"Welten" hinter McLaren: Red Bull will sich nicht auf zweite Plätze verlassen
Obwohl Max Verstappen den WM-Titel 2024 noch immer in der eigenen Hand hat, will Helmut Marko sich nicht darauf verlassen, ab jetzt überall Zweiter zu werden
(Motorsport-Total.com) - "Es ist der Schritt in die richtige Richtung, aber es reicht nicht", betont Helmut Marko nach dem zweiten Platz von Max Verstappen in Singapur in einem exklusiven Videointerview auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de. Denn zwar holte der Weltmeister mit P2 wichtige Punkte in der Fahrer-WM.
Doch im Ziel lag er gut 20 Sekunden hinter Sieger Lando Norris, der im ersten Stint des Rennens teilweise rund eine Sekunde pro Runde schneller war. "Wenn uns Norris neun Zehntel bis eine Sekunde pro Runde abnimmt, dann sind das Welten", betont Marko.
"Und man darf auch nicht vergessen: Im zweiten Stint war Leclerc auch gleich schnell wie Lando oder fast eine Spur schneller. Also für uns war der zweite Platz, würde ich jetzt fast sagen, wie ein Sieg und wir sind heilfroh, dass es nur sieben Punkte waren, die Lando [auf]geholt hat."
So geht Verstappen mit einem Vorsprung von noch immer 52 Punkten in die letzten sechs Saisonrennen, was bedeutet, dass nur noch er selbst in diesem Jahr aus eigener Kraft den Titel gewinnen kann. Wird er ab jetzt bei jedem Rennen (inklusive Sprint) Zweiter, ist er am Ende des Jahres Weltmeister.
Marko: "Monza war mehr als ein Weckruf"
Selbst wenn Norris gleichzeitig alle Rennen inklusive schnellster Runde gewinnen sollte, würde dem McLaren-Fahrer nach Abu Dhabi exakt ein Zähler fehlen. Auf solche Rechenspiele möchte sich Marko allerdings gar nicht erst einlassen.
"Sich nur darauf zu verlassen, Zweiter zu werden, das ist viel zu wenig", betont Marko und erklärt: "Monza war mehr als ein Weckruf." Dort war Verstappen nur Sechster geworden, und er selbst könne sich nicht erinnern, wann Red Bull einmal ein so schlechtes Rennen gehabt habe, so Marko.
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"Ich kann mich nicht erinnern, wann wir sowohl von der Strategie, vom Boxenstopp, vom Speed, also von allem her so daneben gelegen sind", betont er und erklärt: "Das Auto muss ein breiteres Arbeitsfenster bekommen - nicht, dass mit relativ geringen Änderungen die Performance kippt."
"Oder wenn Temperaturunterschiede von sechs, sieben Grad auch die Performance zum Kippen bringen." Zudem brauche man "mehr Speed und auch mehr Bandbreite, dass Max attackieren kann. Wir wissen ja, der braucht ein Auto, das vorne 'beißt', wie man im Englischen sagen würde."
Wie dringend braucht Red Bull den neuen Windkanal?
Mit den Anpassungen, die man nach Monza am Unterboden vorgenommen hat, sei es auch schon in die richtige Richtung gegangen. "Man hat sehr, sehr hart gearbeitet und hat gewisse Erkenntnisse gewonnen. Es war nicht ein komplett neuer Unterboden, sondern der war in Teilen neu", erklärt Marko.
"Aber ich glaube, das Entscheidende wird die Performance in Austin sein und da kommt noch einiges anderes", kündigt er an. Allerdings ist diese Frage, ob diese Teile dann auch wie erhofft funktionieren? Denn die Korrelation zwischen Windkanal und Strecke passte in diesem Jahr nicht immer.
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Auf Nachfrage bestätigt Marko: "Ein modernerer Windkanal würde helfen. Unser Windkanal ist ja ein Nachkriegsmodell, das die britische Armee noch errichtet hat. Und der hat natürlich seine Nachteile, also die Außentemperatur, er hat sehr lange Wege, die Aufwärmzeit und all das."
"Da sind wir bei weitem nicht mehr auf dem letzten Stand. Und ich hoffe, dass 2026 unser neuer Windkanal vielleicht schon in Betrieb gehen kann", so Marko. Bis dahin vergeht allerdings noch einige Zeit - in der sich Red Bull eigentlich keine größeren Fehlschläge mehr leisten kann.