Chance geben, damit sie sich im GP-Auto beweisen können, nachdem sie die Nachwuchsleiter hochgeklettert sind", betont Marko.
Das Hauptproblem sei übrigens, dass der Weg in die Formel 1 "leider viel zu teuer" sei. "Das fängt schon im Kart an und zieht sich durch alle Klassen hindurch. Die FIA sollte da ansetzen und schauen, wie sie die Kosten in den Griff bekommt", fordert Marko.